WIE SIE #AUTOREN RICHTIG #NERVEN KÖNNEN.#Gérard_Genette

Königsfragen des Autoreninterviews

Leipzig, 1. Juli 2013, 14:02 | von Paco

Der Autor und Literaturwissenchaftler Gérard Genette listet in »Seuils« (1987, dt. »Paratexte«) einige Stan dardfragen des Autoreninterviews auf, die der Blogger „Paco“ durchnummeriert und mit möglichen Standard- Antworten kombiniert hat, die bei Genette zu finden sind (Quelle: die Suhrkamp-Ausgabe von 2001, S. 345f.)

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1. »Ist dieses Buch autobiographisch?«

»Königsantwort: ›Ja und nein‹.«

2. »Gibt es Schlüssel?«

»Klischeeantwort: ›Keine Schlüssel: Es gibt vermutlich Modelle, aber ich habe sie unkenntlich gemacht.‹«

3. »Wurden Sie von X beeinflußt?«

»Überhaupt nicht, ich habe ihn nie gelesen.« – »Nein, nicht von X, sondern von Y, an den keiner gedacht hat.« (Christian Kracht über »Imperium«: »Thomas Mann? Nein, Erich Kästner!«)

4. »Vertritt oder veranschaulicht Ihr Buch eine Rückkehr zu … [Balzac, zum Erzählen, zur Psychologie, zur klassischen französischen Tradition, zu Kant, Descartes, Plotin …]?«

»Ja und nein, die Geschichte schreitet in Spiralen voran.«

5. »Hat Sie das Schreiben an diesem Buch verändert?«

»Ja und nein, ändert man sich überhaupt jemals?«

6. »Haben Sie lange daran gearbeitet?«

»Hier zwei gute Antworten: ›Ja, ich streiche ungeheuer viel‹ und ›Ich habe es sehr schnell geschrieben, nachdem ich es sehr lang in mir heranreifen ließ.‹«

7. »Welche Figur ist Ihnen am liebsten?«

»Soundso, weil er mir am wenigsten gleicht.«

8. »Aber die bei Interviews mit Romanautoren wichtigste Frage, weil sie sich nicht mit Ja, Nein oder Ja und Nein beantworten läßt, besteht darin, vom Autor zu verlangen, er möge das Verhalten seiner Figuren erklären (…). Nur wenige sind so standhaft wie Faulkner und übergehen sie.«

#HOW_I_MET_YOUR _MOTHER: #Ted_Mosbys Kids rebellieren #Pro7.#ORF

Mein YouTube Video-Tipp: Die Kids von Ted Mosby rebellieren

http://www.youtube.com/watch?v=GvGINTSU2AI&feature=youtube_gdata_player

Das war ja zu erwarten: die Kids von Ted Mosby rebellieren, zum Teil mit zensierten Ausdrücken dagegen, dass ihr drolliger Papa ihnen schon jahrelang erzählt, wie er ihre Mutter kennengelernt hat. Köstlich!!!!

Ein paar Anmerkungen für alle, die die Serie nicht kennen:

Von Günter Verdin

„How I Met Your Mother“ liegt eine geniale dramaturgische Idee zugrunde: im Jahr 2030 erzählt Ted Mosby seinen gelegentlich gelangweilten oder aufmüpfigen Kindern, wie er seine Frau, ihre Mutter, kennengelernt hat. Das gibt die Möglichkeit, in den Erzähltexten manch Philosophisches , auch manche Binsenweisheit unterzubringen. Einen ähnlich funktionierenden Grundeinfall gibt es etwa bei „Sex and the City“, wo Sarah Jessica Parker als über Sex und Liebe reflektierende Kolumnistin für das literarische Futter sorgt. Bei „How I Met Your Mother“ beginnen die Rückblenden im Jahr 2005. Und immer wenn der Zuschauer meint, dass nun auch endlich die Mutter, um die sich alles dreht, ins Bild kommt, gibt es frappierende Lösungen, um die Spannung auf weitere Folgen zu schüren.Zum Finale der ersten Staffel in den USA wurde nun das Geheimnis gelüftet. Die Dame mit dem gelben Regenschirm ist die Mutter von Ted Mosbys Kids. Wer neugierig ist, kann ihr Foto im Netz finden. Hier natürlich nicht, denn in Europa ist die erste Staffel noch voll am Laufen. Nur so viel: „How I Met Your Mother“ soll fortgesetzt werden. Nach Mutters Enttarnung müssen sich die Produzenten einen neuen dramaturgischen Kniff , einen übergreifenden Cliffhanger, einfallen lassen, um die Zuschauer bei Laune zu halten. Wir sind (schon wieder) sehr gespannt.

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Die Dame mit dem gelben Regenschirm ist des langen und höchst vergnüglichen Rätsels Lösung.

Der #Zauber ging flöten: #Disney_World auf der #Bregenzer_Seebühne

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#Niki_de_Saint_Phalle #Skulptur, 2008, Nizza

Und zum Vergleich das Bühnenbild von Johan Engels für die Aufführung von #Mozarts Oper „#Die_Zauberflöte“

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Von Günter Verdin

Fleissig veröffentlichen heute, Donnerstag, die Netz-Portale von „Zeit“ bis „Focus“ und auch die meisten Tageszeitungen die jubilierende Vorweg-Einheitsmeldung der dpa, in der es gleich zu Beginn heisst:

„Bregenz (dpa) – Mit einem Feuerwerk aus Farbe und Licht hat am Mittwochabend die Premiere der Oper „Die Zauberflöte“ bei den Bregenzer Festspielen begonnen.

