#Got_to_dance: echte Tränen für echte Talente

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Der dem Einkaufswagen entfleuchte Engel David Pereira

Was für eine Show! Mit TV-Tanz-Casting-Shows sind zur Zeit nicht nur im deutschsprachigen Raum tolle Einschaltquoten zu erzielen. „Got To Dance“ , abwechselnd auf Pro7 und SAT1 zu sehen, bietet auch in der jüngsten Staffel ein Forum für die zahlreichen Ausnahmetalente, die in der Bundesrepublik sonst eher im kleinen Kreis ihrer Freude an geformter, ästhetisch inspirierter Bewegung Ausdruck verleihen.

Aus einem schier unerschöpflichen Pool hochbegabter Tänzerinnen und Tänzer wählt die Jury schließlich den besten Dance Act Deutschlands. Dieser Titel ist mit einer hübschen Siegprämie in Höhe von 100.000 Euro verbunden. Im letzten Jahr siegte das auf erwachsen dressierte Standardtanz-Pärchen Veronika und Daniel, damals beide 13 Jahre jung, was wieder einmal die alte Show-Regel bestätigte: gegen Kinder und Tiere müssen Erwachsene auf der Bühne fast immer abstinken.

DIE FERNSEHEN-SHOW

Die von mir früher schon geäußerten Einwände ( siehe Berichte unten) gelten auch für die neue Staffel: die Wirkung von schönen Lichteffekten, guten Kamera-Perspektiven und frappierenden Slow-Motion-Takes wird geschmälert durch eine hektische Schnitt-Dramaturgie, die kaum ein Verweilen kennt. Auch sonst ist die Präsentation von hektischem Durcheinander gekennzeichnet: ein peinlicher Conférencier und eine nette Moderatorin dienen als Pausenfüller, zwischendurch gibt es Einblendungen aus dem privaten Umfeld der Teilnehmer und aus dem Pausenraum, dann wieder dürfen ausgewählte Zuschauer pärchenweise in Großaufnahme Erstaunen mimen („Wie geil ist das denn?“), was nur noch durch die Kommentare des sonderbaren Jurors Howard Donald getoppt wird der Art:“ Das ist der Hammer!“

DIE JURY

Die Kommentare von der zweifachen Deutschen Juniorenmeisterin der rhythmischen Sportgymnastik Palina Rojinski und der Choreografin Nikeata Thompson haben gegenüber der ersten Staffel im Vorjahr deutlich an Substanz gewonnen. Auch ihre zum Teil tränenreiche Reaktion auf außerordentliche Leistungen wirkt nicht aufgesetzt und sympathisch. Dass sich die beiden Damen dann auch hin und wieder dazu hinreißen lassen, mit den Kandidaten in einen kleinen Tanz-Battle zu treten, gibt der Show Authentizität und hebt die Trennung zwischen Beurteilern und Beurteilten fallweise auf.

Auch der eher schwerfällig wirkende, nichtsdestotrotz sympathische Ex-„Take That“-Sänger und Choreograf (?) Howard Donald gibt manchmal den Tanzbär, fällt aber vor allem durch nichtssagende Kommentare und krasse Fehlentscheidungen auf. Zum Beispiel votete er gegen ein possierliches, hochbegabtes und originelles männliches Grotesk-Tanzduo, das auch durch eine selbständig entwickelte Choreografie aus verschiedenen Tanzstilen das Publikum von den Stühlen riss.

DIE KANDIDATEN

Wie aus der überbordenden Fülle von kreativen, tanzbegeisterten Menschen tatsächlich der (Solist), die (Solistin, Gruppe), das (Kind) Beste herausgefiltert werden kann, bleibt auch in dieser Staffel ein Rätsel. Zu ungleich ist die Auswahl: das Alter der Teilnehmer reicht von 6 bis 51 Jahren, Kinder treten gegen Erwachsene an, Profis gegen Amateure, Solisten gegen Gruppen.

Da ist zum Beispiel der gummiartige , Adonisgleiche Tanzakrobat David Pereira, der mit seinem aus einem Einkaufswagen heraus entwickelten Solotanz auf Engelsschwingen wohl bald alle Castingshows dieser Welt abgeklappert hat: der Jury muss es schwergefallen sein, zu vermitteln, sie sehe diese Darbietung zwischen Anmut, Kitsch und Glamour zum ersten Mal, die Tränen der Damen wirkten dennoch echt. Ist es nur annähernd gerecht, diesen Profi, der zur Zeit in der neuen Show im Berliner Wintergarten „Der helle Wahnsinn“ zu sehen ist, oder einen anderen Berufstänzer wie den Architekturstudenten Majid ,der aus eigenem schöpferischem Fundus eine vor Finessen und Stil-Grenzüberschreitungen nur so funkelnde , technisch perfekte Performance liefert , echten Amateuren gegenüber zu stellen?

FAZIT

Die Informationen über die einzelnen Acts auf der Webseite von Pro7 sind erbärmlich. Offenbar meinen die Verantwortlichen, ihre werberelevante Zielgruppe sei des Lesens nicht mächtig und mittels Video zufriedengestellt. Das aus Großbritannien stammende Format wird auch mit deutscher Gründlichkeit nicht zugrunde gerichtet werden können. Dafür sorgen schon die vielen Tanzbegeisterten, die mit ihrem Können und ihrer Bewegungs-Phantasie uns auch weiterhin den Atem rauben werden.

