Fremd zieh ich wieder aus: der #Schauspieler #Jens_Harzer

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Das ist aber ein lieber Junge, der da auf die Bühne des ehemaligen Salzburger Stadtkinos schlurft! Sehr höflich, stets sehr freundlich lächelnd, immer ein (gutes?) Buch zur Hand. Der wortlosen Eiseskälte in der Familie seiner Freundin setzt er seine eigene Coolness entgegen. „Der Name“ heißt das Stück von dem Norweger Jon Fosse, das am 6. August 2000 als Ko-Produktion der Salzburger Festspiele mit der Berliner „Schaubühne am Lehniner Platz“ unter der Regie von Thomas Ostermeier in deutscher Übersetzung uraufgeführt wurde.

Schuberts „Winterreise“ habe er sich während der Rollenarbeit immer wieder angehört, sagt der junge Schauspieler Jens Harzer. „Warum lächelt der junge Mann? Selbstschutz, Scheu, Angst…womöglich auch eine Verachtung der Familie gegenüber, die er in Höflichkeit bündelt. Das Fremdsein drückt sich im Körper anders aus als im Gesicht, der Körper will weg, und man sitzt doch in der Gegend herum. Im Laufe des Stücks verändert sich die Figur aber, sein Gesicht wird immer verschlossener. Als einziger zieht er die Konsequenz, er verlässt das Haus als Fremder.“

Abgründe der Seele: immerhin ist die Freundin schwanger, der junge Mann entzieht sich der Verantwortung, ist ebenso wenig wie die Familienmitglieder in der Lage, sich zu artikulieren. Das Herz : die Mördergrube lauter toter Gefühle. Wie Harzer das spielt, lauert der Schrecken der Wortlosigkeit, der Sprachverweigerung in allen Ecken……

Das ist aber ein lieber Junge, der da neben einem im Salzburger Cafe „Tomaselli“ sitzt, ein bisschen schlaksig, mit unendlich traurigen braunen Augen und einem schmalen, blassen ernsten Gesicht. So einer weckt sämtliche Mutter- und Vatergefühle, die in der Umgebung abrufbar sind.

So muss es auch Jörg Hube ergangen sein, als er Jens Harzer bei der Aufnahmeprüfung für die Münchner Falckenberg-Schule „durchboxte“. Davor war Harzer bereits von der Folkwangschule in Essen abgelehnt worden. Heute hat er sogar Verständnis dafür: „Das sind doch immer ganz subjektive Wahrnehmungen der Prüfer, wenn man da als 18jähriger anrückt und etwas vorspielt. Ich würde da niemandem einen Vorwurf machen. Man kommt aus einem kindlichen Nichts, und da gucken Leute zu, die müssen dann sagen, ob das gut oder spannend ist. Das gehört wohl dazu, dass Leute, die etwas können, zuerst abgelehnt werden, oder erst später, oder auch nie entdeckt werden, oder manche sofort, die vielleicht nach drei Jahren Schule völlig geheimnisvoll sind. Als ich von Essen nach Hause gefahren bin, habe ich so etwas wie Scham empfunden: die Scheu wächst durch Ablehnung.“

Wird man da nicht zum großen Philosophen, wenn man am eigenen Leib erfährt, dass ein einziger Mensch, in diesem Fall Jörg Hube, die Weichen für die Zukunft stellen kann?

Harzer: „Das hat sich mir von Anfang an dargestellt, wie sehr dieser Beruf vom Glück abhängig ist. Nach bestandener Aufnahmeprüfung für die Schauspielschule gibt es ein halbes Probejahr, dann findet wieder eine Prüfung statt, die über die Möglichkeit des Weiterstudiums entscheidet. Drei Wochen vor dieser Prüfung sagte ein Lehrer zu mir, dass ich ein sehr schmales Talent hätte. Ich habe gelacht und frech gesagt: ,Aber wenigstens Talent, oder ?‘ Gleich nach der Prüfung machte Christian Stückl seine zweite Inszenierung an den Münchner Kammerspielen: ,Viel Lärm um Nichts‘ und holte mich für eine kleine Rolle.“

Mittlerweile zählt Harzer zu den jungen Stars der „Kammerspiele“, hat mit Regiestars wie Dieter Dorn, Herber Achternbusch, Peter Zadek oder jetzt, in Salzburg , mit Thomas Ostermeier gearbeitet. Er hat den Urfaust und den Tasso gespielt.

Welche Eigenschaften sollte ein Regisseur haben, dem sich Harzer gerne anvertraut?

„Ganz utopisch formuliert, ist es der Zauber, der von einer Arbeit ausgeht, von der gemeinsamen Beschäftigung mit dem Stück, die womöglich dann zur Verführung wird, in welcher Handschrift auch immer. Voraussetzung ist der gemeinsame Traum von einer Arbeit. Man folgt ja auch gerne Gedanken, die man selber noch nicht gehabt hat.“

Obwohl die „Kammerspiele“ die künstlerische Heimat von Harzer war, hat er auch neugierig – und mit von Kritik und Festspiel-Publikum hochgewürdigtem und respektiertem Ergebnis – als Gast mit den „Schaubühnen“- Leuten zusammengearbeitet. Braucht Harzer das familiäre Umfeld eines gewachsenen Ensembles für die künstlerische Arbeit? „Ich habe das bisher jedenfalls geglaubt. Hier in Salzburg war ich sozusagen zum ersten Mal in der Fremde. Es war nicht einfach. Gerade, wenn man wie ich literarisches Theater machen möchte, das Stück und den Dichter ernst nimmt, wenn man an die Macht des Wortes und die Macht der Literatur glaubt, dann wächst der Wunsch, dem Stück und der Welt seines Dichters etwas abzutrotzen, ihr nahezukommen, einen eigenen Keil reinzuschlagen oder sich vollkommen verwandeln zu lassen. Das bedeutet nicht, das ich grundsätzlich etwas ausschließe, etwa die Fragmentierung von Stücken. Aber nehmen wir zum Beispiel Kleist: den braucht man doch nicht zu zertrümmern, der zeigt uns doch die Verhackstückung unserer Seelen. Je tiefer man in ein Material hineinschaut, desto mehr zeigt es seine Kehrseiten, die verschlossenen Seiten, desto mehr zeigt es auch, wie fremd es bleibt: das sollte man auch zum Thema seiner Vorstellung machen.“

Irgendwann hat der junge Schauspieler in einem Interview den Vorsatz formuliert, im Privatleben das Dramatische möglichst ausschließen zu wollen. Ist das bisher gelungen? „Das hab ich zu einer Zeit gesagt, wo ich in München sieben Rollen auf einmal spielte. Ich wollte damit ausdrücken, dass ich zwar nicht konfliktscheu bin, aber im Privaten, zum Beispiel mit meiner Freundin, auf dramatische Spannung verzichten kann. Jetzt, drei Jahre nach diesem Satz, würde ich das nicht mehr so formulieren! Es ist dann doch zu viel passiert.“

Anmerkung:

Das Gespräch fand im August 2000 statt. Seit 2009 ist Harzer festes Mitglied des Ensembles am Thalia Theater in Hamburg. 2011 wurde Harzer für seine Darstellung des Marquis Posa in der Hamburger Inszenierung von Don Karlos erneut als „Schauspieler des Jahres“ ausgezeichnet. 2012 sprach er den Stephen Dedalus im Hörspiel „Ulysses“ nach James Joyce, dem mit einer Laufzeit von mehr als 22 Stunden bis dahin längsten Hörspiel des SWR und einer der aufwändigsten Hörspielproduktionen der ARD. Harzer wurde auf der Frühjahrs-Mitgliederversammlung der Akademie der Künste Berlin am 25. Mai 2013 als neues Mitglied in die Sektion Darstellende Kunst gewählt. (Quelle: Wikipedia)

Fremd zieh ich wieder aus: der #Schauspieler #Jens_Harzer

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Das ist aber ein lieber Junge, der da auf die Bühne des ehemaligen Salzburger Stadtkinos schlurft! Sehr höflich, stets sehr freundlich lächelnd, immer ein (gutes?) Buch zur Hand. Der wortlosen Eiseskälte in der Familie seiner Freundin setzt er seine eigene Coolness entgegen. „Der Name“ heißt das Stück von dem Norweger Jon Fosse, das am 6. August 2000 als Ko-Produktion der Salzburger Festspiele mit der Berliner „Schaubühne am Lehniner Platz“ unter der Regie von Thomas Ostermeier in deutscher Übersetzung uraufgeführt wurde.

Schuberts „Winterreise“ habe er sich während der Rollenarbeit immer wieder angehört, sagt der junge Schauspieler Jens Harzer. „Warum lächelt der junge Mann? Selbstschutz, Scheu, Angst…womöglich auch eine Verachtung der Familie gegenüber, die er in Höflichkeit bündelt. Das Fremdsein drückt sich im Körper anders aus als im Gesicht, der Körper will weg, und man sitzt doch in der Gegend herum. Im Laufe des Stücks verändert sich die Figur aber, sein Gesicht wird immer verschlossener. Als einziger zieht er die Konsequenz, er verlässt das Haus als Fremder.“

Abgründe der Seele: immerhin ist die Freundin schwanger, der junge Mann entzieht sich der Verantwortung, ist ebenso wenig wie die Familienmitglieder in der Lage, sich zu artikulieren. Das Herz : die Mördergrube lauter toter Gefühle. Wie Harzer das spielt, lauert der Schrecken der Wortlosigkeit, der Sprachverweigerung in allen Ecken……

Das ist aber ein lieber Junge, der da neben einem im Salzburger Cafe „Tomaselli“ sitzt, ein bisschen schlaksig, mit unendlich traurigen braunen Augen und einem schmalen, blassen ernsten Gesicht. So einer weckt sämtliche Mutter- und Vatergefühle, die in der Umgebung abrufbar sind.

So muss es auch Jörg Hube ergangen sein, als er Jens Harzer bei der Aufnahmeprüfung für die Münchner Falckenberg-Schule „durchboxte“. Davor war Harzer bereits von der Folkwangschule in Essen abgelehnt worden. Heute hat er sogar Verständnis dafür: „Das sind doch immer ganz subjektive Wahrnehmungen der Prüfer, wenn man da als 18jähriger anrückt und etwas vorspielt. Ich würde da niemandem einen Vorwurf machen. Man kommt aus einem kindlichen Nichts, und da gucken Leute zu, die müssen dann sagen, ob das gut oder spannend ist. Das gehört wohl dazu, dass Leute, die etwas können, zuerst abgelehnt werden, oder erst später, oder auch nie entdeckt werden, oder manche sofort, die vielleicht nach drei Jahren Schule völlig geheimnisvoll sind. Als ich von Essen nach Hause gefahren bin, habe ich so etwas wie Scham empfunden: die Scheu wächst durch Ablehnung.“

Wird man da nicht zum großen Philosophen, wenn man am eigenen Leib erfährt, dass ein einziger Mensch, in diesem Fall Jörg Hube, die Weichen für die Zukunft stellen kann?

Harzer: „Das hat sich mir von Anfang an dargestellt, wie sehr dieser Beruf vom Glück abhängig ist. Nach bestandener Aufnahmeprüfung für die Schauspielschule gibt es ein halbes Probejahr, dann findet wieder eine Prüfung statt, die über die Möglichkeit des Weiterstudiums entscheidet. Drei Wochen vor dieser Prüfung sagte ein Lehrer zu mir, dass ich ein sehr schmales Talent hätte. Ich habe gelacht und frech gesagt: ,Aber wenigstens Talent, oder ?‘ Gleich nach der Prüfung machte Christian Stückl seine zweite Inszenierung an den Münchner Kammerspielen: ,Viel Lärm um Nichts‘ und holte mich für eine kleine Rolle.“

Mittlerweile zählt Harzer zu den jungen Stars der „Kammerspiele“, hat mit Regiestars wie Dieter Dorn, Herber Achternbusch, Peter Zadek oder jetzt, in Salzburg , mit Thomas Ostermeier gearbeitet. Er hat den Urfaust und den Tasso gespielt.

Welche Eigenschaften sollte ein Regisseur haben, dem sich Harzer gerne anvertraut?