Der Regisseur David Pountney und der Bühnenbildner Johan Engels versetzten das Werk von Wolfgang Amadeus Mozart auf der Seebühne in eine überdimensionale Märchenwelt, die sich bunt und farbintensiv im dunklen Wasser des Bodensees widerspiegelte. Den räumlichen Mittelpunkt der Geschichte um den Prinzen Tamino, der die entführte Pamina retten soll, bildet eine meterhohe Kuppel, die an einen Schildkrötenpanzer erinnert. Bewacht wird sie von drei leuchtend grün und rot bemalten Drachenhunden.“

Das ist – bevor die Verrisse der Kritiker erscheinen werden- gut für den Kartenverkauf. Weil diese Meldung nichts über die Qualität der Aufführung aussagt.
Anders als bei der auch optisch genialen Realisierung von “ André Chenier“ und auch von „La Bohème“ in den Vorjahren, werden heuer nämlich sowohl Musik wie auch die humane Botschaft von Mozarts „Die Zauberflöte“ von der Gigantomanie des Produzententeams um Regisseur David Pountney erschlagen. Die drei Damen wie auch die drei Knaben sind mit riesigen Puppen-Wasserköpfen ausgestattet , doch die Mischung aus menschlichen und Fabelwesen ( für die Welt der Königin der Nacht) funktioniert nicht und verwirrt nur. Gegenüber all dem Brimborium aus Disney-World ( die grotesken Drachen-Hunde sind deutlich von den Skulpturen der Niki de Saint Phalle beeinflusst, ohne deren Esprit zu erreichen)
stinkt der eigentliche Sinngeber der Oper, Sarastro, als Mini-Menschlein ab.
Die Dimensionen von „Europas größter Seebühne“ haben trotz ansprechender, durch gute Übertragungstechnik unterstützte, musikalischer Umsetzung, ihr nächstes Opfer gefordert: Mozarts „Die Zauberflöte“ funktioniert hier nicht…

DER #JEDERMANN: #WIDERLICHER ALS #SALZBURGER_NOCKERL.#Theater.#Salzburger_Festspiele

Walther Reyer als Jedermann, Nadja Tiller als Buhlschaft (1968)

Diese alljährliche Heimsuchung durch Hofmannthals „Jedermann“ wird wohl niemals enden: der „Jedermann“, uraufgeführt nicht in Salzburg, sondern 1911 im Berliner Zirkus Schumann, ist längt kein Thema für die Kulturberichterstattung , sondern ausschließlich für die Gesellschaftsreporter, die aktuell zum Beispiel vermelden, dass die Buhlschaft 2013 eine durchsichtige Bluse mit Kunstnippeln trägt.

Es ist ja alles schon wiedergekäut: das Stück ist von zweifelhaftem literarischem Rang. Und was die religiöse Substanz anbetrifft, gehört das Moralstück mit dem im Schnellverfahren knapp vor seinem Ableben von allen Sünden befreiten reichen Mann in den Bereich des Devotionalien-Kitsches. Welcher Sohn würde heutzutage nicht flugs zum Heiden, wenn ihm seine Mutter so frömmelnd zusetzte wie die des Jedermann? Oder wenn ihm die Allegorie des „Glaubens“ entgegenträte wie eine Missionarin der Heilsarmee. Bei so bigottem Spiel hat der Teufel wirklich leichtes Spiel, auch wenn ihm die Engelscharen letztendlich doch die arme Seele entreißen.
Wenn es selbst Peter Stein als Schauspieldirektor der Salzburger Festspiele nicht gelungen ist, dem „Jedermann“ den ewigen Frieden zu geben, wird auch dieser Appell ungehört verhallen:

TÖTET JEDERMANN!

Es geht darum, dass wir heutige Menschen mit unseren existentiellen Fragen, etwa nach dem Sinn des Lebens, nicht abgespeist werden wollen mit Trivialbildern wie den über den Bühnenboden robbenden „Guten Werken“ (früher stützten sie sich auf Krücken) , und auch nicht von von schwertbewaffneten gefiederten Engeln.

Der Erfolg des „Jedermann“ ist mit dem der widerlichen Süßspeise „Salzburger Nockerl“ zu vergleichen: einmal muss sich jeder Tourist
den Magen damit verdorben haben, und dann nie wieder.

Wie ein Kulturereignis mit dem hohen Qualitätsanspruch der Salzburger Festspiele wirklich würdig eröffnet werden könnte? Zum Beispiel mit John Neumeiers Ballett-Version von Mozarts „Requiem“. Neumeier hat schon 1985 im Rahmen der Festspiele mit der Choreografie zu Bachs „Matthäus-Passion“ vor dem wuchtigen Salzburger Dom für tiefe Ergriffenheit und Besinnung gesorgt. Das war zu einer Zeit, wo die Programmverantwortlichen sich daran erinnerten, dass am Anfang aller Kunst der Tanz stand…

Weitere Berichte und Reportagen von Günter Verdin zum Thema „Jedermann“:

BERT BRECHT UND DER ASTHMATISCHE TOD

Selbst ein Bert Brecht lief beim Versuch, einen Ersatz für den stets umjubelten und stets angezweifelten „Jedermann“ zu finden, zu literarischen Untiefen auf. Im Jahr 1949 sagte er Gottfried von Einem, damals Mitglied der Festspiel-Leitung, einen „Salzburger Totentanz“ zu. In einem Brief vom Mai 1949 schildert Brecht sein Konzept: „Kontrakt des Kaisers mit dem Tod, im kommenden Krieg die Opfer zu begrenzen und ihn und seine Nächsten zu verschonen, wenn sie das vereinbarte Zeichen machten. Vergessen des Zeichens durch den vielbeschäftigten Tod. Moral: Mit dem Tod kann man keine Geschäfte machen.“ Als Honorar wünschte der aus dem amerikanischen Exil zurückgekehrte staatenlose Dichter die österreichische Staatsbürgerschaft. Brecht knittelte darauf los. In einer Textprobe lässt Brecht seinen Tod „mit asthmatischen Atembeschwerden“ über seine Allergie gegen den schnöden Mammon reflektieren. Dieses rührende Dokument lässt ahnen, dass der Bühne nicht viel entgangen ist. Der Text wurde nicht vollendet, Brecht bekam dennoch 1950 seinen österreichischen Pass.