Die neuen Folgen „Got to Dance“ ab dem 17. Juli immer Donnerstags auf ProSieben und Freitags in Sat.1.

Frühere Berichte

6.7.2013: DAS FINALE -SIEG FÜR DIE LIEBEN KLEINEN

Das ist eine alte Show-Weisheit: gegen Kinder und dressierte Tiere haben Erwachsene keine Chance, schon gar nicht gegen auf erwachsen dressierte Kinder wie das Standardtanz-Pärchen Veronika und Daniel, beide 13, die im Finale der Supershow „Got to Dance“ ( Sat 1, Freitag) durch das Publikum-Telefon-Voting mit hauchdünner Mehrheit den ersten Platz ergatterte. Was die Regeln der Standardtanz-Wettbewerbe betrifft, machen die beiden Heranreifenden alles richtig: sie tanzen synchron, elegant, elastisch, mit toller Haltung, also geradem Oberkörper und energischem Beckeneinsatz. Das wirkt schon bei erwachsenen Tänzern gleichermaßen ästhetisch wie manieriert, bei Kindern macht solche Bewegungs-Disziplin zumindest nachdenklich.

Um bei den Kleinen zu bleiben: der blonde zwölfjährige Freestyler Vadim kann seine enorme Kreativität und seinen überbordenden Bewegungsdrang in eine schillernde Körpersprache ohne überdeutliches Regel-Korsett kanalisieren. Er hätte den ersten Platz ( und damit das Preisgeld in Höhe von 100.000 Euro ) ebenso verdient wie der ( bereits erwachsene) Ausnahmetänzer Dennis, dessen Performance , eine Mischung aus Ausdruckstanz und klassischem Ballett , von einer Jurorin zurecht als „poetry in motion“ bezeichnet wurde. Übrigens: das Ergebnis fiel äußerst knapp aus:

1. Veronika & Daniel 17,3 %

2. Dennis 17,2 %

3. Airdit & Ben 11,7 %

Ich bleibe dabei: „Got to Dance“, abwechselnd auf Pro7 und Sat1 zu sehen, ist die derzeit beste (Casting-)Show im deutschen Fernsehen, die internationale Konkurrenz nicht zu scheuen braucht, auch was Licht-Effekte und animierte Projektionen betrifft. Auch wenn die Quoten fürs Finale nicht berauschend waren – nach 17,3 Prozent bei der Auftaktshow erreichte die letzte Sendung nur mehr einen Markanteil von 14,3 Prozent – wird es eine zweite Staffel geben. Und die wird hoffentlich wieder von Johanna Klum moderiert werden: neben dem aufgeregten Geschnatter in anderen Casting-Shows wirkt ihre Moderation souverän, respektvoll, themenbezogen und sehr sympathisch. Und trotz des verhängnisvollen Nachnamens Klum hat sie eine sehr schöne, weibliche, modulationsfähige Stimme. Drei Goldsterne für Johanna Klum!

5.7.2013: VOR DEM LIVE-FINALE

Das wird die beste Show im deutschen Fernsehen seit Langem! Heute kämpfen 12 Kandidaten im Live-Finale von „Got to Dance“ um den Titel „Bester Dance-Act Deutschlands“ und um 100 000 Euro (Sat 1, 20.15 Uhr).

Vergesst Dieter Bohlen und den halbseidenen Glamour seiner Shows. Nur „The Voice of Germany“ ( ebenfalls Pro7 und Sat 1) kann mithalten, aber nur , was den ernsthaften künstlerischen Anspruch betrifft. Als Show mit einer atemberaubenden Mischung aus Tanzakrobatik und Modern Dance ist „Got to Dance“ zur Zeit unschlagbar.

Auch bei der zweiten Semifinalshow am Donnerstagabend kam der Zuschauer aus dem Staunen nicht heraus: was Deutschland an aufregenden Tanztalenten zu bieten hat, ist höchst erfreulich! Veronika (13) und Daniel (12) zum Beispiel sind bereits Medienlieblinge: sie tanzen seit sechs Jahren zusammen für den RGC Rot-Gold-Casino Nürnberg und sind bereits vierfache Bayerische Meister in ihrer Altersklasse. Ein wenig skurril wirkt es schon, wenn sich zwei Kinder wie kleine Erwachsene kleiden und bewegen , aber die Perfektion der beiden im Standardtanz ist erstaunlich.

Weniger vordergründig routiniert und umso mitreissender wirken da die HipHop -und Electroboogie-Acts des Bremerhaveners Vadim Averin, der bei den HipHop – Europameisterschaften in Amsterdam im Juni dieses Jahres gleich drei erste Plätze belegte: der 12 Jahre junge Mann entwickelt eine tänzerische Fantasie, die mitreisst, beflügelt und und nicht nur die nahe am Wasser gebaut habenden Juroren rührt.

Auch auf den Auftritt der „Linked2Dance Patchwork“-Compagnie im heutigen Finale dürfen wir uns freuen. Im Mittelpunkt ihrer erstaunlich homogenen Tanz-Performance am Donnerstagabend stand ebenfalls ein hochbegabtes Kind. Die TänzerInnen aus verschiedenen Kulturkreisen erzählen eine kleine Geschichte, die in dynamische Bewegung umgesetzt wird: ein kleines Mädchen kämpft gegen die Dämonen seiner Albträume und triumphiert schließlich über sie.

Heute abend geht es für die jungen Talente um alles (100.000 Euro) oder nichts. Es gibt aber jetzt schon einen Sieger: den Tanz in seiner unendlichen Schönheit und Vielfalt.

