#CONCHITA_WURST? Nein, #THE_BIG_BANG_THEORY

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Nein, natürlich ist das nicht Conchita, sondern es sind die vier Nerds, die zu Beginn der dritten Staffel der TV-Serie „THE BIG BANG THEORY“ mit leicht verändertem Look von einer Nordpol-Expedition zurückkehren.

Wir allerdings wissen immer noch nicht, wohin die Reise geht, denn die Produzenten liegen mit den Darstellern im Clinch. Erraten: es geht um viel Geld.
Die Lizenzgebühren pro Folge liegen um die sechs Millionen Dollar pro Folge. Deswegen hat der Sender CBS mit dem Studio Warner Bros. und dem Produzenten Chuck Lorre Verträge für drei weitere Staffeln bis 2017 abgeschlossen.

In dieser Woche sollte Drehbeginn für eine neue Staffel sein.

ABER DIE SCHAUSPIELER SPIELEN NICHT MIT.

Nach amerikanischem Recht dürfen Schauspieler nach sieben Jahren ihre Gagen neu verhandeln, Und davon machen JOHNNY GALECKI (Dr. Leonard Leakey Hofstadter), JIM PARSONS (Dr. Dr. Sheldon Lee Cooper), KUNAL NAYYAR (Dr. Rajesh „Raj“ Ramayan Koothrappali), SIMON HELBERG (Nur-Ingenieur Howard Joel Wolowitz), KALEY CUOCO-SWEETING (Penny) , MAYIAM BIALIK (Dr. Amy Farrah Fowler) und MELISSA RAUCH (Dr. Bernadette Maryann Rostenkowski-Wolowitz) offensichtlich exzessiv Gebrauch.

Das US-Magazin „Deadline“ berichtet zwar von einer gewissen Annäherung zwischen Schauspielern und Produktion, jedoch auch davon, dass die Vorstellungen die Bezüge betreffend nach wie vor weit auseinander klaffen. Eine mögliche Lösung wäre es die Stars noch kräftiger an späteren Einnahmen ( z. B. über Auslandsvermarktung ) zu beteiligen.

Wir sind sicher, dass unsere Lieblings-Nerds, die erfolgreich vom Nordpol zurückgekommen sind, jetzt nicht von ihren Produzenten in die Wüste geschickt werden…

Die Lady #swingt: #Lady_Gaga hat ihr #Profil(bild) geändert

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Eigentlich hätte das Album „Cheek to Cheek“ schon am 1. Januar 2014 erscheinen sollen. Der Termin wurde verschoben. Großes Rätselraten in der Branche. Die Zeichen mehren sich, dass das Album nun bald veröffentlicht wird. Heute hat Lady Gaga ihr Profilbild auf GOOGLE+ geändert ( siehe oben!). Und ebenfalls heute, am 29. Juli, teilten Lady Gaga und Tony Bennett in der US-amerikanischen NBC -Morgenshow „Today“ mit, dass ihr Album nun endgültig am 23. September 2014 veröffentlicht wird. Tony Bennett hat schon 2011 auf seinem Album „Duets II“ mit Lady Gaga zusammengearbeitet, sie haben „The Lady is a Tramp“ zusammen gesungen.l

Lady Gaga über ihre Swing-Ambitionen: „CHEEK TO CHEEK ist vollkommen organisch entstanden, es basiert auf einer Freundschaft, die Tony und mich seit mehreren Jahren verbindet – und es war durch und durch ein Gemeinschaftsprojekt. Tony war dabei sehr wichtig, dass es ein richtiges Jazzalbum wird. Ich singe seit meiner Kindheit Jazzsongs, und ich wollte unbedingt die Authentizität dieses Genres zum Ausdruck bringen. Und so haben wir also ein Album mit Neuinterpretationen von Jazzklassikern aufgenommen, die zugleich einen zeitgenössischen Einschlag haben.“

„Anything Goes“ wurde als Single ausgekoppelt und ist auf YouTube zu hören.
Tony Bennett schwärmt von seiner Duett-Partnerin. Er hat sie sogar mit Ella Fitzgerald verglichen.