Auch spätere Versuche, das Sterben des reichen Mannes zu erneuern, sind fehlgeschlagen. Am energischsten hat sich Peter Stein für eine Alternative zum oft als bigott kritisierten Stück Hofmannsthals eingesetzt. Peter Handke, Botho Strauß und Hans Magnus Enzensberger lehnten ab.
So ein Regen hat auch etwas Gutes: Der erste „Jedermann“ dieses Sommers mußte ins Große Festspielhaus übersiedeln und tat dort neue Wirkung

EIN MENSCH, NICHT WIE VON HOFMANNSTHAL KONSTRUIERT (1998)

Wer jemals an einem schwülen Sommertag eine „Jedermann“-Aufführung auf dem Platz vor dem Salzburger Dom erlebt und im Schweißbad durchlitten hat, der ist nicht undankbar, wenn, wie bei der Premiere am Samstag, Hofmannsthals „Spiel vom Sterben des reichen Mannes“ wegen Schlechtwetters in das Große Festspielhaus verlegt wird. Man sehe und staune: Die Schwächen des Werks, aber auch die Stärken der Aufführung werden im geschlossenen Raum noch deutlicher.
Sprachlich täuscht das Stück vor, mittelalterlich und inhaltlich fromm zu sein. Die Inszenierung von Gernot Friedel, die bekanntlich vor allem das von Ernst Haeussermann in Reinhardt-Tradition erarbeitete Regie-Konzept verwaltet, gewinnt im Haus an Dichte. Auch die kritische Distanz der Regie zu Hofmannsthals Bigotterie tritt im geschlossenen Raum kräftiger zutage. Und immerhin ist auch zu bemerken, wie hübsch und detailreich Friedel so manche Szene arrangiert hat, etwa die Tischgesellschaft, die, zu Tode erschrocken, zum Cinemascope-Renaissance-Gemälde erstarrt.
Für die Schauspieler bedeutet der Ortswechsel eine enorme Umstellung. Urs Hefti als Spielansager schafft sie nicht: Er brüllt und agiert plakativ, als müßte er noch auf der Festung gehört werden. Hingegen ist Michael Degen als Tod ein Labsal an nuanciertem, völlig unpathetischem Spiel. Lola Müthel überzeugt als Jedermanns Mutter mit naiver Gläubigkeit, und auch Isabel Karajan als Gute Werke und Sibylle Canonica als Glaube erfüllen die Allegorie, die geschrieben steht, mit wohltuend sachlicher irdischer Präsenz.
Mit großer Spannung wurde natürlich der Auftritt der neuen Buhlschaft, Sophie Rois, erwartet. Schon optisch unterscheidet sie sich deutlich vom bisher in Salzburg gepflegten Klischee des drallen Lustweibs mit üppigem Dekollete: Sophie Rois ist zierlich, aber sie wirbelt mit großer Entschiedenheit als kleine Raubkatze über die Bühne, eher verspieltes Mädchen als lüsterne Dirne, eine sehr heutige Figur. Ihre Manier, Sätze hervorzustoßen und gleich darauf die Lautstärke aufs Minimum zu reduzieren, wird wohl auch auf dem Domplatz zu Verständigungsschwierigkeiten führen.

Gert Voss als Jedermann, Sophie Rois als Buhlschaft

Alle Einwände gegen das vielgeschmähte Stück verstummen aber, wenn Gert Voss als Jedermann von der Bühne Besitz ergreift. Die Aufführung im Festspielhaus ermöglicht, die überraschend vielschichtige Annäherung des Schauspielers an die ja biographielose Figur in konzentrierter Form zu beobachten. Voss greift mit allen stupenden Kunstmitteln hinein ins pralle Menschenleben, ist lausbübisch verspielt zu Beginn und später mannhaft ängstlich, schließlich erbärmlich kreatürlich bis zur hündischen Ergebenheit dem Glauben gegenüber.
Voss läßt, was wirklich Kunst ist, das jämmerliche Versmaß des Textes vergessen und ist noch beim Auftritt im Büßerhemd ein Mensch, als wär‘ er nicht von Hofmannsthal konstruiert. Günter Verdin
(27.07.1998)

EVERYMAN EVERYWHERE: DER JEDERMANN ALLERORTEN
Nicht nur auf dem Salzburger Domplatz wird der „Jedermann“ Hugo von Hofmannsthals aufgeführt, auf mehreren Bühnen, auf Kirchenstufen und Ruinen wird, vornehmlich im Sommer, das Sterben des reichen Mannes zelebriert, auch in Dialektversion und sogar als Tanztheater. Eine Bestandsaufnahme.

MAX REINHARDT, der Regie -Übervater des „Jedermann“ bei Dreharbeiten in Hollywood (szenische Anweisungen für Puck im „Sommernachtstraum)

GÜNTER VERDIN
Es ist doch jedes Jahr das gleiche Theater auf dem Platz vor dem Salzburger Dom: der reiche Mann hat seine Seele – husch, husch, im reuigen Eilverfahren – gerettet, das Publikum ist ergriffen, und die Kritiker winden sich mit skeptischen bis zynischen Bemerkungen aus der Pflichtaufgabe, über ein ungeliebtes Stück und seine auf Reinhardtschen Erfahrungswerten ausharrende Inszenierung zu berichten. Der nicht versiegende Publikumsandrang lässt sich wohl damit erklären, dass selbst im nicht gläubigen Menschen geheime emotionale Saiten von der großen Versöhnungsgeste des Theater-Gottes in harmonieselige Schwingungen versetzt werden; und der ebenfalls nicht enden wollende Kritikerspott ist darin begründet, dass, wer das gleichermaßen naive wie künstliche Mysterienspiel hinterfragen möchte, auf ein esoterisches Gemisch von Glaubens-Annahmen stößt, welches der logischen Analyse nicht standhält.