30.6.2013: DAS HALBFINALE und:
<Einige Anmerkungen zur sozialen und physischen Situation von Tänzern in Deutschland

Die einen sind prominent und bekämpfen ihre Ängste, indem sie in der RTL-Show „Pool Champions“ (Freitag) vom 5 Meter-Turm ins Wasser springen . Die Münchner Abendzeitung übertitelte ihren Bericht bayerisch charmant: „Promis machen sich nass“.

Die anderen, wesentlich jüngeren, sind vorerst einmal vor allem sehr talentiert und scheinen die Schwerkraft aufzuheben: die Pro7/SAT1-Tanzshow „Got to dance“ ( Donnerstag: Pro7, Freitag: SAT1) präsentiert nicht nur alle coolen Tanzstile der modernen Jugendkultur wie Breakdance, Hip Hop oder Crumping ( ein dynamischer Gruppentanz Afro-amerikanischer Provenienz), sondern auch klassisches Ballett, Flamenco und Steptanz, und das alles in erstaunlicher Perfektion.

Ein vorwiegend jugendliches Publikum beschert der Show mit den meist deutsch radebrechenden oder sprachlich ausdrucksarm in Begeisterungs-Ekstase verzückten Juroren sehr gute Einschaltquoten, was kaum auf die unstete Schnitt-Dramaturgie zurückzuführen ist: die Show wirkt so, als würden Regisseur und Cutterin zwischen mehreren Programmen hin- und herzappen. Der Erfolg des Formats liegt in den virtuosen Leistungen der jungen Tänzer, die mit unglaublicher Intensität und überbordendem Einfallsreichtum ihrem Körper das Letzte, also das Beste abverlangen, oder zumuten.

Denn zweifelsohne freuen sich über die Show auch Deutschlands Orthopäden. Die Spätfolgen all der akrobatischen Einlagen und, wohlgemerkt, fast immer ästhetischen Verrenkungen , sind absehbar. Es ist bekannt, dass selbst klassisch ausgebildete TänzerInnen ab 40 schmerzhafte Probleme mit dem Bewegungsapparat bekommen. Das klassische Ballett mit Spitzentanz , Hebungen und Piroutten belastet den Körper auf unnatürliche Weise.

Dr. Lutz Simon, leitender Oberarzt und stellvertretender Chefarzt der Abteilung für Unfall- und Orthopädische Chirurgie in der Asklepios-Klinik Nord in Hamburg in BILD über die Verletzungsmöglichkeiten bei professionellen durchtrainierten Tänzern: „Bandverletzungen an den Sprunggelenken, Knieverletzungen am Meniskus und Außenband, Rückenverletzungen wie muskuläre Verzerrungen im Lendenwirbelsäulenbereich.“

Über den Saarbrücker Schüler Ruffy, der es mit seinen gruseligen gummiartigen Körper-Verrenkungen im „Flexing“ immerhin ins Finale geschafft hat, urteilt der Orthopäde: „Wahrscheinlich hat er hypermobile Schulterblätter. Das ist eine anatomische Spezialität. Nachmachen sollte man das nicht unbedingt.“
Juroren und Publikum wählten folgende Solisten und Tanzgruppen ins Finale: Patrizia Kowalak, Ben und Airdit, Swingin’ Crocs, S’N’C Kidz, Penguin Tappers und Dancefloor Destruction Crew.

Das zweite Halbfinale ist am kommenden Donnerstag, dem 4.Juli ab 20:15 Uhr auf Pro7 zu sehen.

Den Siegern winkt am Ende der Staffel eine Prämie von 100.000 Euro. Eine Traumgage, wenn man die Einkommens-Situation von Berufs-Tänzern in Betracht zieht: die Bruttogage von Gruppentänzern im renommierten Stuttgarter Ballett beträgt anfangs um die 1.500 Euro (Solistengagen werden frei verhandelt). Das durchschnittliche Jahresnettoeinkommen von aktiv versicherten freischaffenden Künstlern im Gesamtbereich „Darstellende Kunst“ betrug im Januar 2010 nach Angaben der Künstlersozialkasse 12.318 Euro . Im dem Landtag von Baden-Württemberg vom Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst vorgelegten Bericht (Drucksache 14 /7031 07. 10. 2010) heisst es weiter: „Die Erfahrungen zeigen, dass Tänzerinnen und Tänzer ihren Beruf im Durchschnitt bis zum 35. Lebensjahr (in Ausnahmefällen bis zum 40. Lebensjahr) ausüben können.“

21.6.2013:DIE GROßE BÜHNE FÜR TÄNZERISCHE BEWEGUNG

Das bringen wohl nur die Macher von Pro7 und SAT1 zuwege: eine ganz schlechte Sendung zu machen und uns trotzdem zu begeistern. „Got to Dance“, nach britischem Vorbild, wo das Format bereits seit 2009 läuft, ist nicht nur eine weitere Casting-Show, sondern beweist, wieviel Kreativität in tanzbegeisterten jungen Menschen steckt.

„Let’s Dance“ (RTL) ist ohne Zweifel eine gute Show und eher für die ältere Generation programmiert: die Show mit Promis und Tanzprofis steigert das Interesse für den Standardtanz enorm .