„Ganz utopisch formuliert, ist es der Zauber, der von einer Arbeit ausgeht, von der gemeinsamen Beschäftigung mit dem Stück, die womöglich dann zur Verführung wird, in welcher Handschrift auch immer. Voraussetzung ist der gemeinsame Traum von einer Arbeit. Man folgt ja auch gerne Gedanken, die man selber noch nicht gehabt hat.“

Obwohl die „Kammerspiele“ die künstlerische Heimat von Harzer war, hat er auch neugierig – und mit von Kritik und Festspiel-Publikum hochgewürdigtem und respektiertem Ergebnis – als Gast mit den „Schaubühnen“- Leuten zusammengearbeitet. Braucht Harzer das familiäre Umfeld eines gewachsenen Ensembles für die künstlerische Arbeit? „Ich habe das bisher jedenfalls geglaubt. Hier in Salzburg war ich sozusagen zum ersten Mal in der Fremde. Es war nicht einfach. Gerade, wenn man wie ich literarisches Theater machen möchte, das Stück und den Dichter ernst nimmt, wenn man an die Macht des Wortes und die Macht der Literatur glaubt, dann wächst der Wunsch, dem Stück und der Welt seines Dichters etwas abzutrotzen, ihr nahezukommen, einen eigenen Keil reinzuschlagen oder sich vollkommen verwandeln zu lassen. Das bedeutet nicht, das ich grundsätzlich etwas ausschließe, etwa die Fragmentierung von Stücken. Aber nehmen wir zum Beispiel Kleist: den braucht man doch nicht zu zertrümmern, der zeigt uns doch die Verhackstückung unserer Seelen. Je tiefer man in ein Material hineinschaut, desto mehr zeigt es seine Kehrseiten, die verschlossenen Seiten, desto mehr zeigt es auch, wie fremd es bleibt: das sollte man auch zum Thema seiner Vorstellung machen.“

Irgendwann hat der junge Schauspieler in einem Interview den Vorsatz formuliert, im Privatleben das Dramatische möglichst ausschließen zu wollen. Ist das bisher gelungen? „Das hab ich zu einer Zeit gesagt, wo ich in München sieben Rollen auf einmal spielte. Ich wollte damit ausdrücken, dass ich zwar nicht konfliktscheu bin, aber im Privaten, zum Beispiel mit meiner Freundin, auf dramatische Spannung verzichten kann. Jetzt, drei Jahre nach diesem Satz, würde ich das nicht mehr so formulieren! Es ist dann doch zu viel passiert.“

Anmerkung:

Das Gespräch fand im August 2000 statt. Seit 2009 ist Harzer festes Mitglied des Ensembles am Thalia Theater in Hamburg. 2011 wurde Harzer für seine Darstellung des Marquis Posa in der Hamburger Inszenierung von Don Karlos erneut als „Schauspieler des Jahres“ ausgezeichnet. 2012 sprach er den Stephen Dedalus im Hörspiel „Ulysses“ nach James Joyce, dem mit einer Laufzeit von mehr als 22 Stunden bis dahin längsten Hörspiel des SWR und einer der aufwändigsten Hörspielproduktionen der ARD. Harzer wurde auf der Frühjahrs-Mitgliederversammlung der Akademie der Künste Berlin am 25. Mai 2013 als neues Mitglied in die Sektion Darstellende Kunst gewählt. (Quelle: Wikipedia)

PS #Weihnachten: #Paula_Wessely und der #Klassiker „#Weihnachtseinkäufe“

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Weihnachten ohne die Episode „Weihnachtseinkäufe“ aus Arthur Schnitzlers Komödie „Anatol“ kann ich mir nicht vorstellen.Über Jahre hinweg hat der ORF diese Episode am Heiligen Abend gesendet: eine mondäne Dame, Gabriele, trifft den eleganten Hallodri und Herzensbrecher Anatol , der noch ein kleines Geschenk für sein süßes Mädel in der Wiener Vorstadt sucht. Die Wiener Vorstadt war zu Schnitzlers Zeiten die Wohngegend für die arme Bevölkerung (heute wohnen hier die Betuchten und in der Inneren Stadt die Touristen). Wie Paula Wessely die zunächst dünkelhafte Dame mit hinter mondäner Fassade verborgener Sehnsucht nach Verliebtsein spielt, hat die Grandezza der Marschallin aus dem „Rosenkavalier“ von Richard Strauss. Wenn Sie diese Episode sehen, erfahren Sie alles über Melancholie und Glückseligkeit des Wienertums.
Seit einiger Zeit präsentiert der ORF diese Episode nicht mehr, oder möglicherweise so versteckt, dass sie niemandem auffällt. Deswegen werden wir hier in diesem Blog jedes Jahr zu Weihnachten den Text der „Weihnachtseinkäufe“ veröffentlichen. SIE, liebe Leserin, lieber Leser, WERDEN SICH VERLIEBEN!!!

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WEIHNACHTSEINKÄUFE

Anatol. Gabriele.

Weihnachtsabend 6 Uhr. Leichter Schneefall. In den Straßen Wiens.

Anatol. Gnädige Frau, gnädige Frau …!

Gabriele. Wie? … Ah, Sie sind’s!

Anatol. Ja!… Ich verfolge Sie! – Ich kann das nicht mit ansehen, wie Sie all diese Dinge schleppen! – Geben Sie mir doch Ihre Pakete!

Gabriele. Nein, nein, ich danke! – Ich trage das schon selber!

Anatol. Aber ich bitte Sie, gnädige Frau, machen Sie mir’s doch nicht gar so schwer, wenn ich einmal galant sein will –

Gabriele. Na – das eine da …

Anatol. Aber das ist ja gar nichts … Geben Sie nur… So … das … und das …

Gabriele. Genug, genug – Sie sind zu liebenswürdig!

Anatol. Wenn man’s nur einmal sein darf – das tut ja so wohl!

Gabriele. Das beweisen Sie aber nur auf der Straße und – wenn’s schneit.

Anatol. … Und wenn es spät abends – und wenn es zufällig Weihnachten ist – wie?

Gabriele. Es ist ja das reine Wunder, daß man Sie einmal zu Gesicht bekommt!

Anatol. Ja, ja … Sie meinen, daß ich heuer noch nicht einmal meinen Besuch bei Ihnen gemacht habe –

Gabriele. Ja, so etwas Ähnliches meine ich!

Anatol. Gnädige Frau – ich mache heuer gar keine Besuche – gar keine! Und – wie geht’s denn dem Herrn Gemahl? – Und was machen die lieben Kleinen? –

Gabriele. Diese Frage können Sie sich schenken! – Ich weiß ja, daß Sie das alles sehr wenig interessiert!

Anatol. Es ist unheimlich, wenn man auf so eine Menschenkennerin trifft!

Gabriele.Sie – kenne ich!

Anatol. Nicht so gut, als ich es wünschte!

Gabriele. Lassen Sie Ihre Bemerkungen! Ja –?

Anatol. Gnädige Frau – das kann ich nicht!

Gabriele. Geben Sie mir meine Päckchen wieder!

Anatol. Nicht bös sein – nicht bös sein!! – Ich bin schon wieder brav …

(Sie gehen schweigend nebeneinander her.)

Gabriele. Irgend etwas dürfen Sie schon reden!

Anatol. Irgend etwas – ja – aber Ihre Zensur ist so strenge …

Gabriele. Erzählen Sie mir doch was. Wir haben uns ja schon so lange nicht gesehen … Was machen Sie denn eigentlich? –

Anatol. Ich mache nichts, wie gewöhnlich!

Gabriele. Nichts?

Anatol. Gar nichts!

Gabriele. Es ist wirklich schad um Sie!

Anatol. Na … Ihnen ist das sehr gleichgültig!

Gabriele. Wie können Sie das behaupten? –

Anatol. Warum verbummle ich mein Leben? – Wer ist schuld? – Wer?!

Gabriele. Geben Sie mir die Pakete! –

Anatol. Ich habe ja niemandem die Schuld gegeben … Ich fragte nur so ins Blaue …

Gabriele. Sie gehen wohl immerfort spazieren?

Anatol. Spazieren! Da legen Sie so einen verächtlichen Ton hinein! Als wenn es was Schöneres gäbe! – Es liegt so was herrlich Planloses in dem Wort! – Heut paßt es übrigens gar nicht auf mich – heut bin ich beschäftigt, gnädige Frau – genau so wie Sie! –

Gabriele. Wieso?!

Anatol. Ich mache auch Weihnachtseinkäufe! –

Gabriele. Sie!?

Anatol. Ich finde nur nichts Rechtes! – Dabei stehe ich seit Wochen jeden Abend vor allen Auslagefenstern in allen Straßen! – Aber die Kaufleute haben keinen Geschmack und keinen Erfindungsgeist.

Gabriele. Den muß eben der Käufer haben! Wenn man so wenig zu tun hat wie Sie, denkt man nach, erfindet selbst – und bestellt seine Geschenke schon im Herbst. –

Anatol. Ach, dazu bin ich nicht der Mensch! – Weiß man denn überhaupt im Herbst, wem man zu Weihnachten etwas schenken wird? – Und jetzt ist’s wieder zwei Stunden vor Christbaum – und ich habe noch keine Ahnung, keine Ahnung –!

Gabriele. Soll ich Ihnen helfen?

Anatol. Gnädige Frau … Sie sind ein Engel – aber nehmen Sie mir die Päckchen nicht weg …

Gabriele. Nein, nein …

Anatol. Also Engel! darf man sagen – das ist schön – Engel! –

Gabriele. Wollen Sie gefälligst schweigen?

Anatol. Ich bin schon wieder ganz ruhig!

Gabriele. Also – geben Sie mir irgendeinen Anhaltspunkt … Für wen soll Ihr Geschenk gehören?

Anatol. … Das ist… eigentlich schwer zu sagen…

Gabriele. Für eine Dame natürlich?!

Anatol. Na, ja – daß Sie eine Menschenkennerin sind, hab ich Ihnen heut schon einmal gesagt!

Gabriele. Aber was… für eine Dame? – Eine wirkliche Dame?!

Anatol. … Da müssen wir uns erst über den Begriff einigen! Wenn Sie meinen, eine Dame der großen Welt – – da stimmt es nicht vollkommen …

Gabriele. Also … der kleinen Welt? …

Anatol. Gut – sagen wir der kleinen Welt. –

Gabriele. Das hätt‘ ich mir eigentlich denken können …!

Anatol. Nur nicht sarkastisch werden!

Gabriele. Ich kenne ja Ihren Geschmack … Wird wohl wieder irgendwas vor der Linie sein – dünn und blond!

Anatol. Blond – gebe ich zu…!

Gabriele. … Ja, ja … blond … es ist merkwürdig, daß Sie immer mit solchen Vorstadtdamen zu tun haben – aber immer!

Anatol. Gnädige Frau – meine Schuld ist es nicht.

Gabriele. Lassen Sie das – mein Herr! – Oh, es ist auch ganz gut, daß Sie bei Ihrem Genre bleiben … es wäre ein großes Unrecht, wenn Sie die Stätte Ihrer Triumphe verließen …

Anatol. Aber was soll ich denn tun – man liebt mich nur da draußen …

Gabriele. Versteht man Sie denn … da draußen?

Anatol. Keine Idee! – Aber, sehen Sie… in der kleinen Welt werd ich nur geliebt; in der großen – nur verstanden – Sie wissen ja …

Gabriele. Ich weiß gar nichts … und will weiter nichts wissen! – Kommen Sie … hier ist gerade das richtige Geschäft … da wollen wir Ihrer Kleinen was kaufen …

Anatol. Gnädige Frau! –

Gabriele. Nun ja … sehen Sie einmal … da … so eine kleine Schatulle mit drei verschiedenen Parfüms … oder diese hier mit den sechs Seifen … Patschuli … Chypre … Jockey-Club – das müßte doch was sein – nicht?!

Anatol. Gnädige Frau – schön ist das nicht von Ihnen!

Gabriele. Oder warten Sie, hier …! – Sehen Sie doch … Diese kleine Brosche mit sechs falschen Brillanten denken Sie – sechs! – Wie das nur glitzert! – Oder dieses reizende, kleine Armband mit den himmlischen Berloques … ach – eins stellt gar einen veritablen Mohrenkopf vor! – Das muß doch riesig wirken … in der Vorstadt! …

Anatol. Gnädige Frau – Sie irren sich! Sie kennen diese Mädchen nicht – die sind anders, als Sie sich vorstellen …

Gabriele. Und da … ach, wie reizend! – Kommen Sie doch näher – nun – was sagen Sie zu dem Hut!? – Die Form war vor zwei Jahren höchst modern! Und die Federn – wie die wallen – nicht!? Das müßte ein kolossales Aufsehen machen – in Hernals?!

Anatol. Gnädige Frau … von Hernals war nie die Rede … und übrigens unterschätzen Sie wahrscheinlich auch den Hernalser Geschmack …

Gabriele. Ja … es ist wirklich schwer mit Ihnen – so kommen Sie mir doch zu Hilfe – geben Sie mir eine Andeutung –

Anatol. Wie soll ich das …?! Sie würden ja doch überlegen lächeln – jedenfalls!

Gabriele. O nein, o nein! – Belehren Sie mich nur …! Ist sie eitel – oder bescheiden? – Ist sie groß oder klein? – Schwärmt sie für bunte Farben …?

Anatol. Ich hätte Ihre Freundlichkeit nicht annehmen sollen! – Sie spotten nur!

Gabriele. O nein, ich höre schon zu! – Erzählen Sie mir doch was von ihr!

Anatol. Ich wage es nicht –

Gabriele. Wagen Sie’s nur! … Seit wann …?

Anatol. Lassen wir das!

Gabriele. Ich bestehe darauf! – Seit wann kennen Sie sie?

Anatol. Seit – längerer Zeit!

Gabriele. Lassen Sie sich doch nicht in dieser Weise ausfragen …! Erzählen Sie mir einmal die ganze Geschichte …!

Anatol. Es ist gar keine Geschichte!

Gabriele. Aber, wo Sie sie kennengelernt haben, und wie und wann, und was das überhaupt für eine Person ist – das möcht‘ ich wissen!

Anatol. Gut – aber es ist langweilig – ich mache Sie darauf aufmerksam!

Gabriele. Mich wird es schon interessieren. Ich möchte wirklich einmal was aus dieser Welt erfahren! – Was ist das überhaupt für eine Welt? – Ich kenne sie ja gar nicht!

Anatol. Sie würden sie auch gar nicht verstehen!

Gabriele. Oh, mein Herr!

Anatol. Sie haben eine so summarische Verachtung für alles, was nicht Ihr Kreis ist! – Sehr mit Unrecht.

Gabriele. Aber ich bin ja so gelehrig! – Man erzählt mir ja nichts aus dieser Welt! – Wie soll ich sie kennen?

Anatol. Aber … Sie haben so eine unklare Empfindung, daß – man dort Ihnen etwas wegnimmt. Stille Feindschaft!

Gabriele. Ich bitte – mir nimmt man nichts weg – wenn ich etwas behalten will.

Anatol. Ja … aber, wenn Sie selber irgendwas nicht wollen … es ärgert Sie doch, wenn’s ein anderer kriegt? –

Gabriele. Oh –!

Anatol. Gnädige Frau … Das ist nur echt weiblich! Und da es echt weiblich ist – ist es ja wahrscheinlich auch höchst vornehm und schön und tief …!

Gabriele. Wo Sie nur die Ironie herhaben!!

Anatol. Wo ich sie herhabe? – Ich will es Ihnen sagen. Auch ich war einmal gut – und voll Vertrauen – und es gab keinen Hohn in meinen Worten … Und ich habe manche Wunde still ertragen –

Gabriele. Nur nicht romantisch werden!

Anatol. Die ehrlichen Wunden – ja! – Ein »Nein« zur rechten Zeit, selbst von den geliebtesten Lippen – ich konnte es verwinden. – Aber ein »Nein«, wenn die Augen hundertmal »Vielleicht« gesagt – wenn die Lippen hundertmal »Mag sein!« gelächelt – wenn der Ton der Stimme hundertmal nach »Gewiß« geklungen – so ein »Nein« macht einen –

Gabriele. Wir wollen ja was kaufen!