„Jedermann“ unter der tausendjährigen Linde

Da in Salzburg in der Ära nach Gerard Mortier, unter dem neuen Schauspieldirektor Jürgen Flimm, auch beim „Jedermann“ (wieder einmal) nach neuen Ansätzen gesucht wird, lohnt vielleicht ein Rundblick im deutschsprachigen Raum. Denn auch abseits der Salzburger Festspiele geht der Jedermann a bisserl sterben: in Faistenau etwa sind unter einer 1000-jährigen Linde an die 100 Laiendarsteller am von Franz Löser „volkstümlich“ bearbeiteten Hofmannsthal-Werk (jeden Samstag bis zum 18. August).
Auf diese Mundartfassung, in der Jedermann ein reicher Bauer ist, greifen auch die Mondseer zurück, die auf der Freilichtbühne im Karlsgarten neben der schönen Pfarrkirche bis zum 25. August (jeweils samstags) nicht nur eine große Laien-Spielschar, sondern auch die Goldhaubenfrauen Mondsee, die Alttrachtengruppe St. Lorenz und eine Volkstanzgruppe aufbieten.
Selbst das Deutsche Staatstheater im rumänischen Temeswar hatte 1999 den „Jedermann“ auf dem Spielplan. Im thüringischen Erfurt gibt es auch heuer wieder (vom 30. August bis 2. September) auf den Stufen vor dem Dom eine um Authentizität bemühte Aufführung.
Dass der Hofmannsthalsche „Jedermann“ sozusagen noch einen Koffer in Berlin hat, wo die Uraufführung 1911 unter Max Reinhardt (mit Alexander Moissi in der Titelrolle) im Zirkus Schumann stattfand, war anzunehmen. Brigitte Grothum schart seit nunmehr 15 Jahren im Berliner Dom prominente Schauspieler (in diesem Jahr unter anderen Sonja Kirchberger, Brigitte Mira, Elke Sommer und als Mammon den als Travestiefigur Mary bekannt gewordenen Georg Preuße) um sich, um im sakralen Rahmen dem Mysterienspiel zu aktueller Bedeutung zu verhelfen.
Auf der Homepage der Berliner Jedermann-Festspiele begründet Brigitte Grothum ihren Einsatz für das Stück folgendermaßen: „So, wie heute, in unserer globalisierten Welt, weder eine Anbindung an Ideale noch Mitleid den Absturz in die Ellenbogengesellschaft hemmen, wie ungezügeltes Gewinnstreben möglicherweise in eine Katastrophe führt, so wird der symbolhaft für uns alle stehende ,Jedermann‘ durch die Wiedergewinnung des Glaubens an höhere Werte gerettet.“
Nicht allerorten kann man mit vergleichbar kostbarer sakraler Kulisse für den „Jedermann“ aufwarten wie in Salzburg, Erfurt oder auch Schwäbisch Hall (hier spielt das Stück auf der ausladenden Freitreppe der evangelischen Stadtkirche St. Michael).
Doch historisches Gemäuer muss es schon sein. In Weingarten (bei Ravensburg) dient der sonst nicht zugängliche Klostergarten auf dem Martinsberg als Kulisse für einen aktualisierten „Jedermann“. Der reiche Mann ist hier Finanzmakler von Beruf und hat stattlichen Immobilienbesitz. Die Figur der Buhlschaft, zumeist als dralles Lebeweib auf die Bühne gestellt, wird in Weingarten vom Anrüchigen befreit. Zu Recht weisen die Weingartner darauf hin, dass die ursprüngliche Bedeutung des Wortes „Buhlschaft“ eigentlich „Verlobte“ war. Bei den Bad Hersfelder Festspielen gehört die „Jedermann“-Aufführung vor der mittelalterlichen Kulisse der Stiftsruine zum festen Bestandteil des Spielplans.
Seit acht Jahren ist der „Jedermann“ in Hamburg zu sehen, und zwar in der so genannten Speicherstadt im Zollgebiet des Freihafens. Die Kulisse dieser ehemaligen „Kathedrale der Waren“, wie die Speicherstadt in den Reiseführern poetisch umschrieben wird, fügt sich plastisch in den Anspruch der Inszenierung, der heutigen Hamburger Bürgerschaft einen Spiegel vorhalten zu wollen.
Grell, satirisch verfremdet und aufgebrochen erscheint das alte Mysterienspiel als „Der Fränkische Jedermann“ im Innenhof des Germanischen Nationalmuseums in Nürnberg. Der vom Autor Fitzgerald Kusz durchaus ernst gemeinte Text wird in Klaus Kusenbergs Inszenierung zum deftigen Satyrspiel auf alle Heuchelei und Frömmelei, die konventionelle „Jedermann“-Aufführungen zur Qual machen. „Godd“ zum Beispiel hat einen mächtig langen Bart, der sich über die ganze Bühne hinweg ausbreitet. Sein Gegenspieler, der Teufel, ist mit Flammenwerfern ausgestattet und stiehlt „Godd“ und dem reichen Mann die Show. Das Herzala, die Buhlschaft, tänzelt im rosen-übersäten Reifrock über die Bühne. Und der Tod tritt mit schrecklichen „Jedermoo!“-Rufen aus der Trauerweide (!) hinter der Bühne hervor. Auch hier wird Jedermann natürlich gerettet; an seiner statt holt der Teufel das arme Herzala . . .
Eine durchaus diskussionswürdige, ernst zu nehmende Sicht auf den „Jedermann“ bietet die junge Choreografin Irina Pauls mit ihrem neuen Tanztheaterstück, das Mitte Juli im Rahmen der Heidelberger Schlossfestspiele uraufgeführt wurde.