„Got to Dance“ aber ist die große Bühne für die freie tänzerische Bewegung schlechthin. Alles ist erlaubt, was Zeit und Raum füllt. Man kommt aus dem Staunen, Entzücken und Gerührtsein nicht heraus. Was ist das für ein magischer Moment, wenn ein gelernter Bäcker, der bestens im Futter steht, sich aus der Handwerksmontur freistrampelt, in mehreren Bauchwellen seinem Nudelholz hinterherhechtet und in einer gutdurchdachten, bestens getimten Choreografie zum Tanz-Helden wird, der mit Grazie und Körperbeherrschung alle das Wundern lehrt. Oder das Paar, das erkannt hat, dass es nicht zueinanderpasst, und im Tanz so unwahrscheinlich harmoniert, dass ein Happy-End vorstellbar ist. Oder Tim, der Modern Dance mit gewaltigen Sprüngen würzt und mit Seele und Körper ganz im Tanz aufgeht. Oder Ruffy mit dem Turfing-Trend aus den USA, bereichert durch die gummiartige Dehnung und Verdrehung aller Gliedmaßen.

Wie schön wäre es, allen diesen hochbegabten jungen Menschen, die bereits zu einem reifen künstlerischen Ausdruck gefunden haben, länger zusehen zu können. Das versemmelt eine Sendungs-Regie durch absurde, rasch aufeinanderfolgende Schnitte: entweder traut man dem jungen Publikum nicht zu, einer mehr als einminütigen Sequenz folgen zu können, oder man will einfach zu viel zeigen, was schon bei der Vorauswahl gedreht wurde. Aus einem potentiellen modernen künstlerischen Ereignis wird so eine zusammengeschnippelte Dutzend-Show. Hoffentlich kommen die Macher bald zu Sinnen!!!

#TELEFAX von #GÜNTER_VERDIN: Rettet „#Fashion_Hero“!

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Glanzvoll: #Claudia_Schiffer. Wenig glanzvoll: „Fashion Hero“

Kein Zicken-Krieg, keine rührseligen Lebensgeschichten, keine hämischen Jury-Kommentare: Claudia Schiffer muss sich für ihre TV-Show „Fashion Hero“ (Pro7, Mittwoch) wirklich nicht schämen. Der Blick hinter die glitzernde Fassade der Modewelt, nämlich direkt in die Schneider-Stuben und Designer-Werkstätten , ist allerdings nur für die ZuseherInnen faszinierend, die kreative Prozesse spannend finden. Deswegen sind die Quoten für die Show leider ernüchternd, der KRESS-REPORT spricht sogar von “ Grusel-Quoten“. Am letzten Mittwoch verdarb dann auch noch die Champions-League-Übertragung im ZDF (Dortmund-Arsenal) die Bilanz: von den berüchtigten „Werberelevanten“ wollten nur 5,5% „Fashion Hero“ sehen.

Im Prinzip ist „Fashion Hero“ nur eine unter vielen Casting-Shows: in diesem Fall stellen sich junge Fashion-Designer dem Wettbewerb, werden von Spezialisten beraten , und bekommen, wenn sie Glück haben, einen gut dotierten Vertrag mit einem der drei teilnehmenden Modehäuser ( wobei unsereins bei Karstadt weniger an Mode und mehr an die nicht enden wollenden Querelen und finanziellen Turbulenzen rund um das Warenhaus denken muss).
Claudia Schiffer ist, im Vergleich zur in hoher Stimmlage gackernden Heidi Klum, angenehm souverän , seriös und sachorientiert. Das ist wohl aber auch die Ursache für das mangelnde Zuschauerinteresse: es fehlen Glamour und Show-Elemente. Vielleicht hätte auch die eine oder andere ( Vivienne Westwood?) international bekannte Designer-Persönlichkeit der Show zu mehr Glanz verhelfen können?
Dafür ist es jetzt wohl zu spät: die letzten drei Folgen von „Fashion Hero“ sind ab Mittwoch, 13. November, auf eine Stunde verkürzt, nicht mehr zur Primetime, sondern erst um 22,15 Uhr zu sehen. Im Internet ist die Show nach wie vor in voller Länge zu erleben.

#TELE-FAX von #GÜNTER_VERDIN #Pro7

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Das muss man den Pro7-Machern lassen: sie recyceln nicht nur Ideen, sondern geben auch neuen Formaten eine Chance. Damit lässt sich zwar das haustypische tiefgelegte Niveau nicht schlagartig verbessern, aber immerhin Interesse wecken. Der neuen Comedy „Schulz in the Box“ (Montag, 22 Uhr 15) liegt der bizarre Einfall zugrunde, den Hamburger Sänger und Moderator Olli Schulz in einer Kiste auf Reisen zu schicken. Gut, der Mann ist 38, Zeit für die Midlife-Crisis und neue Herausforderungen.

Er selbst formuliert sein Anliegen so: “ ‚Schulz in the Box‘ ist mehr als eine Sendung. Es ist eine Erfahrung. Sie gibt dem Zuschauer die Möglichkeit, den eingeschlagenen Lebensweg noch einmal zu überprüfen. Auch für mich wird es ein Abenteuer und ich freue mich, meinem Leben eine neue Farbschattierung zu geben.“

In der ersten Folge landete Schulz in Berlin, wo es bekanntlich eine Menge schräger Vögel gibt. Was uns an der durchgeknallten Wohngemeinschaft von Männlein und Weiblein interessieren sollte, die Pornofilmchen drehen , um mit dem Verdienst den Regenwald zu retten, erschließt sich auch dann nicht, wenn Schulz sich für diesen „Lebensentwurf“ stark macht . Und wir 68er dachten, die Hippie-Kommunen hätten wir als aus der Zeit geraten abgehakt!