Anatol. So ein Nein macht einen zum Narren … oder zum Spötter!

Gabriele. … Sie wollten mir ja … erzählen –

Anatol. Gut – wenn Sie durchaus etwas erzählt haben wollen …

Gabriele. Gewiß will ich es! … Wie lernten Sie sie kennen …?

Anatol. Gott – wie man eben jemand kennenlernt! – Auf der Straße – beim Tanz – in einem Omnibus – unter einem Regenschirm –

Gabriele. Aber – Sie wissen ja – der spezielle Fall interessiert mich. Wir wollen ja dem speziellen Fall etwas kaufen!

Anatol. Dort in der … »kleinen Welt« gibt’s ja keine speziellen Fälle – eigentlich auch in der großen nicht … Ihr seid ja alle so typisch!

Gabriele. Mein Herr! Nun fangen Sie an –

Anatol. Es ist ja nichts Beleidigendes – durchaus nicht! – Ich bin ja auch ein Typus!

Gabriele. Und was für einer denn?

Anatol. … Leichtsinniger Melancholiker!

Gabriele. … Und … und ich?

Anatol. Sie? – ganz einfach: Mondaine!

Gabriele. So …! … Und sie!?

Anatol. Sie …? Sie …, das süße Mädl!

Gabriele. Süß? Gleich »süß«? – Und ich – die »Mondaine« schlechtweg –

Anatol. Böse Mondaine – wenn Sie durchaus wollen …
Gabriele. Also … erzählen Sie mir endlich von dem … süßen Mädl

Anatol. Sie ist nicht faszinierend schön – sie ist nicht besonders elegant – und sie ist durchaus nicht geistreich …

Gabriele. Ich will ja nicht wissen, was sie nicht ist –

Anatol. Aber sie hat die weiche Anmut eines Frühlingsabends … und die Grazie einer verzauberten Prinzessin … und den Geist eines Mädchens, das zu lieben weiß!

Gabriele. Diese Art von Geist soll ja sehr verbreitet sein … in Ihrer kleinen Welt! …

Anatol. Sie können sich da nicht hineindenken! … Man hat Ihnen zu viel verschwiegen, als Sie junges Mädchen waren – und hat Ihnen zu viel gesagt, seit Sie junge Frau sind! … Darunter leidet die Naivität Ihrer Betrachtungen –

Gabriele. Aber Sie hören doch – ich will mich belehren lassen … Ich glaube Ihnen ja schon die »verzauberte Prinzessin«! – Erzählen Sie mir nur, wie der Zaubergarten ausschaut, in dem sie ruht –

Anatol. Da dürfen Sie sich freilich nicht einen glänzenden Salon vorstellen, wo die schweren Portieren niederfallen – mit Makartbuketts in den Ecken, Bibelots, Leuchttürmen, mattem Samt … und dem affektierten Halbdunkel eines sterbenden Nachmittags.

Gabriele. Ich will ja nicht wissen, was ich mir nicht vorstellen soll …

Anatol. Also – denken Sie sich – ein kleines dämmeriges Zimmer – so klein – mit gemalten Wänden – und noch dazu etwas zu licht – ein paar alte, schlechte Kupferstiche mit verblaßten Aufschriften hängen da und dort. – Eine Hängelampe mit einem Schirm. – Vom Fenster aus, wenn es Abend wird, die Aussicht auf die im Dunkel versinkenden Dächer und Rauchfänge! … Und – wenn der Frühling kommt, da wird der Garten gegenüber blühn und duften …

Gabriele. Wie glücklich müssen Sie sein, daß Sie schon zu Weihnachten an den Mai denken!

Anatol. Ja – dort bin ich auch zuweilen glücklich!

Gabriele. Genug, genug! – Es wird spät – wir wollten ihr was kaufen! … Vielleicht etwas für das Zimmer mit den gemalten Wänden …

Anatol. Es fehlt nichts darin!

Gabriele. Ja … ihr! – das glaub ich wohl! – Aber ich möchte Ihnen – ja Ihnen! das Zimmer so recht nach Ihrer Weise schmücken!

Anatol. Mir? –

Gabriele. Mit persischen Teppichen …

Anatol. Aber ich bitte Sie – da hinaus!

Gabriele. Mit einer Ampel von gebrochenem, rot-grünem Glas …?

Anatol. Hm!

Gabriele. Ein paar Vasen mit frischen Blumen?

Anatol. Ja … aber ich will ja ihr was bringen –

Gabriele. Ach ja … es ist wahr – wir müssen uns entscheiden – sie wartet wohl schon auf Sie?

Anatol. Gewiß!

Gabriele. Sie wartet? – Sagen Sie … wie empfängt sie Sie denn? –

Anatol. Ach – wie man eben empfängt. –

Gabriele. Sie hört Ihre Schritte schon auf der Treppe … nicht wahr?

Anatol. Ja … zuweilen …

Gabriele. Und steht bei der Türe?

Anatol. Ja!

Gabriele. Und fällt Ihnen um den Hals – und küßt Sie – und sagt … Was sagt sie denn …?

Anatol. Was man eben in solchen Fällen sagt…

Gabriele. Nun … zum Beispiel!

Anatol. Ich weiß kein Beispiel!

Gabriele. Was sagte sie gestern?

Anatol. Ach – nichts Besonderes … das klingt so einfältig, wenn man nicht den Ton der Stimme dazu hört …!

Gabriele. Ich will ihn mir schon dazu denken: Nun – was sagte sie?

Anatol. … »Ich bin so froh, daß ich dich wieder hab!«

Gabriele. »Ich bin so froh« – wie?!

Anatol. »Daß ich dich wieder hab!« …

Gabriele. … Das ist eigentlich hübsch – sehr hübsch! –

Anatol. Ja … es ist herzlich und wahr!

Gabriele. Und sie ist… immer allein? – Ihr könnt euch so ungestört sehen!? –

Anatol. Nun ja – sie lebt so für sich – sie steht ganz allein – keinen Vater, keine Mutter … nicht einmal eine Tante!

Gabriele. Und Sie … sind ihr alles …?

Anatol. … Möglich! … Heute … (Schweigen.)

Gabriele. … Es wird so spät – sehen Sie, wie leer es schon in den Straßen ist…

Anatol. Oh – ich hielt Sie auf! – Sie müssen ja nach Hause. –

Gabriele. Freilich – freilich! Man wird mich schon erwarten! – Wie machen wir das nur mit dem Geschenk …?

Anatol. Oh – ich finde schon noch irgendeine Kleinigkeit …!

Gabriele. Wer weiß, wer weiß! – Und ich habe mir schon einmal in den Kopf gesetzt, daß ich Ihrer … daß ich dem … Mädl – was aussuchen will…!

Anatol. Aber, ich bitte Sie, gnädige Frau!

Gabriele. … Ich möchte am liebsten dabei sein, wenn Sie ihr das Weihnachtsgeschenk bringen! … Ich habe eine solche Lust bekommen, das kleine Zimmer und das süße Mädl zu sehen! – Die weiß ja gar nicht, wie gut sie’s hat!

Anatol. …!

Gabriele. Nun aber, geben Sie mir die Päckchen! – Es wird so spät…

Anatol. Ja, ja! Hier sind sie – aber …

Gabriele. Bitte – winken Sie dem Wagen dort, der uns entgegenkommt…

Anatol. Diese Eile, mit einem Mal?!

Gabriele. Bitte, bitte! (Er winkt.)

Gabriele. Ich danke Ihnen…! Aber was machen wir nun mit dem Geschenk …?

(Der Wagen hat gehalten; er und sie sind stehen geblieben, er will die Wagentüre öffnen.)

Gabriele. Warten Sie! –… Ich möchte ihr selbst was schicken!

Anatol. Sie …?! Gnädige Frau, Sie selbst…

Gabriele. Was nur?! – Hier… nehmen Sie… diese Blumen … ganz einfach, diese Blumen …! Es soll nichts anderes sein als ein Gruß, gar nichts weiter … Aber … Sie müssen ihr was dazu ausrichten. –

Anatol. Gnädige Frau – Sie sind so lieb –

Gabriele. Versprechen Sie mir, ihr’s zu bestellen … und mit den Worten, die ich Ihnen mitgeben will –

Anatol. Gewiß.

Gabriele. Versprechen Sie’s mir? –

Anatol. Ja … mit Vergnügen! Warum denn nicht!

Gabriele(hat die Wagentür geöffnet). So sagen Sie ihr …

Anatol. Nun …?

Gabriele. Sagen Sie ihr: »Diese Blumen, mein … süßes Mädl, schickt dir eine Frau, die vielleicht ebenso lieben kann wie du und die den Mut dazu nicht hatte …«

Anatol. Gnädige … Frau!? –

(Sie ist in den Wagen gestiegen – – – Der Wagen rollt fort, die Straßen sind fast menschenleer geworden. – Er schaut dem Wagen lange nach, bis er um eine Ecke gebogen ist … Er bleibt noch eine Weile stehen; dann sieht er auf die Uhr und eilt rasch fort.)

(Vorhang.)

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Anmerkungen zu Schnitzlers „Anatol“ und zu der legendären Burgtheater-Aufführung, in der Paula Wessely die Gabriele spielte:

Anatol ist Schnitzlers Wienerische Antwort auf Casanova und Don Juan: Ein Verführer, der stets hofft, verführt zu werden. Er ist zugleich Sieger und Verlierer im charmanten Liebes-Roulette und süchtig nach dem Spiel selbst. Denn jeder Gewinn – jede Eroberung – nährt die Hoffnung auf das ganz große Los – die wirkliche, einzige und wahre Liebe. Robert Lindner, eleganter Charmeur und philosophischer Dandy, spielt den „Anatol“, an seiner Seite Wolf Albach-Retty als ironisch-heiterer „Max“. Und mit Käthe Gold, Christiane Hörbiger, Paula Wessely Johanna Matz und Blanche Aubry ist eine hochkarätige Damenriege versammelt, die den notorischen Verführer augenzwinkernd an seine Siege glauben läßt: denn Cora, Berta, Ilona und all die anderen haben die Fäden, an denen Anatol zu ziehen meint, selbst fest in der Hand.

Mit: Blanche Aubry, Christiane Hörbiger, Käthe Gold, Johanna Matz, Paula Wessely; Wolf Albach-Retty, Karl Eidlitz, Richard Eybner, Josef Krastel, Robert Lindner

Regie: Ernst Lothar

Bühnenbilder: Lois Egg

Kostüme: Erni Kniepert

Bitte weiterlesen unter http://www.verdinguenter.blogspot.com

#GESPRÄCHE_IN_GRENZEN: #JUTTA_LAMPE. #Theater

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Eine Frau mit Doppelleben:

Lili Groth, Gattin eines Wirtschafts-Professors, verliert ihr Gleichgewicht, weil sie neben ihrem gesicherten Leben , , als Partnerin eines Popmusikers, noch Abgründe kennenlernen möchte. Jutta Lampe spielte diese schillernde Figur in der Uraufführung des Botho-Strauß-Stücks „Das Gleichgewicht“ 1993 bei den Salzburger Festspielen in virtuoser Vielschichtigkeit. Später war sie die ausgeflippte Gutsbesitzerin in Peter Steins dichter, gar nicht elegischer Inszenierung von Tschechows „Der Kirschgarten“.

Auch diese Frau im Kirschgarten ist eine Frau, die mehrere Leben nicht auf die Reihe bringt, nichts von sich preisgibt, und wie eine Schauspielerin im Mittelpunkt ihres eigenen Untergangs steht.

Jutta Lampe: „Natürlich ist sie zu großen Gefühlen fähig. Sie ist ein Mensch, der in einer Durchgangszeit lebt. Das Problem ist, dass diese Menschen, und da beziehe ich mich durchaus ein, nicht mehr spüren, was verloren geht. Sie ist oberflächlich und auch wieder nicht, sie ist wahnsinnig großzügig, sie ist kindlich und lebenshungrig und in der Lage, jeden Moment zu leben und nicht geizig mit dem Leben umzugehen. Sie ist aber nicht in der Lage, um etwas zu kämpfen; sie ist nicht zielgerichtet, wie wir heutigen Menschen zum Beispiel, auch die jüngere Generation. Manchmal denke ich, wir wissen gar nicht, wie man richtig lebt. Das wussten die Tschechow-Menschen noch.“

Gibt es Parallelen zu Lili Groth bei Strauß? „Die Lili Groth ist schon eine ungewöhnliche Frau, da muss man lange in sich herumsuchen, bevor man sie nachempfinden kann. Ihr Doppelleben ist heute ja etwas ziemlich normales. Ich bin überzeugt, dass viele Menschen so leben, weil der eine Teil des Lebens immer enger wird, der Mensch will nicht mehr so begrenzt sein.“

Starke Frauen am deutschsprachigen Theater

Jutta Lampe, einer der großen Stars der Berliner Schaubühne ist als Schauspielerin auch eine Frau mit Doppelleben. Ihre Anverwandlungskunst ist beinahe beängstigend. Dabei sind Frauen am Theater, was die Rollenauswahl betrifft, ziemlich benachteiligt.
Jutta Lampe sieht das differenzierter: „Der Beruf der Schauspielerin ist für mich eigentlich nie ein Problem gewesen. Das ist einer der ältesten Frauenberufe. Und ich habe auch nie das Gefühl gehabt, dass ich kämpfen muss, weil ich eine Frau bin. Ich habe auch das Gefühl, die Frauen sind sehr stark vertreten am deutschen Theater. Wir spielen gerade (Anm. 1996) in Berlin ein Stück: da sind sieben Frauen drin. Ein Problem gibt es vielleicht, wenn man älter wird, weil dann die Anforderung der Rollen weit auseinander klafft von unserem Selbstbild. Diese Probleme haben Männer nicht.“

Kritiken in den Zeitungen werden übergangen

Ihre bisher größten Erfolge hat Jutta Lampe mit Regisseuren erzielt wie Peter Stein, Luc Bondy oder aber auch Robert Wilson, mit dem sie 1989 in Berlin ihren vierstündigen Monolog nach dem Roman von Virginia Woolf , „Orlando – eine Biografie“ erarbeitete – eine Figur, die sich, beginnend im Zeitalter Elisabeths I., durch vier Jahrhunderte bewegt, dabei das Geschlecht wechselt und doch nur um 20 Jahre altert.