JEDERMANN ALS TANZENDER REBELL (2001)

Irina Pauls‘ Jedermann in Gestalt des Tänzers Andreas Lauck ist ein äußerlich eher grüblerischer Mann, dessen psychische Defekte sich erst im Laufe der Inszenierung offenbaren. Jedermann als sadistischer Machtbesessener dirigiert nicht nur seine anämische, willenlose Buhlschaft (Jessica van Rüschen), sondern auch die Tischgesellschaft in den Untergang.
Irina Pauls‘ Tanzstück „Jedermann“ wird im romantisch verfallenen Englischen Bau der Heidelberger Schloss-Ruine präsentiert. Jedermanns Abbruchhaus? Pauls: „Ich glaube, dass der Jedermann gut hierher passt. Dieser Ort trägt die Geschichte mit sich. Das versuchen wir ja darzustellen, diesen Werdegang und das Verfallen: Asche, verbrannte Holzteile, die hier sind, das heißt, dass der Tod immer gegenwärtig ist, der Tod, der schließlich Jedermann holt. Ich finde die Figur des Jedermann interessant, weil er rebelliert; in jeder Rebellion ist ja auch ein ganz starker Wille zu spüren. Und dass dieser Jedermann Gottes Gebote erst einmal nicht anerkennt, sondern versucht, sein Leben selbst zu gestalten, ist eine ungemein sympathische Eigenschaft!“

Statt Hofmannsthal ein historischer Eremit

Was bleibt vom Text Hofmannsthals übrig? Pauls: „Eigentlich nichts mehr. Die moralisierenden Figuren wie die Guten Werke oder der Glaube kommen bei mir nicht vor. Allerdings haben wir einen sehr schönen Text eines Eremiten aus dem 12. Jahrhundert, Heinrich von Melk, der von einem Schauspieler rezitiert wird. Es ist ganz wichtig, dass einer da ist, der an Jedermann appelliert: Kehre dein Schiff um, geh auf die richtige Spur. Wenn wir diesen Bezug nicht hätten, dann würde ja auch die Frage zwischen Leben und Tod und auch der Beziehung zur höheren Gewalt gar nicht im Raum stehen.“
Irina Pauls leitet seit einem Jahr, und mit aufsehenerregendem Erfolg, die Ballettkompanie am Heidelberger Stadttheater. Zum Wesen ihrer Arbeit als Choreografin gehört eine ganz besondere Hand- Schrift, im wahrsten Sinne des Wortes. Pauls: „Ich gehe von Alltagsgesten aus. Das ist ja ein wichtiger Moment: wie Menschen sich ganz alltäglich bewegen, und das geht sehr stark über Arme und Gestikulation, das versuche ich dann als charakteristisches Bewegungs-Merkmal für die Figuren zu schaffen. Arme und Oberkörper sind ein wunderschönes Mittel, den Körper ganz einzusetzen. Das ist die moderne Bewegungssprache, die Kopf. Arme und Oberkörper miteinschließt.“

Bei der „Jedermann“-Choreografie von Irina Pauls fällt auf, dass auch die Tischgesellschaft individuell durchgestaltet ist. Hier tanzen Einzel-Persönlichkeiten, die für sich Bewegung erfinden und sich wie zufällig in den Bewegungsduktus der anderen verschränken oder integrieren. Pauls: „Die Tänzer sind letztendlich sehr individualistisch. Sie erfassen die von mir vorgegebene Bewegungssprache und interpretieren sie auf ihre eigene Weise. Das ist für mich die Idee von Tanztheater, dass man ganz spezielle, eigenwillige Persönlichkeiten auf der Bühne hat, die in der Lage sind, eine Idee zu verfolgen und eine Bewegungssprache auszudrücken.“ Welche Rolle spielt die Musik? Pauls: „Ich verwende mittelalterliche Musik, die hin reicht zu neuer Musik, die mit mittelalterlichen Instrumenten gespielt wird. Es ist für mich immer wichtig, dass die Musik die Idee des Stücks klar ausdrückt.“ Hat Irina Pauls jemals den „Jedermann“ in Salzburg gesehen? Pauls: „Ja natürlich. Und ich muss Ihnen sagen, ich fand ihn sehr langweilig.“
(19.07.2001)

WIRD #DIETER_BOHLEN JETZT DER #DOKTORTITEL ABERKANNT?#Plagiate

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Haben wir es nicht schon immer gewusst? In der Schlager- und Popmusik wird geklaut , was das Zeug hält. Da die meisten Komponisten massentauglicher Melodien heutzutage die Arbeit dem Computer überlassen, begeht eigentlich dieser die freche Urheberrechts-Verletzung.

Dieter Bohlen, dem Studenten der Berliner Humoldt-Universität in einem YOU TUBE-VIDEO nachweisen, dass er sich in dem für Andrea Berg geschriebenem Lied „Piraten wie wir“ bis ins Arrangement hinein bei dem Tina Turner-Hit „The Best“ (von Mike Chapman und Holly Knight) bediente, hat also bestimmt nur das falsche Software-Programm verwendet. Seine Songs klingen ja meistens so, als hätte der Blechtrottel nicht allzu lange nachgedacht. Gute Nachricht für ihn: der Doktortitel kann ihm nicht aberkannt werden, weil er keinen hat…

IN DER WISSENSCHAFT

ist es Nichtmehr-Doktor Karl-Theodor zu Guttenberg und Anette Schavan zu verdanken, dass auch einer breiten Öffentlichkeit klar wurde, dass das Übernehmen ganzer Passagen aus Werken anderer Autoren OHNE QUELLENANGABE als Plagiat gewertet wird.

IN DER LITERATUR
wurde 2010 die damals 17jährige Berliner Autorin Helene Hegemann auffällig, die für ihren Debütroman „Axolotl Roadkill“ ganze Passagen vom Berliner Blogger AIREN abgeschrieben hatte. Ihre Verteidiger führten die in der Literatur übliche Form der Montagetechnik, deren sich auch Elfriede Jelinek ausgiebig bedient, ins Feld.