Zu sehen ist immerhin, dass jede Freiheit, die man zu leben glaubt, neue Abhängigkeiten schafft. Für diese Erkenntnis hätte auch eine Viertelstunde gereicht. Schulz spielt ziemlich verklemmt den Liberalen, und versucht die Nackedei-Aufnahmen aus der Kommune pädagogisch wertvoll mit häufigen Hinweisen darauf zu rechtfertigen, dass Sex eigentlich Privatsache ist. Das ist genauso schlimm wie die vorgetäuschte moralische Entrüstung der BILD bei gleichzeitiger Pflege primitivster voyeuristischer Triebe.

Weitere Folgen sind schon in der Kiste, ähäm, im Kasten. Die nächste erwarten wir naturgemäß ernüchtert.

#TELE-FAX von #GÜNTER_VERDIN: #Trash_Queen verwüsten <#Afrika.#RTL.#Pro7

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Hm.Das wäre auch eine Lösung, um Ruhe in den selbstdarstellungs-geilen Hühnerhaufen zu kriegen…

Die Evolution ist erst dann positiv verlaufen, wenn das Gehirn „Ich habe keine Ahnung“ und „Ich halte den Mund“ sinnvoll verknüpfen kann.
Diese Weisheit twitterte unlängst ein Autor unter dem Pseudonym „Schlachtzeile“.

Für die kuriosen Damen, die an der Kolonialisierung Afrikas durch grottenschlechten Geschmack , vermittelt durch RTL und Pro7, beteiligt sind, kommt diese Erkenntnis allerdings zu spät. Kaum hatte RTL die Reality-Soap „Wild Girls“ beendet, in der wildgewordene Trash-Queens unter anderem diverse Häufchen unterschiedlichen Tieren zuordnen mussten, wühlten bereits am Donnerstag (22.08.2013, Pro7) die sogenannten „Reality Queens“ am Fuße des Kilimandscharos in der Scheiße, und das ist nicht nur naturalistisch , sondern auch symbolisch zu verstehen. Die Produzenten solcher Formate und auch die schleimigen Moderatoren scheinen Frauenfeinde zu sein: das Frauenbild, das hier in Form einer dauererregten , hysterisch drauflos plappernden Damenriege, vermittelt wird, ist das des geldgeilen Luders, für das Würde nur ein Konjunktiv ist. Diese permanente Zurschaustellung von Ignoranz anderen Kulturen gegenüber, gepaart mit Eitelkeit und Selbstverliebtheit ist leider nur erbärmlich. Es ist deprimierend anzuschauen, wie sich dieses primitive Halbweltmilieu in die Natur Afrikas frisst. RTL und Pro7 drehen mit diesen Reality-Formaten die Evolution zurück: wir befürchten nur, dass sich die silikonoptimierten Weibchen die langen Fingernägel brechen werden, wenn sie sich wieder wie einst von Ast zu Ast schwingen werden…

TELE-FAX von #GÜNTER_VERDIN: Huch, Philipp muss sich nackig machen!.#TV.#Pro7

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Da lacht der Spießer: #Simon_Gosejohann mit Bruder Thilo

Pro7, der Sender, der uns zu Tode amüsiert, ist der Tiefseetaucher in der deutschen Fernseh-Unterhaltung: in diesen Abgründen des Niveaus ist es nur mehr duster und unheimlich. Das betrifft nicht die US-Sitcoms wie „How I Met Your Mother“, „The Big Bang Theory“ oder „Two and a half Men“, die Pro7 Tag und Nacht erfolgreich zwischen den eigenen grässlichen Trash-Prouktionen vergeudet. Der Pro7-Eigenmüll ist es, der unsere Umwelt gefährlich verschmutzt: Formate wie „Catch the Millionaire“, „Wild Girls“ ( Inhalt: Blondinnen etc. trampeln durch die Wüste), „Reality Queens“ (Inhalt laut Pro7 -Eigenreklame: Dramen , Abenteuer und nackte Brüste).

Dagegen nimmt sich ein Formt wie „Antisocial Network“ , das am Montag, dem 19. August d. J. Premiere hatte, fast schon wie eine intellektuelle Herausforderung an. Simon Gosejohann, dessen komische Qualität darin liegt, dass er sich nüchtern so benimmt wie die meisten Jugendlichen in besoffenem Zustand , macht jetzt was mit Neuen Medien. Es wird sich irgendein Schreiber finden, der dem Mobbing-Unternehmen , das Gosejahn mit seinem mollig-drolligen Bruder Thilo moderierend und kommentierend begleitet, einen sozialkritischen Touch zugesteht. Und manchmal gibt es für sowas sogar einen Grimme-Preis
( ich denke da im Speziellen an den Dann-doch-nicht-Grimme-Preis für das RTL-Dschungelcamp).

In der Tat ist Mobbing in Zeiten der permanenten Selbstentblößung auf Facebook und Twitter und vielen anderen Netzwerken ein ernstzunehmendes Problem.