Nicht zuletzt für diese bravouröse Solo-Leistung wurde ihr während des Berliner Theatertreffens im Jahr 1992 der Theaterpreis der Berliner Stiftung „Preußische Seehandlung“ zugesprochen.
Es war, wie man sich denken kann, nicht die erste Auszeichnung für ihre schauspielerischen Leistungen. Wieweit beeinflussen eigentlich solche Würdigungen, aber auch die Kritik in den Medien, die berufliche Entwicklung?

Lampe: „Ich habe das nie als karrierefördernd empfunden, aber das liegt daran, dass ich an der Schaubühne, wo ich seit 1970 spiele, in einer ungemein privilegierten Situation arbeite. Mein Platz an der Schaubühne hat sich nicht verändert, nur weil ich einen Preis bekommen habe. Natürlich habe ich mich riesig über solche Auszeichnungen gefreut. Kritik in den Zeitungen nehme ich allerdings nicht mehr zur Kenntnis. Ich bin nur, wenn ich etwas höre oder lese, wenn es nicht mich betrifft, immer sehr traurig. Wenn ich höre, dass über den ‚Cäsar‘ von Peter Stein böse geredet wird, dann bin ich traurig. Wenn es mich selbst betrifft, bin ich natürlich auch irritiert, sofern es mir zugetragen wird, aber ich mag mich damit nicht mehr befassen.“

Die Arbeit an der bereits legendären Berliner Schaubühne mag dem Beobachter aus der Ferne wie ein Festspiel im Alltäglichen erscheinen: die besten deutschsprachigen Schauspieler erarbeiten unter den besten Regisseuren Muster-Inszenierungen neuer und klassischer Stücke. Hier aber einen Zusammenhang mit Salzburg herzustellen, findet Jutta Lampe doch unangebracht: „Das ist natürlich etwas gewagt, das Festspiele zu nennen in Berlin. Es ist eine ganz besondere Arbeitsweise, die wir uns da leisten konnten. Hier in Salzburg ist es für mich deshalb nicht ein so großer Unterschied, weil ich schon zweimal mit Regisseuren gearbeitet habe, unter denen ich auch an der Schaubühne gespielt habe: mit Luc Bondy und mit Peter Stein. Deshalb ist das für mich auch vertrautes Terrain. Was für mich an Salzburg anders ist, ist das Schöne, was Peter Stein hier gemacht hat, dass er nämlich viele Schauspieler holte, die noch nie an der Schaubühne waren, die aber schätzenswert sind, und mit denen ich große Lust hatte, zu arbeiten. Salzburg ist eher ein Phänomen des permanenten Festes. Wenigstens in diesen drei Monaten hat man das Gefühl, die Zuschauer feiern auch ein Fest, man nimmt teil daran, was auf dem Theater, in der Oper, passiert.
Das ist stimulierend. Das gibt es in dem Maße nicht mehr in Berlin. Wenn es das einmal gegeben hat, dann ist das schon 15 Jahre her.“

Das Theater hinkt immer ein bisschen nach

„In Berlin ist es mit den Festen zu Ende. Alle müssen sparen, alle müssen sich umstellen. Auch die Arbeitsbedingungen sind schwieriger geworden. Natürlich hat das mit dem Fall der Mauer, der deutschen Wiedervereinigung, zu tun. Gerade in Berlin ist man im Zentrum der großen Schwierigkeiten und Umwälzungen. Ich habe manchmal das Gefühl, in München, oder überhaupt in Westdeutschland, weiß man überhaupt nicht, was da eigentlich passiert ist. Berlin hat mächtig zu kämpfen: alle Menschen sind nervös, niemand weiß, wie es weitergehen soll, es ist beunruhigend im Moment.“
Und die vielzitierte Aufbruchstimmung, die in Berlin herrschen soll, wird das Theater davon nicht erfasst? „Das weiß ich nicht. Theater hinkt ja immer ein bisschen nach. Ich meine auch, dass da viel umstrukturiert werden muss, so luxuriös geht es ganz bestimmt nicht weiter. Das Theater braucht furchtbar viel Zeit, sich darauf einzustellen, vor allem die Menschen, die am Theater arbeiten. Die Aufbruchstimmung gibt es auch in Berlin, aber gerade im Theaterbereich sehe ich das überhaupt nicht. Ich glaube auch, dass es zu viele Theater in Berlin gibt. Im Moment können wir die Häuser nicht füllen. Ich habe das Gefühl, dass die Menschen zur Zeit nicht so viel Muße und Geld haben, ins Theater zu gehen. Es ist auch nicht deutlich, was gewollt wird am Theater, worauf es letztendlich hinaus läuft, und das Publikum weiß auch nicht, was es will.“

In Salzburg gibt es das also : ein permanentes Fest, wenigstens drei Monate lang. Kommt Jutta Lampe neben ihrer Arbeit überhaupt in den Genuss dieser Festesstimmung ?

„Ich versuche alles zu sehen, was hier angeboten wird.
Wenn man das bezahlen kann. Alles im Schauspiel, auch die Gastspiele, habe ich gesehen. Dann fahre ich gerne hinaus in die Natur, spazieren gehen, auf der Alm sitzen mit Freunden und Kollegen. Das ist schon ein bisschen wie Ferien. In Berlin sitzt man so zwischen Steinen. Hier in Salzburg lebt alles von gewachsener Kultur, in den kleinsten Details. Berlin ist ganz bestimmt eine der interessantesten Städte, aber es nicht schön. Es ist auch nicht offenherzig, auch nicht freundlich und einladend. Jede Art von Kultur muss erkämpft werden. In Salzburg leben die Menschen schon seit Jahrhunderten damit, das ist ein anderes Lebensgefühl. Darum bin ich sehr gerne hier.“

Immer wird gleich der Mensch abgesägt

Nächstes Jahr wird Jutta Lampe nicht bei den Salzburger Festspielen sein. Das soll aber, trotz der Demission von Peter Stein als Schauspieldirektor, kein Abschied für immer sein: „Wenn er länger geblieben wäre, dann hätte man sicher etwas Neues überlegt. Ich bin gerne in Salzburg.Ich glaube, dass er ein sehr schönes Konzept hatte. Ich weiß auch nicht – diese Reaktionen: nicht vom Publikum, von der Kritik. Wenn man etwas auszusetzen hat, dann wird gleich der ganze Mensch abgesägt und beschimpft. Dass steht in keinem Verhältnis. Tod und Leben, Sein oder Nichtsein….“
Jutta Lampe, eine Frau mit vielen Gesichtern und vielen Leben: in Salzburg ist sie sozusagen auf Ferien, in Berlin arbeitet sie (in Flensburg wurde sie übrigens geboren.Wo ist sie eigentlich zu Hause? „In Berlin bin ich zu Hause.“ Mit allen Konsequenzen? Ist das Heimat? „Das ist ein sehr umfassender Begriff. Aber es ist wenigstens ein Stückchen Heimat….“

(Das Gespräch erschien am Samstag, dem 24. August 1996, in einer Salzburger Zeitung.)

Dass der Mensch vom Menschen was erfährt: #Christine_Ostermayer.#Theater

Günter Verdin sprach mit Christine Ostermayer

(Das Gespräch wurde im Januar 1986 für die Sendung „Leute“ in SDR3 geführt)

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Sie ist Shaws Johanna, Goethes Gretchen, Schillers Maria Stuart, Nestroys Salome Pockerl, Schnitzlers Komtesse Mizzi, Lerner und Loewes Eliza. Für ihre Art der Rolleninterpretation gibt es nur einen Namen: Wahrhaftigkeit. Wer sie einmal gesehen hat, wird süchtig nach der leisen Melancholie und dem weisen Humor, die in der Melodie ihres Sprechens mitklingen. Zwanzig Jahre lang hat die Österreicherin Christine Ostermayer am Residenztheater in München die großen Rollen der Weltliteratur auf unvergleichlich behutsame Weise gespielt. Sie wurde mit dem Titel Staatschausspielerin und dem Förderpreis der Stadt München geehrt.

Mit 49 Jahren steht sie nun am Gipfel ihrer Karriere, die Mitwelt flicht ihr Kränze, die Theater und Fernsehanstalten überhäufen sie mit Rollenangeboten. Sollte man meinen!

Es fließen ineinander Traum und Wachen,

Wahrheit und Lüge. Sicherheit ist nirgends.

Wir wissen nicht von andern, nichts von uns.

Wir spielen nichts von anderen, nichts von uns

Wir spielen immer, wer es weiß, ist klug

(Arthur Schnitzler, Paracelsus 1899)

Mit 49 Jahren ist Christine Ostermayer fast am Ende, also am Anfang. Sie ist vom Residenztheater weggegangen. Warum sie vor zwei Jahren diesen auffälligen Schlussstrich gezogen hat, will sie nicht sagen. Es ist überhaupt schwer, mit ihr ins Gespräch zu kommen. Sie hasst Interviews: „Vor Jahren dachte ich noch, dass das zum Beruf gehört, Auskunft zu geben. Dann habe ich aber so viel Blödes und Entstellendes lesen müssen, was ich nie gesagt habe. Das ärgert mich, weil es mich belastet. Es geht mir tagelang nach, was ich wieder für einen Quatsch gesagt haben soll. Und dann finde ich auch, dass sowieso alles zerredet wird. Und ich meine, ich habe nichts Wichtiges zu sagen. Das ist der Hauptgrund dafür, dass ich keine Interviews gebe.“

Das Gespräch erreicht spürbar seine Grenzen, wenn wir uns dem wunden Punkt München nähern. Die Ostermayer wohnt noch immer in München, aber sie ist jetzt viel unterwegs: zuletzt war sie mit „Komtesse Mizzi“ auf Tournee.

„Da ist viel zusammengekommen.“ umschreibt die Schauspielerin ihre Probleme mit dem Residenztheater. „Es ist auch eine Altersfrage. Auf mich kommt jetzt ein neues Fach zu. Das ist alles nicht sehr einfach, denn Frauen sind ja in der Weltliteratur nicht vertreten, uns gibt es ja gar nicht! Wir leben zwar in einer Phase der Emanzipation, aber auf dem Theater existieren wir nicht. Schauen Sie sich doch nur die neuen Stücke an: reine Männerstücke, ausschließlich Männerprobleme. In den 50er Jahren, als ich zum Theater ging, da war für Männlein und Weiblein ein großes Feld zu beackern.“

Hat die Ostermayer die selbstverursachte Trennung von ihrem Stammhaus in München seelisch nicht verkraftet?

„Trennungen sind immer schmerzlich. Ich bin ein Gluckenmensch, ich brauche eine familiäre Umgebung. Das ist sehr schlimm auf der freien Wildbahn: man muss abliefern, man darf nicht suchen, man hat keine Zeit, sich zu entwickeln.“

Beruf mit Glück

Gedankenflug weg aus der deprimierenden Gegenwart hin zu den Anfängen. Jetzt verwundert mich auch das nicht mehr: Christine Ostermayer war alles andere als eine Senkrechtstarterin.
„Ich habe am Wiener Reinhardtseminar studiert und hatte das große Glück, als einzige meines Jahrganges ein Engagement zu bekommen. Und dann habe ich acht Jahre lang in der Provinz geackert. Und dann hatte ich wiederum das große Glück, dass ich Intendanten und Regisseure fand, die mich sehr gefördert haben. Sie merken schon: Ich habe ständig das Wort Glück im Mund, weil unser Beruf nur mit Glück zu tun hat, mit Können überhaupt nichts.“

Plötzlich horchte die Fachwelt auf: eine gewisse Ostermayer spielte in O‘ Neills 1923 entstandene Tragödie über Rassenpobleme:“Alle Kinder Gottes haben Flügel“. Nochmals Glück: das Engagement nach München, und wieder Glück: die Intendanten Helmut Henrichs (Anm. Nicht zu verwechseln mit dem Theaterkritiker Benjamin Henrichs, seinem Sohn) und Kurt Meisel. „Das sind Menschen, die mich verstanden haben. Die auch verstanden haben, dass ich auf mich aufpassen muss. ich war schon seit 1970 nicht mehr im festen Vertrag, weil ich nach jeder Aufführung so erschöpft bin, dass ich glaube, ich schaffe es nicht mehr. Ich kann nicht jeden Abend die Widerspenstige spielen, oder das Gretchen. Man muss aufpassen, man muss die Kräfte zusammenhalten.“

Christine Ostermayer spricht viel vom Glück – in der Mitvergangenheit. Hat das Glück keine Gegenwart? „Ich glaube, dass es auf und ab geht. Momentan weiß ich nicht, ob es noch bergab geht oder schon langsam bergauf.“

Im Prinzip Hoffnung? „Ich habe das große Glück, ein von nichts abhängiger Mensch zu sein. Ich habe keine Ängste. Also, wenn ich entdecke, dass niemand mehr meine Stimme hören will, dass mich niemand mehr engagiert, dann erfüllt mich das nicht mit Angst.“
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Gespräch mit der Komtesse Mizzi

Ein wenig schwingt in diesem Gespräch die Komtesse Mizzi mit: ein Pendeln zwischen Resignation und Aufbruchstimmung, rätselhafte Traurigkeit, die tiefverwurzelt scheint im Wesen. Die Arthur Schnitzlers Komtesse Mizzi hat die Ostermayer auch schon im Fernsehen gespielt. „Aber damals war ich zu jung, glaube ich. Wir haben in Wien in einem wunderbaren Palais gedreht. Schnitzler ist für mich ein ganz aufregender Autor. Aber das hängt auch mit dem Österreichertum zusammen.“