PLAGIAT

DER BEGRIFF:

Der Dichter Martial, der vom Vortrag seiner Verse lebte und zu dessen Zeit es noch keine institutionalisierte Form des Schutzes von fremdem Eigentum (Copyright) gab, warf seinem Dichterkollegen Fidentinus vor, seine Gedichte fälschlich als die eigenen vorzutragen. Martial setzt in einem Epigramm seine Bücher mit freigelassenen Sklaven gleich und beschimpft seinen Dichterkollegen daher als plagiarius (wörtlich: Menschenräuber, Sklavenhändler) (Epigramme 1, 52). Der Begriff des Plagiats geht so auf eine der ältesten bekannten Urheberrechtsverletzungen im Rom des ersten Jahrhunderts nach Christus zurück. Im Unterschied zum Beispiel zur Kopie ächteten auch andere Kulturen und Zeitalter die plagiatorische Aneignung eines Werkes weitgehend.

PLAGIATE IN DER POPMUSIK

Die folgende Aufzählung enthält einige bekannte Stücke aus dem Musikgenre Popmusik, die zum Gegenstand von Plagiatsvorwürfen wurden:

My Sweet Lord, Popsong, Plagiator: George Harrison, Original: He’s So Fine von The Chiffons.

Hello, I Love You, Popsong, Plagiator: Doors, Original: All Day And All Of The Night von den Kinks.

A One Minute Silence, Avantgarde, Plagiator: Mike Batt, Original: 4’33“ von John Cage
Die Plagiateigenschaft dieses Stückes ist umstritten. Denn während Cage in seinem Stück die Geräusche, die während der Stille entstehen, zur Musik erhebt, behandelt das Stück von Batt tatsächlich die Stille.

Love is a wonderful thing, Popsong, Plagiator: Michael Bolton (April 1991), Original aus Februar 1964 von den Isley Brothers.

Still Got the Blues, Bluesrocksong, Plagiator: Gary Moore (Mai 1990), Original Nordrach, aufgenommen am 29. März 1974 in den SWR-Studios Baden-Baden von Jud’s Gallery, allerdings bis zum Jahre 1999 nie auf Tonträger veröffentlicht. Das Plagiat besteht in der Entlehnung der Gitarrenpassage am Ende des Stückes Nordrach, diese Sequenz bildet das Hauptthema des Stückes Still Got the Blues. Jud’s Gallery gewannen den Prozess gegen Virgin Records am 3. Dezember 2008 vor dem Landgericht München I, Moore legte Berufung ein; 2009 schloss er mit Jud’s Gallery einen Vergleich, zahlte eine nicht genannte Summe und behielt die Rechte an Still Got the Blues.

A Groovy Kind of Love, Popsong, Plagiator: Wayne Fontana and the Mindbenders, Original: ein Rondo von Muzio Clementi (1752–1832)

PLAGIATE IN DER KLASSISCHEN MUSIK

>In der klassischen Musik werden häufig Melodien oder andere markante Merkmale eines Originals (z.B. Rhythmen, Harmoniefolgen) zitiert. Manche wurden vom Autor gekennzeichnet (zum Beispiel als „Variationen über eine Melodie von XY“).

Ein Thema aus Muzio Clementis Klaviersonate B-dur op.24,2 erschien wenige Jahre später bei Wolfgang Amadeus Mozart als Hauptthema in der Overtüre zur Zauberflöte, so dass Clementi dann beim Druck der Sonate auf seine Urheberschaft hinweisen musste.

25.000 $ Schadensersatz musste Vincent Rose für sein Plagiat Avalon an den Verlag Ricordi zahlen, da Rose das Thema aus der Arie des Cavaradossi in Giacomo Puccinis Oper Tosca lediglich nach Moll transponiert hatte. Die weiteren Tantiemen gingen fürderhin an Ricordi.

Ungeklärt ist, wie es zu der Entlehnung des Vilja-Liedes in Lehars Die lustige Witwe aus Carl Nielsens Lille Suite kam.

Um allen PLAGIATSVORWÜRFEN vorzubeugen: diese Liste und die Definition des Begriffs PLAGIAT sind aus WIKIPEDIA hierher transponiert worden.

Der #Schildkrötenerzieher: Das teuerste Bild der #Türkei.#Malerei

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Die FAZ, und im Speziellen, ihr Feuilleton, öffnen ihren LeserInnen immer wieder die Augen für Details in Kunst und Politik, für die Zusammenhänge zwischen Ästhetischem und oft brutal Realem.
Ein wunderbarer Beleg dafür findet sich in der Samstagausgabe (6.7.13): Julia Voss reflektiert über das „berühmteste Gemälde der Türkei“ mit dem Titel „Der Schildkrötenerzieher“. Berühmt ist das Gemälde übrigens erst seit 2004: es wurde damals zum internationalen Gesprächsstoff , weil es auf einer Auktion für umgerechnet 3,5 Millionen Dollar versteigert wurde, und zwar von der privaten „Suna und Inan Kiraç-Stiftung“, in deren Besitz auch das Pera-Museum in Istanbul ist.

Das Gemälde in der Tradition der französischen Salonmalerei des 19. Jahrhunderts, gilt fortschrittlichen Kräften in der Türkei als Symbol für die Überwindung des politischen Stillstands in der Türkei. Andere deuten es als Ikone des Stillstands: Schildkröten lassen sich nicht erziehen.

Die Recherchen von Julia Voss ergaben, dass der Maler des Bilds,
Osman Hamdi Bey (geb. 1842 in Istanbul, gestorben 1910 ebda)
sich von einem japanischen Druck inspirieren ließ, auf dem ein koreanischer Schausteller zu sehen ist, der mit einer Trommel Schildkröten dressiert.