Die Gosejohann-Brothers aber wollen mit dem Feuer der Menschenerniedrigung nur spielen. Kandidat Philipp aus Olpe, 23, nett und schüchtern, lässt sich mit den Mephistos des TV-Trashs gegen das Versprechen von 10.000 Euro auf den teuflischen Plan ein, sich über seinen Facebook-Account manipulieren und zu unsinnigen Aufgaben stimulieren zu lassen. Mit pubertärer Freude verfolgen die beiden Gosejohanns in ihrem Überwachungs-Übertragungswagen zum Beispiel, wie Philipp sich als Aktmodell vor „Kunststudentinnen“ anstellt, oder wie er in seinem Stammlokal auf seinem Laptop laut Porno-Geräusche oder Helene Fischer abhört. Alle diese Aktionen werden im Namen von Philipp auf seiner Facebook-Seite veröffentlicht. Eine Woche lang muss er die hämischen Kommentare seiner Freunde lesen, dann ist der Fremdschäm-Spaß vorbei.

Simon Gosejohann , dessen Hauptberuf es ist, politisch unkorrekt zu sein, legt mit der Grundidee seiner neuen Sendung zwar den Zeigefinger auf eine offene Wunde unserer vernetzten und durchleuchteten Gesellschaft, aber er bohrt nur hämisch darin herum. Merkt eigentlich irgendjemand, wenn nicht er selbst, wie spießig diese Art von Humor ist?

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Huch, Philipp muss sich nackig machen!

#TELE-Fax von #GÜNTER_VERDIN.#Got_to_dance.#Pro7.#SAT1

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Die sprungtüchtigen, aber wenig wortgewandten „Got to Dance“-Juroren Palina Rojinski (Moderatorin & Sportgymnastin), Take-That-Sänger Howard Donald und Nikeata Thompson (Choreografin)

© SAT.1/ProSieben/Frank Zauritz

Die einen sind prominent und bekämpfen ihre Ängste, indem sie in der RTL-Show „Pool Champions“ (Freitag) vom 5 Meter-Turm ins Wasser springen . Die Münchner Abendzeitung übertitelte ihren Bericht bayerisch charmant: „Promis machen sich nass“.

Die anderen, wesentlich jüngeren, sind vorerst einmal vor allem sehr talentiert und scheinen die Schwerkraft aufzuheben: die Pro7/SAT1-Tanzshow „Got to dance“ ( Donnerstag: Pro7, Freitag: SAT1) präsentiert nicht nur alle coolen Tanzstile der modernen Jugendkultur wie Breakdance, Hip Hop oder Crumping ( ein dynamischer Gruppentanz Afro-amerikanischer Provenienz), sondern auch klassisches Ballett, Flamenco und Steptanz, und das alles in erstaunlicher Perfektion.

Ein vorwiegend jugendliches Publikum beschert der Show mit den vorwiegend deutsch radebrechenden oder sprachlich ausdrucksarm in Begeisterungs-Ekstase verzückten Juroren sehr gute Einschaltquoten, was kaum auf die unstete Schnitt-Dramaturgie zurückzuführen ist: die Show wirkt so, als würden Regisseur und Cutterin zwischen mehreren Programmen hin- und herzappen. Der Erfolg des Formats liegt in den virtuosen Leistungen der jungen Tänzer, die mit unglaublicher Intensität und überbordendem Einfallsreichtum ihrem Körper das Letzte, also das Beste abverlangen, oder zumuten.

Denn zweifelsohne freuen sich über die Show auch Deutschlands Orthopäden.
Die Spätfolgen all der akrobatischen Einlagen und, wohlgemerkt, fast immer ästhetischen Verrenkungen , sind absehbar. Es ist bekannt, dass selbst klassisch ausgebildete TänzerInnen ab 40 schmerzhafte Probleme mit dem
Bewegungsapparat bekommen. Das klassische Ballett mit Spitzentanz , Hebungen und Piroutten belastet den Körper auf unnatürliche Weise.

Dr. Lutz Simon, leitender Oberarzt und stellvertretender Chefarzt der Abteilung für Unfall- und Orthopädische Chirurgie in der Asklepios-Klinik Nord in Hamburg
in BILD über die Verletzungsmöglichkeiten bei professionellen durchtrainierten Tänzern: „Bandverletzungen an den Sprunggelenken, Knieverletzungen am Meniskus und Außenband, Rückenverletzungen wie muskuläre Verzerrungen im Lendenwirbelsäulenbereich.“

Über den Saarbrücker Schüler Ruffy, der es mit seinen gruseligen gummiartigen Körper-Verrenkungen im „Flexing“ immerhin ins Finale geschafft hat, urteilt der Orthopäde: „Wahrscheinlich hat er hypermobile Schulterblätter. Das ist eine anatomische Spezialität. Nachmachen sollte man das nicht unbedingt.“

Juroren und Publikum wählten folgende Solisten und Tanzgruppen ins Finale: Patrizia Kowalak, Ben und Airdit, Swingin’ Crocs, S’N’C Kidz, Penguin Tappers und Dancefloor Destruction Crew.

Das zweite Halbfinale ist am kommenden Donnerstag, dem 4.Juli ab 20:15 Uhr auf Pro7 zu sehen.