Irgendwann will die Ostermayer die Mutter Courage spielen. „Ich hoffe, dass das einer mit mir macht. Früher hieß es immer, ich sei zu jung für die Rolle.“ Die Ostermayer und ihr Alter. Wie ist sie auf das
Älterwerden, auf dieses Zuleben aufs Alter, vorbereitet? „Ich finde das alles spannend. Was mein Privatleben betrifft, finde ich das Älterwerden wirklich hochspannend. Man wird ja jeden Tag gescheiter. Man lebt viel bewusster als in der Jugend – man ist jung, und weiß nicht, dass man jung ist – ich resigniere überhaupt nicht. Nur gibt es eben die Tatsachen im Berufsleben, Arbeitstatsachen, gegen die ich nicht revoltieren kann. Ich könnte nur sagen, jetzt schreibe ich mir selbst etwas, aber das schaffe ich nicht“

Das Thema Krise

Die Krise der Christine Ostermayer, die Krise des Schauspiels. Welchen Standort hat der Beruf das Schauspielers im sozialen Gefüge, ist er dort angesiedelt, wo die Träume beginnen, oder mittendrin im realen Leben?
„Ich glaube: schon sehr am Rande. Aber das ist von Land zu Land verschieden. In Österreich haben wir ein Publikum, dass das Theater braucht wie die Luft zum Atmen. Das ist im übrigen deutschsprachigen Raum nicht der Fall. Aber auch da da gibt es regionale Unterschiede. In Berlin hat das Theater auch große Bedeutung, nicht als Traumfabrik, sondern als Vermittler wichtiger Inhalte, die mit dem wirklichen Leben zu tun haben. Der Vorhang geht auf, das ist ein ganz alter, einfacher Vorgang: Bilder anschauen, Sprache erleben. Es ist wichtig, dass der Mensch vom Menschen was erfährt.“

Der Sicherheit entflohen

Auch Christine Ostermayer will immer Neues über den Menschen erfahren. Deswegen ist sie der Sicherheit entflohen und hat sich in Ratlosigkeit gestürzt. Natürlich würde sie auch bei freien Theatergruppen mitspielen, wenn die Rolle spannend genug wäre. Aber da ist ja wieder das Alter. „Die Jungen empfinden uns Ältere doch als Establishment. Gegenseitige Abwertung unter den Generationen, aber das ist überhaupt in diesem Beruf so, jede Sparte wertet die andere ab, da gibt es kein Miteinander, nur ein Gegeneinander, Innerhalb eines Hauses bilden sich bestimmte Gruppen. Als ich zum Theater kam, da gab es nur eine Gruppe, nämlich das Ensemble. Heute sind das drei, vier Ensembles, die einander bekämpfen, und natürlich vermittelt sich das nach unten. Wir sollten uns alle wieder auf unsere Aufgabe besinnen, nämlich für das Publikum da zu sein! Jede Form der Unterhaltung hat ihre Berechtigung. Das sieht man am besten in London, wo es ein Riesenspektrum an Unterhaltungsformen gibt. Wir sind alle zur Unterhaltung da! Und niemand hat die Berechtigung zur Arroganz gegenüber Kollegen und Publikum.“

Kritik an den Kritikern

Da wären wir ja schon beim Thema Kritik. „Ich habe zur Kritik ein gespaltenes Verhältnis. Ich glaube nicht, dass es heute noch eine
Handvoll Kritiker gibt, die sich mit Spaß an der Sache, mit Interesse und Wissen mit einer Aufführung auseinandersetzen. Ich lese keine Kritiken mehr. Das ist leider auch ein Resultat des Älterwerdens, dass die Nerven immer mehr bloß liegen. Ich schaffe es nicht mehr, mir in einem Satz bescheinigen zu lassen, dass ich drei Monate Arbeit vergeblich gemacht habe. Ich kann von Kritikern nichts mehr lernen. Ich habe seit vier Jahren keine mehr gelesen.“

Vielleicht fällt es den Kritikern zunehmend schwerer, die richtigen Worte für die subtile Kunst dieser imponierenden Frau mit ihrer zeitlosen Ausstrahlung zu finden. Eine Journalistin nannte die Ostermayer einen Kristall, in dem die Rollen tausendfältig blitzen. Christine Ostermayer strahlt aus sich heraus. Eben fällt mir auf, dass sie keinen Schmuck trägt.

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Christine Ostermayer als Salome Pockerl und Helmuth Lohner als Titus Feuerfuchs in „Der Talisman“ von Johann Nepomuk Nestroy. Salzburger Landestheater. Salzburger Festpiele. 1976.
© IMAGNO/Barbara Pflaum Photographie.

Theaterrollen (Auswahl):

Zoe in James Saunders „Ein Duft von Blumen“ (1965, Regie: Hans Lietzau)

Piperkarcka in Gerhart Hauptmanns „Die Ratten“ (1966)

Titelrolle in Jean Anouilhs „Antigone“ (1966; Regie: jeweils Helmut Henrichs)

Mari in Julius Hays „Haben“ (1967, Regie: Rudolf Wessely)

Laila in Jean Genets „Die Wände“ (1968)

Rosalind in Shakespeare „Wie es euch gefällt“ (1968, Regie: jeweils Hans Lietzau)

Titelrolle in Ibsens „Nora“ (1969, Regie: Henrichs)

Viola in Shakespeares „Was ihr wollt“ (1967, Regie: Johannes Schaaf)

Berta in Marieluise Fleißers „Pioniere in Ingolstadt“

Gretchen in Goethes „Urfaust“ (1972, Regie: Helmut Henrichs)

Viola in Shakespeares „Was ihr wollt“ (1972, Salzburger Festspiele; Regie: Otto Schenk)

Isabella in Shakespeares „Maß für Maß“ (1973, Regie: Rudolf Heinrich)

Polly in Bertolt Brechts „Die Dreigroschenoper“ (1974)

Titelrolle in G. B. Shaws „Die heilige Johanna“ (1975, Regie: jeweils Merlin Fried)

Julie in Franz Molnárs „Liliom“ (1975, Regie: Kurt Meisel)

Titelrolle in Schillers „Maria Stuart“ (1981, Regie: Meisel)

Die Dame in August Strindbergs „Nach Damaskus“ (1983, Regie: Erwin Axer)

Film- und Fernsehrollen (Auswahl):

Der zerbrochne Krug (als Eve Rull; mit Paul Dahlke und Ernst Fritz Fürbringer), 1965

Der Widerspenstigen Zähmung (als Katharina; mit Klaus Maria Brandauer; Regie Otto Schenk), 1971

Was Ihr wollt (Regie Otto Schenk, mit Klaus Maria Brandauer und Josef Meinrad), 1973

Der Sieger von Tambo (mit Hans Brenner und Will Quadflieg), 1973

Tatort: Acht Jahre später (als Frau Pallenburg) (Regie: Wolfgang Becker, mit Hansjörg Felmy und Willy Semmelrogge), 1974

Komtesse Mizzi (Regie Otto Schenk, mit Karl Schönböck), 1975

Derrick: Lohmanns innerer Frieden, 1983

Tatort, Folge 221: Alles Theater (als Anna Pfeil; mit Heinz Drache, Dietrich Mattausch, Jürgen Heinrich, Daniela Ziegler; Regie: Peter Adam), 1989

Madame Bäurin (Regie Franz Xaver Bogner, mit Julia Stemberger), 1993

Späte Gegend (mit Ruth Drexel, 1998

Alle meine Töchter (mit Jutta Speidel), 1998

Jedermann (mit Ulrich Tukur und Dörte Lyssewski), 2000

Der Bulle von Tölz, Folge 43: Klassentreffen (als Klara), 2003
München 7, Folge 8: Nur vorübergehend (als Anna-Maria Rapp), 2004

Der Winzerkönig (mit Harald Krassnitzer und Katharina Stemberger), 2005 – 2009

Der Kaiser von Schexing, Folgen 6 (Schau, was ich kann) und 7 (Weiber) (als Antonia Waldenfels), 2008

Und ewig schweigen die Männer (als Trude), 2008

Anfang 80, 2011

Auszeichnungen:

Kainz-Medaille, 1975

Nestroy-Ring, 1999

DER #JEDERMANN: #WIDERLICHER ALS #SALZBURGER_NOCKERL.#Theater.#Salzburger_Festspiele

Walther Reyer als Jedermann, Nadja Tiller als Buhlschaft (1968)

Diese alljährliche Heimsuchung durch Hofmannthals „Jedermann“ wird wohl niemals enden: der „Jedermann“, uraufgeführt nicht in Salzburg, sondern 1911 im Berliner Zirkus Schumann, ist längt kein Thema für die Kulturberichterstattung , sondern ausschließlich für die Gesellschaftsreporter, die aktuell zum Beispiel vermelden, dass die Buhlschaft 2013 eine durchsichtige Bluse mit Kunstnippeln trägt.

Es ist ja alles schon wiedergekäut: das Stück ist von zweifelhaftem literarischem Rang. Und was die religiöse Substanz anbetrifft, gehört das Moralstück mit dem im Schnellverfahren knapp vor seinem Ableben von allen Sünden befreiten reichen Mann in den Bereich des Devotionalien-Kitsches. Welcher Sohn würde heutzutage nicht flugs zum Heiden, wenn ihm seine Mutter so frömmelnd zusetzte wie die des Jedermann? Oder wenn ihm die Allegorie des „Glaubens“ entgegenträte wie eine Missionarin der Heilsarmee. Bei so bigottem Spiel hat der Teufel wirklich leichtes Spiel, auch wenn ihm die Engelscharen letztendlich doch die arme Seele entreißen.
Wenn es selbst Peter Stein als Schauspieldirektor der Salzburger Festspiele nicht gelungen ist, dem „Jedermann“ den ewigen Frieden zu geben, wird auch dieser Appell ungehört verhallen:

TÖTET JEDERMANN!

Es geht darum, dass wir heutige Menschen mit unseren existentiellen Fragen, etwa nach dem Sinn des Lebens, nicht abgespeist werden wollen mit Trivialbildern wie den über den Bühnenboden robbenden „Guten Werken“ (früher stützten sie sich auf Krücken) , und auch nicht von von schwertbewaffneten gefiederten Engeln.

Der Erfolg des „Jedermann“ ist mit dem der widerlichen Süßspeise „Salzburger Nockerl“ zu vergleichen: einmal muss sich jeder Tourist
den Magen damit verdorben haben, und dann nie wieder.

Wie ein Kulturereignis mit dem hohen Qualitätsanspruch der Salzburger Festspiele wirklich würdig eröffnet werden könnte? Zum Beispiel mit John Neumeiers Ballett-Version von Mozarts „Requiem“. Neumeier hat schon 1985 im Rahmen der Festspiele mit der Choreografie zu Bachs „Matthäus-Passion“ vor dem wuchtigen Salzburger Dom für tiefe Ergriffenheit und Besinnung gesorgt. Das war zu einer Zeit, wo die Programmverantwortlichen sich daran erinnerten, dass am Anfang aller Kunst der Tanz stand…

Weitere Berichte und Reportagen von Günter Verdin zum Thema „Jedermann“:

BERT BRECHT UND DER ASTHMATISCHE TOD

Selbst ein Bert Brecht lief beim Versuch, einen Ersatz für den stets umjubelten und stets angezweifelten „Jedermann“ zu finden, zu literarischen Untiefen auf. Im Jahr 1949 sagte er Gottfried von Einem, damals Mitglied der Festspiel-Leitung, einen „Salzburger Totentanz“ zu. In einem Brief vom Mai 1949 schildert Brecht sein Konzept: „Kontrakt des Kaisers mit dem Tod, im kommenden Krieg die Opfer zu begrenzen und ihn und seine Nächsten zu verschonen, wenn sie das vereinbarte Zeichen machten. Vergessen des Zeichens durch den vielbeschäftigten Tod. Moral: Mit dem Tod kann man keine Geschäfte machen.“ Als Honorar wünschte der aus dem amerikanischen Exil zurückgekehrte staatenlose Dichter die österreichische Staatsbürgerschaft. Brecht knittelte darauf los. In einer Textprobe lässt Brecht seinen Tod „mit asthmatischen Atembeschwerden“ über seine Allergie gegen den schnöden Mammon reflektieren. Dieses rührende Dokument lässt ahnen, dass der Bühne nicht viel entgangen ist. Der Text wurde nicht vollendet, Brecht bekam dennoch 1950 seinen österreichischen Pass.

Auch spätere Versuche, das Sterben des reichen Mannes zu erneuern, sind fehlgeschlagen. Am energischsten hat sich Peter Stein für eine Alternative zum oft als bigott kritisierten Stück Hofmannsthals eingesetzt. Peter Handke, Botho Strauß und Hans Magnus Enzensberger lehnten ab.
So ein Regen hat auch etwas Gutes: Der erste „Jedermann“ dieses Sommers mußte ins Große Festspielhaus übersiedeln und tat dort neue Wirkung

EIN MENSCH, NICHT WIE VON HOFMANNSTHAL KONSTRUIERT (1998)

Wer jemals an einem schwülen Sommertag eine „Jedermann“-Aufführung auf dem Platz vor dem Salzburger Dom erlebt und im Schweißbad durchlitten hat, der ist nicht undankbar, wenn, wie bei der Premiere am Samstag, Hofmannsthals „Spiel vom Sterben des reichen Mannes“ wegen Schlechtwetters in das Große Festspielhaus verlegt wird. Man sehe und staune: Die Schwächen des Werks, aber auch die Stärken der Aufführung werden im geschlossenen Raum noch deutlicher.
Sprachlich täuscht das Stück vor, mittelalterlich und inhaltlich fromm zu sein. Die Inszenierung von Gernot Friedel, die bekanntlich vor allem das von Ernst Haeussermann in Reinhardt-Tradition erarbeitete Regie-Konzept verwaltet, gewinnt im Haus an Dichte. Auch die kritische Distanz der Regie zu Hofmannsthals Bigotterie tritt im geschlossenen Raum kräftiger zutage. Und immerhin ist auch zu bemerken, wie hübsch und detailreich Friedel so manche Szene arrangiert hat, etwa die Tischgesellschaft, die, zu Tode erschrocken, zum Cinemascope-Renaissance-Gemälde erstarrt.
Für die Schauspieler bedeutet der Ortswechsel eine enorme Umstellung. Urs Hefti als Spielansager schafft sie nicht: Er brüllt und agiert plakativ, als müßte er noch auf der Festung gehört werden. Hingegen ist Michael Degen als Tod ein Labsal an nuanciertem, völlig unpathetischem Spiel. Lola Müthel überzeugt als Jedermanns Mutter mit naiver Gläubigkeit, und auch Isabel Karajan als Gute Werke und Sibylle Canonica als Glaube erfüllen die Allegorie, die geschrieben steht, mit wohltuend sachlicher irdischer Präsenz.
Mit großer Spannung wurde natürlich der Auftritt der neuen Buhlschaft, Sophie Rois, erwartet. Schon optisch unterscheidet sie sich deutlich vom bisher in Salzburg gepflegten Klischee des drallen Lustweibs mit üppigem Dekollete: Sophie Rois ist zierlich, aber sie wirbelt mit großer Entschiedenheit als kleine Raubkatze über die Bühne, eher verspieltes Mädchen als lüsterne Dirne, eine sehr heutige Figur. Ihre Manier, Sätze hervorzustoßen und gleich darauf die Lautstärke aufs Minimum zu reduzieren, wird wohl auch auf dem Domplatz zu Verständigungsschwierigkeiten führen.