Kommentar von Julia Voss: “ ‚Mann mit Schildkröten‘, wie das Gemälde ursprünglich hieß, ist das Bild eines türkischen Künstlers, der sich für eine koreanische Tradition begeisterte, die ein Japaner aufgezeichnet hatte – und die er nach Frankreich exportierte. Verrückter kann ein Bild eigentlich nicht sein.“

Die Kunst ist bekanntlich das Rätsel und nicht die Lösung. Vor dem Hintergrund der Protestbewegung um den Istanbuler Gezi-Park lässt das seltsame Gemälde jedenfalls genug Fragen offen…

TELE-FAX von #GÜNTER_VERDIN: „#Got_to_Dance“ – #DENNIS ist der eigentliche Sieger

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(Der Ausnahmetänzer Dennis Mac Dao, für mich der eigentliche Sieger)

Das ist eine alte Show-Weisheit: gegen Kinder und dressierte Tiere haben Erwachsene keine Chance, schon gar nicht gegen auf erwachsen dressierte Kinder wie das Standardtanz-Pärchen Veronika und Daniel, beide 13, die im Finale der Supershow „Got to Dance“ ( Sat 1, Freitag) durch das Publikum-Telefon-Voting mit hauchdünner Mehrheit den ersten Platz ergatterte. Was die Regeln der Standardtanz-Wettbewerbe betrifft, machen die beiden Heranreifenden alles richtig: sie tanzen synchron, elegant, elastisch, mit toller Haltung, also geradem Oberkörper und energischem Beckeneinsatz. Das wirkt schon bei erwachsenen Tänzern gleichermaßen ästhetisch wie manieriert, bei Kindern macht solche Bewegungs-Disziplin zumindest nachdenklich.

Um bei den Kleinen zu bleiben: der blonde zwölfjährige Freestyler Vadim kann seine enorme Kreativität und seinen überbordenden Bewegungsdrang in eine schillernde Körpersprache ohne überdeutliches Regel-Korsett kanalisieren. Er hätte den ersten Platz ( und damit das Preisgeld in Höhe von 100.000 Euro ) ebenso verdient wie der ( bereits erwachsene) Ausnahmetänzer Dennis, dessen Performance , eine Mischung aus Ausdruckstanz und klassischem Ballett , von einer Jurorin zurecht als „poetry in motion“ bezeichnet wurde. Übrigens: das Ergebnis fiel äußerst knapp aus:

1. Veronika & Daniel 17,3 %

2. Dennis 17,2 %

3. Airdit & Ben 11,7 %

Ich bleibe dabei: „Got to Dance“, abwechselnd auf Pro7 und Sat1 zu sehen, ist die derzeit beste (Casting-)Show im deutschen Fernsehen, die internationale Konkurrenz nicht zu scheuen braucht, auch was Licht-Effekte und animierte Projektionen betrifft. Auch wenn die Quoten fürs Finale nicht berauschend waren – nach 17,3 Prozent bei der Auftaktshow erreichte die letzte Sendung nur mehr einen Markanteil von
14,3 Prozent – wird es eine zweite Staffel geben. Und die wird hoffentlich wieder von Johanna Klum moderiert werden: neben dem aufgeregten Geschnatter in anderen Casting-Shows wirkt ihre Moderation souverän, respektvoll, themenbezogen und sehr sympathisch. Und trotz des verhängnisvollen Nachnamens Klum hat sie eine sehr schöne, weibliche, modulationsfähige Stimme. Drei Goldsterne für Johanna Klum!

#TELE_FAX von #GÜNTER_VERDIN: Finale von „#Got_to_Dance“.#Sat1.#TV

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Foto: Sat 1

Das wird die beste Show im deutschen Fernsehen seit Langem!
Heute kämpfen 12 Kandidaten im Live-Finale von „Got to Dance“ um den Titel „Bester Dance-Act Deutschlands“ und um 100 000 Euro
(Sat 1, 20.15 Uhr).

Vergesst Dieter Bohlen und den halbseidenen Glamour seiner Shows. Nur „The Voice of Germany“ ( ebenfalls Pro7 und Sat 1) kann mithalten, aber nur , was den ernsthaften künstlerischen Anspruch betrifft. Als Show mit einer atemberaubenden Mischung aus Tanzakrobatik und Modern Dance ist „Got to Dance“ zur Zeit unschlagbar.

Auch bei der zweiten Semifinalshow am Donnerstagabend kam der Zuschauer aus dem Staunen nicht heraus: was Deutschland an aufregenden Tanztalenten zu bieten hat, ist höchst erfreulich! Veronika (13) und Daniel (12) zum Beispiel sind bereits Medienlieblinge: sie tanzen seit sechs Jahren zusammen für den RGC Rot-Gold-Casino Nürnberg und sind bereits vierfache Bayerische Meister in ihrer Altersklasse. Ein wenig skurril wirkt es schon, wenn sich zwei Kinder wie kleine Erwachsene kleiden und bewegen , aber die Perfektion der beiden im Standardtanz ist erstaunlich.

Weniger vordergründig routiniert und umso mitreissender wirken da die HipHop -und Electroboogie-Acts des Bremerhaveners Vadim Averin, der bei den HipHop – Europameisterschaften in Amsterdam im Juni dieses Jahres gleich drei erste Plätze belegte: der 12 Jahre junge Mann entwickelt eine tänzerische Fantasie, die mitreisst, beflügelt und und nicht nur die nahe am Wasser gebaut habenden Juroren rührt.

Auch auf den Auftritt der „Linked2Dance Patchwork“-Compagnie im heutigen Finale dürfen wir uns freuen. Im Mittelpunkt ihrer erstaunlich homogenen Tanz-Performance am Donnerstagabend stand ebenfalls ein hochbegabtes Kind. Die TänzerInnen aus verschiedenen Kulturkreisen erzählen eine kleine Geschichte, die in dynamische Bewegung umgesetzt wird: ein kleines Mädchen kämpft gegen die Dämonen seiner Albträume und triumphiert schließlich über sie.