Den Siegern winkt am Ende der Staffel eine Prämie von 100.000 Euro. Eine Traumgage, wenn man die Einkommens-Situation von Berufs-Tänzern in Betracht zieht: die Bruttogage von Gruppentänzern im renommierten Stuttgarter Ballett beträgt anfangs um die 1.500 Euro (Solistengagen werden frei verhandelt).
Das durchschnittliche Jahresnettoeinkommen von aktiv versicherten freischaffenden Künstlern im Gesamtbereich „Darstellende Kunst“ betrug im Januar 2010 nach Angaben der Künstlersozialkasse 12.318 Euro . Im dem Landtag von Baden-Württemberg vom Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst vorgelegten Bericht (Drucksache 14 /7031 07. 10. 2010) heisst es weiter: „Die Erfahrungen zeigen, dass Tänzerinnen und Tänzer ihren Beruf im Durchschnitt bis zum 35. Lebensjahr (in Ausnahmefällen bis zum 40. Lebensjahr) ausüben können.“

#TELE-FAX von #GÜNTER_VERDIN: #Pro7.SAT1.#Got_to_Dance

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Ruffy, der Turfing vorführt und seine Arme dabei richtig verdreht

Das bringen wohl nur die Macher von Pro7 und SAT1 zuwege: eine ganz schlechte Sendung zu machen und uns trotzdem zu begeistern. „Got to Dance“, nach britischem Vorbild, wo das Format bereits seit 2009 läuft, ist nicht nur eine weitere Casting-Show, sondern beweist, wieviel Kreativität in tanzbegeisterten jungen Menschen steckt.

„Let’s Dance“ (RTL) ist ohne Zweifel eine gute Show und eher für die ältere Generation programmiert: die Show mit Promis und Tanzprofis steigert das Interesse für den Standardtanz enorm .

„Got to Dance“ aber ist die große Bühne für die freie tänzerische Bewegung schlechthin. Alles ist erlaubt, was Zeit und Raum füllt. Man kommt aus dem Staunen, Entzücken und Gerührtsein nicht heraus. Was ist das für ein magischer Moment, wenn ein gelernter Bäcker, der bestens im Futter steht, sich aus der Handwerksmontur freistrampelt, in mehreren Bauchwellen seinem Nudelholz hinterherhechtet und in einer gutdurchdachten, bestens getimten Choreografie zum Tanz-Helden wird, der mit Grazie und Körperbeherrschung alle das Wundern lehrt. Oder das Paar, das erkannt hat, dass es nicht zueinanderpasst, und im Tanz so unwahrscheinlich harmoniert, dass ein Happy-End vorstellbar ist. Oder Tim, der Modern Dance mit gewaltigen Sprüngen würzt und mit Seele und Körper ganz im Tanz aufgeht. Oder Ruffy mit dem Turfing-Trend aus den USA, bereichert durch die gummiartige Dehnung und Verdrehung aller Gliedmaßen.

Wie schön wäre es, allen diesen hochbegabten jungen Menschen, die bereits zu einem reifen künstlerischen Ausdruck gefunden haben, länger zusehen zu können. Das versemmelt eine Sendungs-Regie durch absurde, rasch aufeinanderfolgende Schnitte: entweder traut man dem jungen Publikum nicht zu, einer mehr als einminütigen Sequenz folgen zu können, oder man will einfach zu viel zeigen, was schon bei der Vorauswahl gedreht wurde. Aus einem potentiellen modernen künstlerischen Ereignis wird so eine zusammengeschnippelte Dutzend-Show. Hoffentlich kommen die Macher bald zu Sinnen!!!

#HEIDI_KLUM SCHRECKT VOR NICHTS ZURÜCK (siehe Bild)

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Von Günter Verdin http://www.verdinguenter.blogspot.com

Nächste Woche ist Finale bei „#Germany’s_Next_Topmodel“(#Pro7): dann werden sich wieder vier Model-Anwärterinnen (statt drei, Maike hat es mit Ach und Weh auch noch geschafft) mit flatternden Gewändern auf dem Trapez durch die Lüfte schwingen, Höhenangst hin und her, Hauptsache die Quote stimmt. Heidi Klums Show ist zynisch durchkalkuliert: man (Frau) lässt die hübschen Mädels ins offene Messer Rennen, sobald sie den Mund aufmachen. Jeder wohlwollende Berater würde Sabrina davor bewahren, stets mit blankem Neid und unfotogener Bissigkeit zu reagieren, wenn ihr wieder einmal wie so oft eine andere Kandidatin einen „Job“, also ein Fotoshooting für eine Kosmetikfirma, weggeschnappt hat. Eine kühle Dramaturgie sieht für jedes der Mädchen ein bestimmtes Klischee vor. Ohne Zoff ist #Casting offensichtlich sterbenslangweilig. Maike wurde zur Oberzicke Sportkunst von Charis Tsevisaufgebaut, mittlerweile hat sie in dieser Rolle aber die blonde Sabrina ( das schönste Lächeln, weit und breit) abgelöst. Die Drama-Queen, die vor jeder Herausforderung einen Nervenzusammenbruch vortäuscht, um dann um so mehr bei der Bewältigung der Aufgabe zu glänzen, ist mit Luise blendend besetzt. Angeblich “ macht sie sich einen Kopf“, wie sie das ausdrückt, will meinen, sie denke zuviel nach. Diese Gefahr besteht allerdings bei kaum einen von „Heidis Mädchen“. Wirklich nicht.
Keine gute Idee war es übrigens, zum Halbfinale die sehr, sehr jungen Lover der Mädels einfliegen zu lassen. Die Jungs sorgten für soviel Spontaneität und Natürlichkeit, dass der Gegensatz zu der affektierten, verkünstelten Modelwelt einem sofort ins Auge stach…

#HEIDI_KLUM PRÄSENTIERT:Germany’s Next Top-Zicke. Maike!#Topmodels.#Pro7

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Sieht aus, als könne sie kein Wässerchen trüben, ist aber mit allen Wassern gewaschen: Maike

Von Günter Verdin. http://www.verdinguenter.blogspot.com

Will sie am Ende noch deutsche Bundeskanzlerin werden? Wie der SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück im Wahlkampf lässt auch die Kölner Krankenschwester Maike in Heidi Klums TV-Casting-Show „Germany’s Next Topmodel“ (Pro7) kein Fettnäpfchen aus, um unliebsam auf sich aufmerksam zu machen. Das ist Teil der Dramaturgie eines solchen Formats : zumindest eine in jeder Staffel muss heftig polarisieren.