Diese Titel aus dem „Great American Swingbook“ sind auf dem neuen Album zu hören:

„Anything Goes“

„Bang Bang (My Baby Shot Me Down)“

„Bewitched, Bothered, and Bewildered“

„Cheek to Cheek“

„It Don’t Mean a Thing (If It Ain’t Got That Swing)“

„Lush Life“

„Paradise“ (written by Lady Gaga)

„Sophisticated Lady“

#Got_to_dance: echte Tränen für echte Talente

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Der dem Einkaufswagen entfleuchte Engel David Pereira

Was für eine Show! Mit TV-Tanz-Casting-Shows sind zur Zeit nicht nur im deutschsprachigen Raum tolle Einschaltquoten zu erzielen. „Got To Dance“ , abwechselnd auf Pro7 und SAT1 zu sehen, bietet auch in der jüngsten Staffel ein Forum für die zahlreichen Ausnahmetalente, die in der Bundesrepublik sonst eher im kleinen Kreis ihrer Freude an geformter, ästhetisch inspirierter Bewegung Ausdruck verleihen.

Aus einem schier unerschöpflichen Pool hochbegabter Tänzerinnen und Tänzer wählt die Jury schließlich den besten Dance Act Deutschlands. Dieser Titel ist mit einer hübschen Siegprämie in Höhe von 100.000 Euro verbunden. Im letzten Jahr siegte das auf erwachsen dressierte Standardtanz-Pärchen Veronika und Daniel, damals beide 13 Jahre jung, was wieder einmal die alte Show-Regel bestätigte: gegen Kinder und Tiere müssen Erwachsene auf der Bühne fast immer abstinken.

DIE FERNSEHEN-SHOW

Die von mir früher schon geäußerten Einwände ( siehe Berichte unten) gelten auch für die neue Staffel: die Wirkung von schönen Lichteffekten, guten Kamera-Perspektiven und frappierenden Slow-Motion-Takes wird geschmälert durch eine hektische Schnitt-Dramaturgie, die kaum ein Verweilen kennt. Auch sonst ist die Präsentation von hektischem Durcheinander gekennzeichnet: ein peinlicher Conférencier und eine nette Moderatorin dienen als Pausenfüller, zwischendurch gibt es Einblendungen aus dem privaten Umfeld der Teilnehmer und aus dem Pausenraum, dann wieder dürfen ausgewählte Zuschauer pärchenweise in Großaufnahme Erstaunen mimen („Wie geil ist das denn?“), was nur noch durch die Kommentare des sonderbaren Jurors Howard Donald getoppt wird der Art:“ Das ist der Hammer!“

DIE JURY

Die Kommentare von der zweifachen Deutschen Juniorenmeisterin der rhythmischen Sportgymnastik Palina Rojinski und der Choreografin Nikeata Thompson haben gegenüber der ersten Staffel im Vorjahr deutlich an Substanz gewonnen. Auch ihre zum Teil tränenreiche Reaktion auf außerordentliche Leistungen wirkt nicht aufgesetzt und sympathisch. Dass sich die beiden Damen dann auch hin und wieder dazu hinreißen lassen, mit den Kandidaten in einen kleinen Tanz-Battle zu treten, gibt der Show Authentizität und hebt die Trennung zwischen Beurteilern und Beurteilten fallweise auf.

Auch der eher schwerfällig wirkende, nichtsdestotrotz sympathische Ex-„Take That“-Sänger und Choreograf (?) Howard Donald gibt manchmal den Tanzbär, fällt aber vor allem durch nichtssagende Kommentare und krasse Fehlentscheidungen auf. Zum Beispiel votete er gegen ein possierliches, hochbegabtes und originelles männliches Grotesk-Tanzduo, das auch durch eine selbständig entwickelte Choreografie aus verschiedenen Tanzstilen das Publikum von den Stühlen riss.

DIE KANDIDATEN

Wie aus der überbordenden Fülle von kreativen, tanzbegeisterten Menschen tatsächlich der (Solist), die (Solistin, Gruppe), das (Kind) Beste herausgefiltert werden kann, bleibt auch in dieser Staffel ein Rätsel. Zu ungleich ist die Auswahl: das Alter der Teilnehmer reicht von 6 bis 51 Jahren, Kinder treten gegen Erwachsene an, Profis gegen Amateure, Solisten gegen Gruppen.