Heute abend geht es für die jungen Talente um alles (100.000 Euro) oder nichts. Es gibt aber jetzt schon einen Sieger: den Tanz in seiner unendlichen Schönheit und Vielfalt.

#GOOGLE _Innovationen: #Leichen pflastern ihren Weg

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Google-Dienste kommen und gehen : der „Guardian“ gibt den meisten Ideen der Google-Kreativen eine Lebensdauer von vier Jahren. GOOGLE READER schaffte immerhin acht Jahre. Seit gestern,
Montag , 1. Juli 2013, ist der Dienst eingestellt – trotz großer Proteste der Nutzer.

Die Infografik „The Google Graveyard“ des US-Unternehmens Wordstream spendet den verstorbenen Google-Diensten einen letzten Ruheplatz.

Eine kleine Übersicht über alle Google-Leichen:
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#TELE-Fax von #GÜNTER_VERDIN.#Got_to_dance.#Pro7.#SAT1

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Die sprungtüchtigen, aber wenig wortgewandten „Got to Dance“-Juroren Palina Rojinski (Moderatorin & Sportgymnastin), Take-That-Sänger Howard Donald und Nikeata Thompson (Choreografin)

© SAT.1/ProSieben/Frank Zauritz

Die einen sind prominent und bekämpfen ihre Ängste, indem sie in der RTL-Show „Pool Champions“ (Freitag) vom 5 Meter-Turm ins Wasser springen . Die Münchner Abendzeitung übertitelte ihren Bericht bayerisch charmant: „Promis machen sich nass“.

Die anderen, wesentlich jüngeren, sind vorerst einmal vor allem sehr talentiert und scheinen die Schwerkraft aufzuheben: die Pro7/SAT1-Tanzshow „Got to dance“ ( Donnerstag: Pro7, Freitag: SAT1) präsentiert nicht nur alle coolen Tanzstile der modernen Jugendkultur wie Breakdance, Hip Hop oder Crumping ( ein dynamischer Gruppentanz Afro-amerikanischer Provenienz), sondern auch klassisches Ballett, Flamenco und Steptanz, und das alles in erstaunlicher Perfektion.

Ein vorwiegend jugendliches Publikum beschert der Show mit den vorwiegend deutsch radebrechenden oder sprachlich ausdrucksarm in Begeisterungs-Ekstase verzückten Juroren sehr gute Einschaltquoten, was kaum auf die unstete Schnitt-Dramaturgie zurückzuführen ist: die Show wirkt so, als würden Regisseur und Cutterin zwischen mehreren Programmen hin- und herzappen. Der Erfolg des Formats liegt in den virtuosen Leistungen der jungen Tänzer, die mit unglaublicher Intensität und überbordendem Einfallsreichtum ihrem Körper das Letzte, also das Beste abverlangen, oder zumuten.

Denn zweifelsohne freuen sich über die Show auch Deutschlands Orthopäden.
Die Spätfolgen all der akrobatischen Einlagen und, wohlgemerkt, fast immer ästhetischen Verrenkungen , sind absehbar. Es ist bekannt, dass selbst klassisch ausgebildete TänzerInnen ab 40 schmerzhafte Probleme mit dem
Bewegungsapparat bekommen. Das klassische Ballett mit Spitzentanz , Hebungen und Piroutten belastet den Körper auf unnatürliche Weise.

Dr. Lutz Simon, leitender Oberarzt und stellvertretender Chefarzt der Abteilung für Unfall- und Orthopädische Chirurgie in der Asklepios-Klinik Nord in Hamburg
in BILD über die Verletzungsmöglichkeiten bei professionellen durchtrainierten Tänzern: „Bandverletzungen an den Sprunggelenken, Knieverletzungen am Meniskus und Außenband, Rückenverletzungen wie muskuläre Verzerrungen im Lendenwirbelsäulenbereich.“

Über den Saarbrücker Schüler Ruffy, der es mit seinen gruseligen gummiartigen Körper-Verrenkungen im „Flexing“ immerhin ins Finale geschafft hat, urteilt der Orthopäde: „Wahrscheinlich hat er hypermobile Schulterblätter. Das ist eine anatomische Spezialität. Nachmachen sollte man das nicht unbedingt.“

Juroren und Publikum wählten folgende Solisten und Tanzgruppen ins Finale: Patrizia Kowalak, Ben und Airdit, Swingin’ Crocs, S’N’C Kidz, Penguin Tappers und Dancefloor Destruction Crew.

Das zweite Halbfinale ist am kommenden Donnerstag, dem 4.Juli ab 20:15 Uhr auf Pro7 zu sehen.

Den Siegern winkt am Ende der Staffel eine Prämie von 100.000 Euro. Eine Traumgage, wenn man die Einkommens-Situation von Berufs-Tänzern in Betracht zieht: die Bruttogage von Gruppentänzern im renommierten Stuttgarter Ballett beträgt anfangs um die 1.500 Euro (Solistengagen werden frei verhandelt).
Das durchschnittliche Jahresnettoeinkommen von aktiv versicherten freischaffenden Künstlern im Gesamtbereich „Darstellende Kunst“ betrug im Januar 2010 nach Angaben der Künstlersozialkasse 12.318 Euro . Im dem Landtag von Baden-Württemberg vom Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst vorgelegten Bericht (Drucksache 14 /7031 07. 10. 2010) heisst es weiter: „Die Erfahrungen zeigen, dass Tänzerinnen und Tänzer ihren Beruf im Durchschnitt bis zum 35. Lebensjahr (in Ausnahmefällen bis zum 40. Lebensjahr) ausüben können.“

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