Gert Voss als Jedermann, Sophie Rois als Buhlschaft

Alle Einwände gegen das vielgeschmähte Stück verstummen aber, wenn Gert Voss als Jedermann von der Bühne Besitz ergreift. Die Aufführung im Festspielhaus ermöglicht, die überraschend vielschichtige Annäherung des Schauspielers an die ja biographielose Figur in konzentrierter Form zu beobachten. Voss greift mit allen stupenden Kunstmitteln hinein ins pralle Menschenleben, ist lausbübisch verspielt zu Beginn und später mannhaft ängstlich, schließlich erbärmlich kreatürlich bis zur hündischen Ergebenheit dem Glauben gegenüber.
Voss läßt, was wirklich Kunst ist, das jämmerliche Versmaß des Textes vergessen und ist noch beim Auftritt im Büßerhemd ein Mensch, als wär‘ er nicht von Hofmannsthal konstruiert. Günter Verdin
(27.07.1998)

EVERYMAN EVERYWHERE: DER JEDERMANN ALLERORTEN
Nicht nur auf dem Salzburger Domplatz wird der „Jedermann“ Hugo von Hofmannsthals aufgeführt, auf mehreren Bühnen, auf Kirchenstufen und Ruinen wird, vornehmlich im Sommer, das Sterben des reichen Mannes zelebriert, auch in Dialektversion und sogar als Tanztheater. Eine Bestandsaufnahme.

MAX REINHARDT, der Regie -Übervater des „Jedermann“ bei Dreharbeiten in Hollywood (szenische Anweisungen für Puck im „Sommernachtstraum)

GÜNTER VERDIN
Es ist doch jedes Jahr das gleiche Theater auf dem Platz vor dem Salzburger Dom: der reiche Mann hat seine Seele – husch, husch, im reuigen Eilverfahren – gerettet, das Publikum ist ergriffen, und die Kritiker winden sich mit skeptischen bis zynischen Bemerkungen aus der Pflichtaufgabe, über ein ungeliebtes Stück und seine auf Reinhardtschen Erfahrungswerten ausharrende Inszenierung zu berichten. Der nicht versiegende Publikumsandrang lässt sich wohl damit erklären, dass selbst im nicht gläubigen Menschen geheime emotionale Saiten von der großen Versöhnungsgeste des Theater-Gottes in harmonieselige Schwingungen versetzt werden; und der ebenfalls nicht enden wollende Kritikerspott ist darin begründet, dass, wer das gleichermaßen naive wie künstliche Mysterienspiel hinterfragen möchte, auf ein esoterisches Gemisch von Glaubens-Annahmen stößt, welches der logischen Analyse nicht standhält.

„Jedermann“ unter der tausendjährigen Linde

Da in Salzburg in der Ära nach Gerard Mortier, unter dem neuen Schauspieldirektor Jürgen Flimm, auch beim „Jedermann“ (wieder einmal) nach neuen Ansätzen gesucht wird, lohnt vielleicht ein Rundblick im deutschsprachigen Raum. Denn auch abseits der Salzburger Festspiele geht der Jedermann a bisserl sterben: in Faistenau etwa sind unter einer 1000-jährigen Linde an die 100 Laiendarsteller am von Franz Löser „volkstümlich“ bearbeiteten Hofmannsthal-Werk (jeden Samstag bis zum 18. August).
Auf diese Mundartfassung, in der Jedermann ein reicher Bauer ist, greifen auch die Mondseer zurück, die auf der Freilichtbühne im Karlsgarten neben der schönen Pfarrkirche bis zum 25. August (jeweils samstags) nicht nur eine große Laien-Spielschar, sondern auch die Goldhaubenfrauen Mondsee, die Alttrachtengruppe St. Lorenz und eine Volkstanzgruppe aufbieten.
Selbst das Deutsche Staatstheater im rumänischen Temeswar hatte 1999 den „Jedermann“ auf dem Spielplan. Im thüringischen Erfurt gibt es auch heuer wieder (vom 30. August bis 2. September) auf den Stufen vor dem Dom eine um Authentizität bemühte Aufführung.
Dass der Hofmannsthalsche „Jedermann“ sozusagen noch einen Koffer in Berlin hat, wo die Uraufführung 1911 unter Max Reinhardt (mit Alexander Moissi in der Titelrolle) im Zirkus Schumann stattfand, war anzunehmen. Brigitte Grothum schart seit nunmehr 15 Jahren im Berliner Dom prominente Schauspieler (in diesem Jahr unter anderen Sonja Kirchberger, Brigitte Mira, Elke Sommer und als Mammon den als Travestiefigur Mary bekannt gewordenen Georg Preuße) um sich, um im sakralen Rahmen dem Mysterienspiel zu aktueller Bedeutung zu verhelfen.
Auf der Homepage der Berliner Jedermann-Festspiele begründet Brigitte Grothum ihren Einsatz für das Stück folgendermaßen: „So, wie heute, in unserer globalisierten Welt, weder eine Anbindung an Ideale noch Mitleid den Absturz in die Ellenbogengesellschaft hemmen, wie ungezügeltes Gewinnstreben möglicherweise in eine Katastrophe führt, so wird der symbolhaft für uns alle stehende ,Jedermann‘ durch die Wiedergewinnung des Glaubens an höhere Werte gerettet.“
Nicht allerorten kann man mit vergleichbar kostbarer sakraler Kulisse für den „Jedermann“ aufwarten wie in Salzburg, Erfurt oder auch Schwäbisch Hall (hier spielt das Stück auf der ausladenden Freitreppe der evangelischen Stadtkirche St. Michael).
Doch historisches Gemäuer muss es schon sein. In Weingarten (bei Ravensburg) dient der sonst nicht zugängliche Klostergarten auf dem Martinsberg als Kulisse für einen aktualisierten „Jedermann“. Der reiche Mann ist hier Finanzmakler von Beruf und hat stattlichen Immobilienbesitz. Die Figur der Buhlschaft, zumeist als dralles Lebeweib auf die Bühne gestellt, wird in Weingarten vom Anrüchigen befreit. Zu Recht weisen die Weingartner darauf hin, dass die ursprüngliche Bedeutung des Wortes „Buhlschaft“ eigentlich „Verlobte“ war. Bei den Bad Hersfelder Festspielen gehört die „Jedermann“-Aufführung vor der mittelalterlichen Kulisse der Stiftsruine zum festen Bestandteil des Spielplans.
Seit acht Jahren ist der „Jedermann“ in Hamburg zu sehen, und zwar in der so genannten Speicherstadt im Zollgebiet des Freihafens. Die Kulisse dieser ehemaligen „Kathedrale der Waren“, wie die Speicherstadt in den Reiseführern poetisch umschrieben wird, fügt sich plastisch in den Anspruch der Inszenierung, der heutigen Hamburger Bürgerschaft einen Spiegel vorhalten zu wollen.
Grell, satirisch verfremdet und aufgebrochen erscheint das alte Mysterienspiel als „Der Fränkische Jedermann“ im Innenhof des Germanischen Nationalmuseums in Nürnberg. Der vom Autor Fitzgerald Kusz durchaus ernst gemeinte Text wird in Klaus Kusenbergs Inszenierung zum deftigen Satyrspiel auf alle Heuchelei und Frömmelei, die konventionelle „Jedermann“-Aufführungen zur Qual machen. „Godd“ zum Beispiel hat einen mächtig langen Bart, der sich über die ganze Bühne hinweg ausbreitet. Sein Gegenspieler, der Teufel, ist mit Flammenwerfern ausgestattet und stiehlt „Godd“ und dem reichen Mann die Show. Das Herzala, die Buhlschaft, tänzelt im rosen-übersäten Reifrock über die Bühne. Und der Tod tritt mit schrecklichen „Jedermoo!“-Rufen aus der Trauerweide (!) hinter der Bühne hervor. Auch hier wird Jedermann natürlich gerettet; an seiner statt holt der Teufel das arme Herzala . . .
Eine durchaus diskussionswürdige, ernst zu nehmende Sicht auf den „Jedermann“ bietet die junge Choreografin Irina Pauls mit ihrem neuen Tanztheaterstück, das Mitte Juli im Rahmen der Heidelberger Schlossfestspiele uraufgeführt wurde.

JEDERMANN ALS TANZENDER REBELL (2001)

Irina Pauls‘ Jedermann in Gestalt des Tänzers Andreas Lauck ist ein äußerlich eher grüblerischer Mann, dessen psychische Defekte sich erst im Laufe der Inszenierung offenbaren. Jedermann als sadistischer Machtbesessener dirigiert nicht nur seine anämische, willenlose Buhlschaft (Jessica van Rüschen), sondern auch die Tischgesellschaft in den Untergang.
Irina Pauls‘ Tanzstück „Jedermann“ wird im romantisch verfallenen Englischen Bau der Heidelberger Schloss-Ruine präsentiert. Jedermanns Abbruchhaus? Pauls: „Ich glaube, dass der Jedermann gut hierher passt. Dieser Ort trägt die Geschichte mit sich. Das versuchen wir ja darzustellen, diesen Werdegang und das Verfallen: Asche, verbrannte Holzteile, die hier sind, das heißt, dass der Tod immer gegenwärtig ist, der Tod, der schließlich Jedermann holt. Ich finde die Figur des Jedermann interessant, weil er rebelliert; in jeder Rebellion ist ja auch ein ganz starker Wille zu spüren. Und dass dieser Jedermann Gottes Gebote erst einmal nicht anerkennt, sondern versucht, sein Leben selbst zu gestalten, ist eine ungemein sympathische Eigenschaft!“

Statt Hofmannsthal ein historischer Eremit

Was bleibt vom Text Hofmannsthals übrig? Pauls: „Eigentlich nichts mehr. Die moralisierenden Figuren wie die Guten Werke oder der Glaube kommen bei mir nicht vor. Allerdings haben wir einen sehr schönen Text eines Eremiten aus dem 12. Jahrhundert, Heinrich von Melk, der von einem Schauspieler rezitiert wird. Es ist ganz wichtig, dass einer da ist, der an Jedermann appelliert: Kehre dein Schiff um, geh auf die richtige Spur. Wenn wir diesen Bezug nicht hätten, dann würde ja auch die Frage zwischen Leben und Tod und auch der Beziehung zur höheren Gewalt gar nicht im Raum stehen.“
Irina Pauls leitet seit einem Jahr, und mit aufsehenerregendem Erfolg, die Ballettkompanie am Heidelberger Stadttheater. Zum Wesen ihrer Arbeit als Choreografin gehört eine ganz besondere Hand- Schrift, im wahrsten Sinne des Wortes. Pauls: „Ich gehe von Alltagsgesten aus. Das ist ja ein wichtiger Moment: wie Menschen sich ganz alltäglich bewegen, und das geht sehr stark über Arme und Gestikulation, das versuche ich dann als charakteristisches Bewegungs-Merkmal für die Figuren zu schaffen. Arme und Oberkörper sind ein wunderschönes Mittel, den Körper ganz einzusetzen. Das ist die moderne Bewegungssprache, die Kopf. Arme und Oberkörper miteinschließt.“

Bei der „Jedermann“-Choreografie von Irina Pauls fällt auf, dass auch die Tischgesellschaft individuell durchgestaltet ist. Hier tanzen Einzel-Persönlichkeiten, die für sich Bewegung erfinden und sich wie zufällig in den Bewegungsduktus der anderen verschränken oder integrieren. Pauls: „Die Tänzer sind letztendlich sehr individualistisch. Sie erfassen die von mir vorgegebene Bewegungssprache und interpretieren sie auf ihre eigene Weise. Das ist für mich die Idee von Tanztheater, dass man ganz spezielle, eigenwillige Persönlichkeiten auf der Bühne hat, die in der Lage sind, eine Idee zu verfolgen und eine Bewegungssprache auszudrücken.“ Welche Rolle spielt die Musik? Pauls: „Ich verwende mittelalterliche Musik, die hin reicht zu neuer Musik, die mit mittelalterlichen Instrumenten gespielt wird. Es ist für mich immer wichtig, dass die Musik die Idee des Stücks klar ausdrückt.“ Hat Irina Pauls jemals den „Jedermann“ in Salzburg gesehen? Pauls: „Ja natürlich. Und ich muss Ihnen sagen, ich fand ihn sehr langweilig.“
(19.07.2001)

#VEIT_RELIN IST #TOT -#Baal kehrt heim.#Theater

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(Veit Relin als junger Schauspieler)

Zu keinem anderen Menschen hätte der Name Josef Pichler schlechter gepasst, als zu diesem Mann, in dessen Lebens-und Frauenverständnis Bert Brechts „Baal“ und die maßlos übersteigerte Leidenschaft des François Villon die entscheidende Rolle spielten. Als Schauspieler nannte er sich Veit Relin.