Da ist zum Beispiel der gummiartige , Adonisgleiche Tanzakrobat David Pereira, der mit seinem aus einem Einkaufswagen heraus entwickelten Solotanz auf Engelsschwingen wohl bald alle Castingshows dieser Welt abgeklappert hat: der Jury muss es schwergefallen sein, zu vermitteln, sie sehe diese Darbietung zwischen Anmut, Kitsch und Glamour zum ersten Mal, die Tränen der Damen wirkten dennoch echt. Ist es nur annähernd gerecht, diesen Profi, der zur Zeit in der neuen Show im Berliner Wintergarten „Der helle Wahnsinn“ zu sehen ist, oder einen anderen Berufstänzer wie den Architekturstudenten Majid ,der aus eigenem schöpferischem Fundus eine vor Finessen und Stil-Grenzüberschreitungen nur so funkelnde , technisch perfekte Performance liefert , echten Amateuren gegenüber zu stellen?

FAZIT

Die Informationen über die einzelnen Acts auf der Webseite von Pro7 sind erbärmlich. Offenbar meinen die Verantwortlichen, ihre werberelevante Zielgruppe sei des Lesens nicht mächtig und mittels Video zufriedengestellt. Das aus Großbritannien stammende Format wird auch mit deutscher Gründlichkeit nicht zugrunde gerichtet werden können. Dafür sorgen schon die vielen Tanzbegeisterten, die mit ihrem Können und ihrer Bewegungs-Phantasie uns auch weiterhin den Atem rauben werden.

Die neuen Folgen „Got to Dance“ ab dem 17. Juli immer Donnerstags auf ProSieben und Freitags in Sat.1.

Frühere Berichte

6.7.2013: DAS FINALE -SIEG FÜR DIE LIEBEN KLEINEN

Das ist eine alte Show-Weisheit: gegen Kinder und dressierte Tiere haben Erwachsene keine Chance, schon gar nicht gegen auf erwachsen dressierte Kinder wie das Standardtanz-Pärchen Veronika und Daniel, beide 13, die im Finale der Supershow „Got to Dance“ ( Sat 1, Freitag) durch das Publikum-Telefon-Voting mit hauchdünner Mehrheit den ersten Platz ergatterte. Was die Regeln der Standardtanz-Wettbewerbe betrifft, machen die beiden Heranreifenden alles richtig: sie tanzen synchron, elegant, elastisch, mit toller Haltung, also geradem Oberkörper und energischem Beckeneinsatz. Das wirkt schon bei erwachsenen Tänzern gleichermaßen ästhetisch wie manieriert, bei Kindern macht solche Bewegungs-Disziplin zumindest nachdenklich.

Um bei den Kleinen zu bleiben: der blonde zwölfjährige Freestyler Vadim kann seine enorme Kreativität und seinen überbordenden Bewegungsdrang in eine schillernde Körpersprache ohne überdeutliches Regel-Korsett kanalisieren. Er hätte den ersten Platz ( und damit das Preisgeld in Höhe von 100.000 Euro ) ebenso verdient wie der ( bereits erwachsene) Ausnahmetänzer Dennis, dessen Performance , eine Mischung aus Ausdruckstanz und klassischem Ballett , von einer Jurorin zurecht als „poetry in motion“ bezeichnet wurde. Übrigens: das Ergebnis fiel äußerst knapp aus:

1. Veronika & Daniel 17,3 %

2. Dennis 17,2 %

3. Airdit & Ben 11,7 %

Ich bleibe dabei: „Got to Dance“, abwechselnd auf Pro7 und Sat1 zu sehen, ist die derzeit beste (Casting-)Show im deutschen Fernsehen, die internationale Konkurrenz nicht zu scheuen braucht, auch was Licht-Effekte und animierte Projektionen betrifft. Auch wenn die Quoten fürs Finale nicht berauschend waren – nach 17,3 Prozent bei der Auftaktshow erreichte die letzte Sendung nur mehr einen Markanteil von 14,3 Prozent – wird es eine zweite Staffel geben. Und die wird hoffentlich wieder von Johanna Klum moderiert werden: neben dem aufgeregten Geschnatter in anderen Casting-Shows wirkt ihre Moderation souverän, respektvoll, themenbezogen und sehr sympathisch. Und trotz des verhängnisvollen Nachnamens Klum hat sie eine sehr schöne, weibliche, modulationsfähige Stimme. Drei Goldsterne für Johanna Klum!

