Fast wäre alles gut gegangen. Dann krähte die eben noch mit einem BAMBI geehrte Helene Fischer am Ende der festlichen Sause in Berlin abschließend ins Mikrofon: „DAS WAR DIE ECHO 2013“. Das Publikum der Bambi-Verleihung 2013 guckte gequält amüsiert.
Von Günter Verdin Über http://www.verdinguenter.blogspot.com
Es hat sich unter den Fernseh-Zuschauern sicher bereits herumgesprochen: es gibt eine gute Alternative zum aufgeregten, sensationsdominierten und quotengeilen TV-Betrieb. Das ist Servus TV. Das Programm aus Salzburg ist zwar stets auch für ein Abenteuer gut, dessen Sinn sich dem Normalseher nicht ganz erschließt (etwa Sprünge aus dem Weltall), aber ist auch durch den detailverliebten redaktionellen Umgang mit der Flora und Fauna und dem menschlichen Leben geprägt. Zu einem der Markenzeichen von Servus TV gehört „Terra Mater“. In der jüngsten Folge der Dokumentationsreihe über „Das heimliche Leben der Hirsche“ lernten wir endlich Bambis Verwandte, die nordamerikanischen Weißwedelhirsche, kennen, die wegen ihres weissen Schwanzes so genannt werden. Walt Disney hat aus dem europäischen Reh ein Weißwedelhirsch-Kalb gemacht, was nichts daran ändert, dass Kindergenerationen sich die Augen wundgeweint haben, als Bambis Mutter erlegt wurde.
Im 4.000 Einwohner-Dorf Cayuga Heights im US-Bundesstaat New York leben die Weißwedelhirsche sozusagen auf Augenhöhe mit den Einheimischen, deren Gärten sie regelmäßig heimsuchen. Zäune helfen da nicht viel, weil die Hirsche über zweieinhalb Meter hoch springen können. Die Tiere sind widerkäuende Pflanzenfresser , brauchen drei Kilo Nahrung pro Tag, und da sie keine natürlichen Feinde haben, ist ihre Population auf 40 Hitsche pro Quadratkilometer angewachsen. Biologen haben die Tiere mit Minikameras und GPS-Sendern ausgestattet, was faszinierende Einblicke in das Leben der Hirsche ermöglicht. Feindliche Auseinandersetzungen gibt es nicht nur zwischen brünftigen Hirschen, sondern auch unter den Weibchen. Die Natur stillt nicht immer unser Harmoniebedürfnis wie etwa die putzigen Bilder von der innigen Freundschaft zwischen Mensch und Hirschkuh, die nach ihren Ausflügen in die Wildnis immer wieder ans häusliche „Buffet“ zurückkehrt.
Weißwedelhirsche haben, im Unterschied zu den Rehen, einen weißen Wedel, den sie bei Gefahr aufstellen
Von Günter Verdin
Es muss wohl schon ein (zweitägiger) „Spenden-Marathon“ sein, um in Deutschland Herzen und Börsen für soziale Anliegen zu öffnen. Der gute Zweck heiligt sogar die Rekordsucht : in einem wie üblich völlig unsinnigen Weltrekordversuch läuft der Sänger und Ausdauersportler Joey Kelly seit Beginn der RTL-Aktion „Wir helfen Kindern“ eine ihm entgegenfahrende Rolltreppe hinauf. Rekordverdächtig ist auch der bis Donnerstagnacht in der längsten Charity-Sendung im deutschen Fernsehen (RTL-Eigenlob) erzielte Spenden-Zwischenstand in Höhe von über fünfeinhalb Millionen Euro .
Auch Günther Jauch konnte mit seinen prominenten Kandidaten in seiner Quiz-Show „Wer wird Millionär?“ ein erkleckliches Sümmchen für die gute Sache beisteuern. Wobei die Komikerin Cindy aus Marzahn in ihrer typischen rosafarbenen Schweinchen -Dick-Kostümierung der routinierten Abfragerei Jauchs mit witzigen Kommentaren gegensteuerte.
Schließlich erzielte sie, nachdem sie regelwidrig Oliver Pocher zweimal als Telefonjoker bemüht hatte, 125.000 Euro Gewinn. Jauch selbst errang bei Jauch sogar 500.000 Euro. Es war schon sehr komisch anzusehen, wie der grenzgeniale Parodist Michael Kessler als Double des Quizmasters auf köstlich umständliche Art die Lösung der Fragen herzuleiten versuchte . Frage des Original- Günther Jauch , der bekanntlich nicht nur in RTL, sondern auch in der ARD moderiert, an seinen Doppelgänger: „Verdient man eigentlich bei der ARD mehr, oder bei RTL?“ Antwort : „Nein, bei Pro7.“
Erhellend war der Fernsehabend übrigens auch in Bezug auf das Phänomen der Gleichzeitigkeit: Kessler war nicht nur bei Jauch in RTL, sondern auch im Talk mit Markus Lanz im ZDF zu sehen. Da beide Sendungen aufgezeichnet wurden, hätte der Comedian gut auch noch bei der Bambi-Verleihung in der ARD auftauchen können, was wir nicht bestätigen können, weil wir nicht gleichzeitig alles sehen können.