Nicht das Wiener Burgtheater, wo er mehrfach engagiert war, hat dem am 24. September 1926 in Linz geborenen Künstler den Nachruhm gesichert, sondern eine kleine Kellerbühne, das Wiener „Ateliertheater am Naschmarkt“. Das von ihm 1960 gegründete 49-Platztheater ( ab 50 Plätzen musste in Wien Vergnügungssteuer gezahlt werden) war in den sieben Jahren von Relins Intendanz das Zentrum aufregenden, progressiven Theaters, das mit komödiantischer Wucht alle, vor allem sexuelle Tabus sprengte.

Bei Veit Relin starteten Hans Neuenfels und Wolfgang Quetes ihre Karrieren als Schauspieler und Regisseure, und in „Baal“ – Relin selbst spielte die Titelrolle- zeigte die wunderschöne junge Schauspielerin Jutta Schwarz unverhüllt ihren Busen, was im spießigen Wien der 60erJahre eine Sensation war. Ich erinnere mich an großartige Ur-Aufführungen, etwa von Picassos „Wie man Wünsche am Schwanz packt“, oder Arthur Kopits „Oh, Vater, armer Vater, Mutter hing dich in den Schrank, und ich bin ganz krank“, aber auch eine wunderbar poetische Inszenierung von Lenaus „Faust“ mit dem jungen Heinz Trixner in der Titelrolle.

PERSÖNLICHES: Ich habe Veit Relin als Schauspielschüler für seine „Baal“-Inszenierung vorgesprochen. Für eine kleine Rolle hätte mein Talent wohl gereicht, Relin interessierte sich aber noch mehr für meinen Pullover, den mir meine Freundin #Dolores_Schmidinger als Liebesbeweis grobmaschig mit hellblauer und weißer Wolle gestrickt hatte.( Der Pullover ist auf meinem ersten Autogrammfoto zu sehen.) Genauso einen Pullover wollte Relin auch, aber Dolly hat ihn eben nicht geliebt.

In der gegenwärtigen Sexismus-Debatte hätte der junge, stark testosterongesteuerte Relin wohl schlecht abgeschnitten. Junge Schauspielerinnen gehörten auch dann noch zu seinem Beuteschema, als er mit Maria Schell, die seinem virilen und sensiblen Charme verfallen war, verheiratet war . Diese Ehe, der die Tochter Marie-Theres Relin entstammt, hielt wohl vor allem deswegen zwanzig Jahre (1966 bis 1986), weil die Schell die Verletzungen, die ihr Relin durch seine Eskapaden zufügte, tapfer hinweglächelte.

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(Das Ehepaar Veit Relin und Maria Schell im Film „Die Pfarrhauskomödie“, 1971 – nach dem Theaterstück von Heinrich Lautensack)

Der große Leidenschaftliche, Poet, Maler und Ideengeber Veit Relin ist am 23. Januar 2013 im Alter von 86 Jahren in Ochsenfurt, nahe Würzburg gestorben. Orpheus kehrt heim…

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Und hier der Pullover, den Veit unbedingt haben wollte:
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#WALTER_SCHEUER IST #TOT

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Heute erst erreicht uns die sehr traurige Nachricht, dass der Wiener Volksschauspieler Walter Scheuer am 27. Dezember 2012 mit 85 Jahren gestorben ist . Vor allem in den 1960er Jahren erfreute sich Scheuer in Österreich durch die Fernseh-Übertragungen aus der Löwinger Bühne großer Popularität: er war der an der Seite von Sissy Löwinger jahrelang der fesche jugendliche Liebhaber.

Meine persönliche Erinnerung an Walter: er war ein hilfsbereiter und sehr charmanter Kollege. Ich spielte als Schauspielanfänger in der Aufführung der österreichischen Version der Militärklamotte „Der Etappenhase“ von dem niederdeutschen Autor Karl Bunje Anfang der 60erJahre seinen Stiefelputzer. Den größten Lacher in der Löwinger-Aufführung gab es, als ich einer italienischen Magd, die nicht der deutschen Sprache mächtig war und immer nur „Si,si“ sagte, das Götzzitat in voller Länge ins Ohr flüsterte, worauf sie wieder freundlich mit „Si,si“ antwortete.

Zum Eklat und zum von mir absichtlich herbeigeführten Bruch mit den Löwingern kam es, als ich auf einer Tournee durch Vorarlberg auf den heißen Heizungskörper in der Garderobe der Damen Sissy und Gretel Löwinger Quargel (in Deutschland: Harzer Käse) strich, was einen bestialischen Gestank verursachte. Den Tipp für den Streich – jetzt, wo sich alle drei im Himmel treffen werden, kann ich es ja verraten – hat mir Walter Scheuer gegeben…

Die Schauspielerin des Jahres 2012: SOPHIE ROIS

Die aus Österreich stammende Schauspielerin SOPHIE ROIS , zur Zeit an der Berliner Volksbühne engagiert, ist von den deutschen Theaterkritikerinnen für die Bestenliste von „THEATER HEUTE“ zur Schauspielerin des Jahres gewählt worden.
2010 erhielt sie den Preis der deutschen Filmkritik als „Beste Darstellerin“ für „Drei“, und 2012 bekam sie den Theaterpreis Berlin „für ihre herausragenden Verdienste um das deutschsprachige Theater“.
Dass sie 1998 bei den Salzburger Festspielen die Buhlschaft im „Jedermann“ spielte, gehört zu den wenigen „Fehltritten“ in ihrer sonst beispielhaft von großem künstlerischen Anspruch geprägten Karriere.
Das Gespräch mit Sophie Rois entstand 1998 anlässlich ihres nur ein Jahr währenden Techtelmechtel mit dem „Jedermann“.

Neben Sophie Rois haben alle anderen ausgespielt.“ An solche Kritiken (diese stammt aus der „Süddeutschen“) durfte sich Sophie Rois bereits gewöhnen. Nun also die Buhlschaft, der schönste Baum weit und breit in der Theaterlandschaft, an dem sich schon viele Stars abgearbeitet haben. Viele, die den Star der „Berliner Volksbühne“ in so unterschiedlichen rollen wie der Feministin in der „Stadt der Frauen“ nach Fellini, oder als egozentrische , machtbesessene Brunhild in den „Nibelungen I +II“ (Regie:Frank Castorf), oder als von epileptischen Anfällen geplagter Rudi Dutschke in der Regie von Christoph Schlingensief erlebt haben, fragen sich, worin für eine im besten Sinne exzentrische Schauspielerin von lodernder Darstellungskraft die Herausforderung liegen könnte, sich eine so eindimensional der Schablone entrissene Figur wie Jedermanns Bettgespielin anzueignen. Ein wenig rätselt Sophie Rois, eine gebürtige Oberösterreicherin, wohl selbst: „ Ich habe mich sehr gewundert, dass man mir diese Rolle angeboten hat. Ich habe laut geschrieen, ich fand das sehr originell! Ich gestehe, dass der ´Jedermann` davor in meinem Kosmos gar nicht vorkam.“ Apropos „Baum“:“Ich finde es wunderbar, dass sie so wenig Text hat! Mein größtes Vorbild ist Mae West! In ihren letzten Filmen ist sie nur noch dagestanden, links und rechts sangen die Männer, und sie hat überhaupt nichts mehr getan. – Aber von dieser Art fauler Erotik oder Lässigkeit bin ich sowieso meilenweit entfernt. “

„´Jedermann`ist ein Allegorienspiel, und die Buhlschaft steht für die Lust am Leben und an der amoralischen Liebe, da gibt es eigentlich nichts zu psychologisieren. Ich würde diese Rolle auch nirgends anderswo spielen als in Salzburg auf dem Domplatz. Es geht um dieses alljährliche Ritual.
Ich als schwer katholisch aufgewachsener Mensch, der seine Familie terrorisiert hat, weil er keine Froneichnamsprozession auslassen wollte, bin für ein solches Erbauungsspiel durchaus empfänglich. Es ist extrem exotisch für mich, aber mich reizt das Volkstheaterhafte. Mich würde natürlich noch mehr interessieren, wie die Marx Brothers das Thema behandelt hätten: Ein Mann begegnet seinem Sterben – und das kann man in der einen oder anderen Weise aufbereiten.“
Die noch höhere Weihe, am Wiener Burgtheater gespielt zu haben, hat die Rois bereits hinter sich.Sie gastierte anlässlich der Wiener Festwochen in Marthalers Inszenierung von „Pariser Leben“ im Tempel deutscher Schauspielkunst. „Ich habe nicht mein Leben darauf hingearbeitet, einmal am Burgtheater spielen zu dürfen! . Es liegt in meiner Natur, dass ich wenig ernst nehme. Ich bin ja ein bisschen heimatlos. Ich bin überall zu Besuch. In Berlin fühle ich mich extrem als Österreicherin – diese Berliner mit ihrem grauslichen Essen, ohne Schmäh – und es fehlen mir meine österreichischen Freunde, und der Witz, und diese Form von Begabung. Anderseits, wenn ich nach Österreich komme, fühle ich mich auch fremd.“
Nach Berlin kehrt Sophie Rois zum Aufwachen zurück:“In Berlin bewegen wir uns in einer ganz anderen Welt von Trash, die einfach realistisch ist. Unser Publikum besteht aus Leuten, denen das Theater sonst total stinkt, die Theater hassen, und das größte Kompliment ist, wenn ein Besucher sagt:“Das ist ja überhaupt nicht wie im Theater bei euch! “ Eines ihrer Markenzeichen ist die raue Stimme: „Das ist ein Erbschaden – und dann wahrscheinlich noch draufgebrüllt – , mein Vater hat diese Stimme auch. Ich habe mich ja schon ein bisschen erzogen, ich glaube , es ist schon ein wenig besser damit.“
Sophie Rois stört es nicht, wenn sie ausgebuht wird:“Was ich mache, muss absolut nicht allen gefallen, das ist nicht unbedingt mehrheitsfähig, auch was ich an Identifikationsmöglichkeiten anbiete. Der Schauspieler ist dazu da, um zu verstören, zu provozieren. Das größte Kompliment, das man mir machen kann ist, wenn einer sagt, mir dreht es den Magen um, wenn ich dich spielen sehe.“

(Weitere Artikel über Sophie Rois finden Sie auf meinem Blog unter
verdinguenter.blogspot.com)

Der neue #JEDERMANN: #August_Diehl?#Salzburger_Festspiele

Ein bisschen Kinski steckt auch in ihm: August Diehl als „Prinz von Homburg“ bei den Salzburger Festspielen 2012

Seit bekannt ist, dass Nicholas Ofczarek ab 2013 nicht mehr den Jedermann spielen wird, ist die Suche nach dem Namen des neuen reichen Mannes auf dem Domplatz Thema Nummer 1.
Nun steht fest, wer in die Fußstapfen einiger der größten Schauspieler, von Curd Jürgens bis Gert Voss, treten wird. Gerüchte aus dem innersten Festspielkreis besagen, dass der deutsche Film- und Bühnenstar August Diehl der neue Jedermann wird. Er hat heuer in Salzburg in Kleists „Prinz von Homburg“ überzeugt. Die offizielle Bekanntgabe soll am 7. November erfolgen.

Anmerkung: August Diehl war in diesem Festspielsommer ein aufregend tiefgründiger Prinz von Homburg von Hamlet-Format, vom Stadelmeier in der FAZ zwar verrissen, aber was sagt das schon , wenn ein intelligenter Kritiker einem noch intelligenteren Schauspieler an den Karren fährt. August Diehl ist zwar mit dem Jedermann zwoelffach überbesetzt. Aber er wäre der zwingende Grund, sich das schrecklich bigotte und verlogene Schauspiel um die jähe Bekehrung eines reichen Prahlers wieder einmal anzusehen. Diehl als Jedermann wäre eine Sensation. Eigentlich unvorstellbar, dass er sich das antun wird…

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Bert Brecht und der Jedermann

Selbst ein Bert Brecht lief beim Versuch, einen Ersatz für den stets umjubelten und stets angezweifelten „Jedermann“ zu finden, zu literarischen Untiefen auf. Im Jahr 1949 sagte er Gottfried von Einem, damals Mitglied der Festspiel-Leitung, einen „Salzburger Totentanz“ zu. In einem Brief vom Mai 1949 schildert Brecht sein Konzept: „Kontrakt des Kaisers mit dem Tod, im kommenden Krieg die Opfer zu begrenzen und ihn und seine Nächsten zu verschonen, wenn sie das vereinbarte Zeichen machten. Vergessen des Zeichens durch den vielbeschäftigten Tod. Moral: Mit dem Tod kann man keine Geschäfte machen.“ Als Honorar wünschte der aus dem amerikanischen Exil zurückgekehrte staatenlose Dichter die österreichische Staatsbürgerschaft. Brecht knittelte darauf los. In einer Textprobe lässt Brecht seinen Tod „mit asthmatischen Atembeschwerden“ über seine Allergie gegen den schnöden Mammon reflektieren. Dieses rührende Dokument lässt ahnen, dass der Bühne nicht viel entgangen ist. Der Text wurde nicht vollendet, Brecht bekam dennoch 1950 seinen österreichischen Pass.

Auch spätere Versuche, das Sterben des reichen Mannes zu erneuern, sind fehlgeschlagen. Am energischsten hat sich Peter Stein für eine Alternative zum oft als bigott kritisierten Stück Hofmannsthals eingesetzt. Peter Handke, Botho Strauß und Hans Magnus Enzensberger lehnten ab.