Im Fall der kaltschnäuzig wirkenden, aber bei allen „Challenges“ sehr professionell agierenden Maike ist klar, dass die anderen Mädels die offensichtliche Sieg-Anwärterin wegmobben wollen. Nicht anders ist zu erklären, warum eine unüberlegte Äußerung Maikes zum publikumswirksamen Eklat hochgespielt wurde.

Es passierte während des Castings für einen Werbespot für den neuen Opel Adam. Aufgabe der Mädchen war es, mit Sportlern, Musikern und Models möglichst auffällig herumzukaspern. Maike, die als Rothaarige für sich keine Chance sah, rotzte den verhängnisvollen Satz in die Kandidatinnen-Runde: „Die suchen für den Spot so einen bestimmten Typen, das typische blonde deutsche Mädel, weil es eine deutsche Automarke ist.“ Muss man so nicht formulieren, aber dass sich deswegen die 16-jährige Lovelyn, die nigerianische Wurzeln hat, einem rassistischen Angriff ausgesetzt sah, ist wohl ein gewolltes Missverständnis. (Übrigens: Lovelyn hat den „Job“ bekommen.)

Was soll’s : mit diesem „Eklat“, im Vorfeld der Sendung heftig betrailert, versuchen die TV-Leute das schwindende Interesse an Klums Model-Suche anzufachen.
Casting-Shows per se sind ja längst keine Publikums-Renner mehr. Das bekommt auch Dieter Bohlen bei „Deutschland sucht den Superstar“ (RTL) zu spüren. In letztem Aufbäumen holt er am kommenden Samstag Andrea Berg in die Jury, die weder für guten Geschmack in Kleiderfragen (Domina-Verdacht!) , noch in der Auswahl ihrer Trennungs-Schnulzen ( Dauer-Thema: die betrogene Frau) bekannt ist . Frau Berg, die wohl auch in Sachen Bühnenpräsenz und Choreografie beratungsresistent ist, soll also nun über „Talente“ urteilen, die jetzt schon wandlungsfähiger sind als sie. Viel Vergnügen !!!

Da die aktuelle Staffel von Heidi Klums Model-Zirkus längst abgedreht ist, haben Insider bereits das vorläufige Ergebnis verraten.
Nach diesen Informationen werden Anna-Maria, Sabrina und – Maike ins Finale walken.

#THE_VOICE hat #DAS_SUPERTALENT mit #X_FACTOR

Von Günter Verdin

Müssen wir alle uns nicht ein Leben lang irgendwo vorstellen, bewerben, irgendwen von unserer speziellen Begabung und unseren Fähigkeiten überzeugen? Ist das Leben an sich also nicht eine einzige Casting-Show? Unter diesem Aspekt spiegelt das Wochenend-Programm im österreichischen und im deutschen Fernsehen durchaus das Leben wieder. In der irgendwie putzigen „Großen Chance“ des ORF boxt man sich neuerdings durch und raus (Sido vs. Heinzl), gegen die große Zirkus-Show „Das Supertalent“ (RTL) wirkt das österreichische Angebot allerdings wie Ringelpiez mit Anfassen.

Zwei Formate stechen in ihrem Anspruch auf Ernsthaftigkeit und Respekt im menschlichen Miteinander aus dem Angebot im öffentlichen Show-Casting heraus: „X-Factor“ (VOX) und „The Voice of Germany“ (Donnerstag: Pro7; Freitag:SAT1).

Bei „X-Factor“ sind die Spielregeln kompliziert: es gibt vier Phasen vom Casting über das „Juryhaus“ bis zu den Live-Shows , ausserdem werden die Kandidaten in vier Alters-Gruppen unterteilt. Die vier Jury-Mitglieder, darunter die nun haarmäßig erdunkelte Sarah Connor und der Xavier Naidoo-Entdecker Moses Pelham, betreuen ihre Schützlinge mit fachmenschlichem Know-How und viel Ermutigung. Der Blick hinter die Kulissen, also in die Workshops, ist interessant und zäh in einem.

Stringenter geht es bei der zur Zeit im deutschsprachigen Raum besten Casting-Show „The Voice of Germany“ zu: die Kandidaten, darunter auch viele Profi-Künstler, die das Background-Singen satt haben, müssen die Juroren , die von der Bühne abgewandt sitzen, allein durch ihre Stimme überzeugen. Das gelang zum Beispiel der an Epilepsie leidenden Freaky T Tanja (35) mit dem Song “Ordinary People” von John Legend. Dass in den Casting-Shows auch Menschen mit Behinderung eine reelle Chance bekommen, ist ein weiterer Beweis, dass sie sich nicht der Realität verschließen.

Selbst der schnoddrige, ziemlich abgebrühte Dieter Bohlen ließ sich am Samstag im „Supertalent“ von einem Pas de Deux eines jungen Rollstuhlfahrers mit seiner nichtbehinderten Freundin beeindrucken.

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