Walther Reyer als Jedermann, Nadja Tiller als Buhlschaft (1968)

So ein Regen hat auch etwas Gutes: Der erste „Jedermann“ dieses Sommers mußte ins Große Festspielhaus übersiedeln und tat dort neue Wirkung

Ein Mensch, nicht wie von Hofmannsthal konstruiert

Wer jemals an einem schwülen Sommertag eine „Jedermann“-Aufführung auf dem Platz vor dem Salzburger Dom erlebt und im Schweißbad durchlitten hat, der ist nicht undankbar, wenn, wie bei der Premiere am Samstag, Hofmannsthals „Spiel vom Sterben des reichen Mannes“ wegen Schlechtwetters in das Große Festspielhaus verlegt wird. Man sehe und staune: Die Schwächen des Werks, aber auch die Stärken der Aufführung werden im geschlossenen Raum noch deutlicher.
Sprachlich täuscht das Stück vor, mittelalterlich und inhaltlich fromm zu sein. Die Inszenierung von Gernot Friedel, die bekanntlich vor allem das von Ernst Haeussermann in Reinhardt-Tradition erarbeitete Regie-Konzept verwaltet, gewinnt im Haus an Dichte. Auch die kritische Distanz der Regie zu Hofmannsthals Bigotterie tritt im geschlossenen Raum kräftiger zutage. Und immerhin ist auch zu bemerken, wie hübsch und detailreich Friedel so manche Szene arrangiert hat, etwa die Tischgesellschaft, die, zu Tode erschrocken, zum Cinemascope-Renaissance-Gemälde erstarrt.
Für die Schauspieler bedeutet der Ortswechsel eine enorme Umstellung. Urs Hefti als Spielansager schafft sie nicht: Er brüllt und agiert plakativ, als müßte er noch auf der Festung gehört werden. Hingegen ist Michael Degen als Tod ein Labsal an nuanciertem, völlig unpathetischem Spiel. Lola Müthel überzeugt als Jedermanns Mutter mit naiver Gläubigkeit, und auch Isabel Karajan als Gute Werke und Sibylle Canonica als Glaube erfüllen die Allegorie, die geschrieben steht, mit wohltuend sachlicher irdischer Präsenz.
Mit großer Spannung wurde natürlich der Auftritt der neuen Buhlschaft, Sophie Rois, erwartet. Schon optisch unterscheidet sie sich deutlich vom bisher in Salzburg gepflegten Klischee des drallen Lustweibs mit üppigem Dekollete: Sophie Rois ist zierlich, aber sie wirbelt mit großer Entschiedenheit als kleine Raubkatze über die Bühne, eher verspieltes Mädchen als lüsterne Dirne, eine sehr heutige Figur. Ihre Manier, Sätze hervorzustoßen und gleich darauf die Lautstärke aufs Minimum zu reduzieren, wird wohl auch auf dem Domplatz zu Verständigungsschwierigkeiten führen.

Alle Einwände gegen das vielgeschmähte Stück verstummen aber, wenn Gert Voss als Jedermann von der Bühne Besitz ergreift. Die Aufführung im Festspielhaus ermöglicht, die überraschend vielschichtige Annäherung des Schauspielers an die ja biographielose Figur in konzentrierter Form zu beobachten. Voss greift mit allen stupenden Kunstmitteln hinein ins pralle Menschenleben, ist lausbübisch verspielt zu Beginn und später mannhaft ängstlich, schließlich erbärmlich kreatürlich bis zur hündischen Ergebenheit dem Glauben gegenüber.
Voss läßt, was wirklich Kunst ist, das jämmerliche Versmaß des Textes vergessen und ist noch beim Auftritt im Büßerhemd ein Mensch, als wär‘ er nicht von Hofmannsthal konstruiert. Günter Verdin
(27.07.1998)

Everyman everywhere: Der „Jedermann“ anderswo
Nicht nur auf dem Salzburger Domplatz wird der „Jedermann“ Hugo von Hofmannsthals aufgeführt, auf mehreren Bühnen, auf Kirchenstufen und Ruinen wird, vornehmlich im Sommer, das Sterben des reichen Mannes zelebriert, auch in Dialektversion und sogar als Tanztheater. Eine Bestandsaufnahme.

MAX REINHARDT, der Regie -Übervater des „Jedermann“ bei Dreharbeiten in Hollywood (szenische Anweisungen für Puck im „Sommernachtstraum)

GÜNTER VERDIN
Es ist doch jedes Jahr das gleiche Theater auf dem Platz vor dem Salzburger Dom: der reiche Mann hat seine Seele – husch, husch, im reuigen Eilverfahren – gerettet, das Publikum ist ergriffen, und die Kritiker winden sich mit skeptischen bis zynischen Bemerkungen aus der Pflichtaufgabe, über ein ungeliebtes Stück und seine auf Reinhardtschen Erfahrungswerten ausharrende Inszenierung zu berichten. Der nicht versiegende Publikumsandrang lässt sich wohl damit erklären, dass selbst im nicht gläubigen Menschen geheime emotionale Saiten von der großen Versöhnungsgeste des Theater-Gottes in harmonieselige Schwingungen versetzt werden; und der ebenfalls nicht enden wollende Kritikerspott ist darin begründet, dass, wer das gleichermaßen naive wie künstliche Mysterienspiel hinterfragen möchte, auf ein esoterisches Gemisch von Glaubens-Annahmen stößt, welches der logischen Analyse nicht standhält.

„Jedermann“ unter der tausendjährigen Linde

Da in Salzburg in der Ära nach Gerard Mortier, unter dem neuen Schauspieldirektor Jürgen Flimm, auch beim „Jedermann“ (wieder einmal) nach neuen Ansätzen gesucht wird, lohnt vielleicht ein Rundblick im deutschsprachigen Raum. Denn auch abseits der Salzburger Festspiele geht der Jedermann a bisserl sterben: in Faistenau etwa sind unter einer 1000-jährigen Linde an die 100 Laiendarsteller am von Franz Löser „volkstümlich“ bearbeiteten Hofmannsthal-Werk (jeden Samstag bis zum 18. August).
Auf diese Mundartfassung, in der Jedermann ein reicher Bauer ist, greifen auch die Mondseer zurück, die auf der Freilichtbühne im Karlsgarten neben der schönen Pfarrkirche bis zum 25. August (jeweils samstags) nicht nur eine große Laien-Spielschar, sondern auch die Goldhaubenfrauen Mondsee, die Alttrachtengruppe St. Lorenz und eine Volkstanzgruppe aufbieten.
Selbst das Deutsche Staatstheater im rumänischen Temeswar hatte 1999 den „Jedermann“ auf dem Spielplan. Im thüringischen Erfurt gibt es auch heuer wieder (vom 30. August bis 2. September) auf den Stufen vor dem Dom eine um Authentizität bemühte Aufführung.
Dass der Hofmannsthalsche „Jedermann“ sozusagen noch einen Koffer in Berlin hat, wo die Uraufführung 1911 unter Max Reinhardt (mit Alexander Moissi in der Titelrolle) im Zirkus Schumann stattfand, war anzunehmen. Brigitte Grothum schart seit nunmehr 15 Jahren im Berliner Dom prominente Schauspieler (in diesem Jahr unter anderen Sonja Kirchberger, Brigitte Mira, Elke Sommer und als Mammon den als Travestiefigur Mary bekannt gewordenen Georg Preuße) um sich, um im sakralen Rahmen dem Mysterienspiel zu aktueller Bedeutung zu verhelfen.
Auf der Homepage der Berliner Jedermann-Festspiele begründet Brigitte Grothum ihren Einsatz für das Stück folgendermaßen: „So, wie heute, in unserer globalisierten Welt, weder eine Anbindung an Ideale noch Mitleid den Absturz in die Ellenbogengesellschaft hemmen, wie ungezügeltes Gewinnstreben möglicherweise in eine Katastrophe führt, so wird der symbolhaft für uns alle stehende ,Jedermann‘ durch die Wiedergewinnung des Glaubens an höhere Werte gerettet.“
Nicht allerorten kann man mit vergleichbar kostbarer sakraler Kulisse für den „Jedermann“ aufwarten wie in Salzburg, Erfurt oder auch Schwäbisch Hall (hier spielt das Stück auf der ausladenden Freitreppe der evangelischen Stadtkirche St. Michael).
Doch historisches Gemäuer muss es schon sein. In Weingarten (bei Ravensburg) dient der sonst nicht zugängliche Klostergarten auf dem Martinsberg als Kulisse für einen aktualisierten „Jedermann“. Der reiche Mann ist hier Finanzmakler von Beruf und hat stattlichen Immobilienbesitz. Die Figur der Buhlschaft, zumeist als dralles Lebeweib auf die Bühne gestellt, wird in Weingarten vom Anrüchigen befreit. Zu Recht weisen die Weingartner darauf hin, dass die ursprüngliche Bedeutung des Wortes „Buhlschaft“ eigentlich „Verlobte“ war. Bei den Bad Hersfelder Festspielen gehört die „Jedermann“-Aufführung vor der mittelalterlichen Kulisse der Stiftsruine zum festen Bestandteil des Spielplans.
Seit acht Jahren ist der „Jedermann“ in Hamburg zu sehen, und zwar in der so genannten Speicherstadt im Zollgebiet des Freihafens. Die Kulisse dieser ehemaligen „Kathedrale der Waren“, wie die Speicherstadt in den Reiseführern poetisch umschrieben wird, fügt sich plastisch in den Anspruch der Inszenierung, der heutigen Hamburger Bürgerschaft einen Spiegel vorhalten zu wollen.
Grell, satirisch verfremdet und aufgebrochen erscheint das alte Mysterienspiel als „Der Fränkische Jedermann“ im Innenhof des Germanischen Nationalmuseums in Nürnberg. Der vom Autor Fitzgerald Kusz durchaus ernst gemeinte Text wird in Klaus Kusenbergs Inszenierung zum deftigen Satyrspiel auf alle Heuchelei und Frömmelei, die konventionelle „Jedermann“-Aufführungen zur Qual machen. „Godd“ zum Beispiel hat einen mächtig langen Bart, der sich über die ganze Bühne hinweg ausbreitet. Sein Gegenspieler, der Teufel, ist mit Flammenwerfern ausgestattet und stiehlt „Godd“ und dem reichen Mann die Show. Das Herzala, die Buhlschaft, tänzelt im rosen-übersäten Reifrock über die Bühne. Und der Tod tritt mit schrecklichen „Jedermoo!“-Rufen aus der Trauerweide (!) hinter der Bühne hervor. Auch hier wird Jedermann natürlich gerettet; an seiner statt holt der Teufel das arme Herzala . . .
Eine durchaus diskussionswürdige, ernst zu nehmende Sicht auf den „Jedermann“ bietet die junge Choreografin Irina Pauls mit ihrem neuen Tanztheaterstück, das Mitte Juli im Rahmen der Heidelberger Schlossfestspiele uraufgeführt wurde.

Jedermann als ein tanzender Rebell

Irina Pauls‘ Jedermann in Gestalt des Tänzers Andreas Lauck ist ein äußerlich eher grüblerischer Mann, dessen psychische Defekte sich erst im Laufe der Inszenierung offenbaren. Jedermann als sadistischer Machtbesessener dirigiert nicht nur seine anämische, willenlose Buhlschaft (Jessica van Rüschen), sondern auch die Tischgesellschaft in den Untergang.
Irina Pauls‘ Tanzstück „Jedermann“ wird im romantisch verfallenen Englischen Bau der Heidelberger Schloss-Ruine präsentiert. Jedermanns Abbruchhaus? Pauls: „Ich glaube, dass der Jedermann gut hierher passt. Dieser Ort trägt die Geschichte mit sich. Das versuchen wir ja darzustellen, diesen Werdegang und das Verfallen: Asche, verbrannte Holzteile, die hier sind, das heißt, dass der Tod immer gegenwärtig ist, der Tod, der schließlich Jedermann holt. Ich finde die Figur des Jedermann interessant, weil er rebelliert; in jeder Rebellion ist ja auch ein ganz starker Wille zu spüren. Und dass dieser Jedermann Gottes Gebote erst einmal nicht anerkennt, sondern versucht, sein Leben selbst zu gestalten, ist eine ungemein sympathische Eigenschaft!“

Statt Hofmannsthal ein historischer Eremit

Was bleibt vom Text Hofmannsthals übrig? Pauls: „Eigentlich nichts mehr. Die moralisierenden Figuren wie die Guten Werke oder der Glaube kommen bei mir nicht vor. Allerdings haben wir einen sehr schönen Text eines Eremiten aus dem 12. Jahrhundert, Heinrich von Melk, der von einem Schauspieler rezitiert wird. Es ist ganz wichtig, dass einer da ist, der an Jedermann appelliert: Kehre dein Schiff um, geh auf die richtige Spur. Wenn wir diesen Bezug nicht hätten, dann würde ja auch die Frage zwischen Leben und Tod und auch der Beziehung zur höheren Gewalt gar nicht im Raum stehen.“
Irina Pauls leitet seit einem Jahr, und mit aufsehenerregendem Erfolg, die Ballettkompanie am Heidelberger Stadttheater. Zum Wesen ihrer Arbeit als Choreografin gehört eine ganz besondere Hand- Schrift, im wahrsten Sinne des Wortes. Pauls: „Ich gehe von Alltagsgesten aus. Das ist ja ein wichtiger Moment: wie Menschen sich ganz alltäglich bewegen, und das geht sehr stark über Arme und Gestikulation, das versuche ich dann als charakteristisches Bewegungs-Merkmal für die Figuren zu schaffen. Arme und Oberkörper sind ein wunderschönes Mittel, den Körper ganz einzusetzen. Das ist die moderne Bewegungssprache, die Kopf. Arme und Oberkörper miteinschließt.“

Bei der „Jedermann“-Choreografie von Irina Pauls fällt auf, dass auch die Tischgesellschaft individuell durchgestaltet ist. Hier tanzen Einzel-Persönlichkeiten, die für sich Bewegung erfinden und sich wie zufällig in den Bewegungsduktus der anderen verschränken oder integrieren. Pauls: „Die Tänzer sind letztendlich sehr individualistisch. Sie erfassen die von mir vorgegebene Bewegungssprache und interpretieren sie auf ihre eigene Weise. Das ist für mich die Idee von Tanztheater, dass man ganz spezielle, eigenwillige Persönlichkeiten auf der Bühne hat, die in der Lage sind, eine Idee zu verfolgen und eine Bewegungssprache auszudrücken.“ Welche Rolle spielt die Musik? Pauls: „Ich verwende mittelalterliche Musik, die hin reicht zu neuer Musik, die mit mittelalterlichen Instrumenten gespielt wird. Es ist für mich immer wichtig, dass die Musik die Idee des Stücks klar ausdrückt.“ Hat Irina Pauls jemals den „Jedermann“ in Salzburg gesehen? Pauls: „Ja natürlich. Und ich muss Ihnen sagen, ich fand ihn sehr langweilig.“
(19.07.2001)

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