5.7.2013: VOR DEM LIVE-FINALE

Das wird die beste Show im deutschen Fernsehen seit Langem! Heute kämpfen 12 Kandidaten im Live-Finale von „Got to Dance“ um den Titel „Bester Dance-Act Deutschlands“ und um 100 000 Euro (Sat 1, 20.15 Uhr).

Vergesst Dieter Bohlen und den halbseidenen Glamour seiner Shows. Nur „The Voice of Germany“ ( ebenfalls Pro7 und Sat 1) kann mithalten, aber nur , was den ernsthaften künstlerischen Anspruch betrifft. Als Show mit einer atemberaubenden Mischung aus Tanzakrobatik und Modern Dance ist „Got to Dance“ zur Zeit unschlagbar.

Auch bei der zweiten Semifinalshow am Donnerstagabend kam der Zuschauer aus dem Staunen nicht heraus: was Deutschland an aufregenden Tanztalenten zu bieten hat, ist höchst erfreulich! Veronika (13) und Daniel (12) zum Beispiel sind bereits Medienlieblinge: sie tanzen seit sechs Jahren zusammen für den RGC Rot-Gold-Casino Nürnberg und sind bereits vierfache Bayerische Meister in ihrer Altersklasse. Ein wenig skurril wirkt es schon, wenn sich zwei Kinder wie kleine Erwachsene kleiden und bewegen , aber die Perfektion der beiden im Standardtanz ist erstaunlich.

Weniger vordergründig routiniert und umso mitreissender wirken da die HipHop -und Electroboogie-Acts des Bremerhaveners Vadim Averin, der bei den HipHop – Europameisterschaften in Amsterdam im Juni dieses Jahres gleich drei erste Plätze belegte: der 12 Jahre junge Mann entwickelt eine tänzerische Fantasie, die mitreisst, beflügelt und und nicht nur die nahe am Wasser gebaut habenden Juroren rührt.

Auch auf den Auftritt der „Linked2Dance Patchwork“-Compagnie im heutigen Finale dürfen wir uns freuen. Im Mittelpunkt ihrer erstaunlich homogenen Tanz-Performance am Donnerstagabend stand ebenfalls ein hochbegabtes Kind. Die TänzerInnen aus verschiedenen Kulturkreisen erzählen eine kleine Geschichte, die in dynamische Bewegung umgesetzt wird: ein kleines Mädchen kämpft gegen die Dämonen seiner Albträume und triumphiert schließlich über sie.

Heute abend geht es für die jungen Talente um alles (100.000 Euro) oder nichts. Es gibt aber jetzt schon einen Sieger: den Tanz in seiner unendlichen Schönheit und Vielfalt.

30.6.2013: DAS HALBFINALE und:
<Einige Anmerkungen zur sozialen und physischen Situation von Tänzern in Deutschland

Die einen sind prominent und bekämpfen ihre Ängste, indem sie in der RTL-Show „Pool Champions“ (Freitag) vom 5 Meter-Turm ins Wasser springen . Die Münchner Abendzeitung übertitelte ihren Bericht bayerisch charmant: „Promis machen sich nass“.

Die anderen, wesentlich jüngeren, sind vorerst einmal vor allem sehr talentiert und scheinen die Schwerkraft aufzuheben: die Pro7/SAT1-Tanzshow „Got to dance“ ( Donnerstag: Pro7, Freitag: SAT1) präsentiert nicht nur alle coolen Tanzstile der modernen Jugendkultur wie Breakdance, Hip Hop oder Crumping ( ein dynamischer Gruppentanz Afro-amerikanischer Provenienz), sondern auch klassisches Ballett, Flamenco und Steptanz, und das alles in erstaunlicher Perfektion.

Ein vorwiegend jugendliches Publikum beschert der Show mit den meist deutsch radebrechenden oder sprachlich ausdrucksarm in Begeisterungs-Ekstase verzückten Juroren sehr gute Einschaltquoten, was kaum auf die unstete Schnitt-Dramaturgie zurückzuführen ist: die Show wirkt so, als würden Regisseur und Cutterin zwischen mehreren Programmen hin- und herzappen. Der Erfolg des Formats liegt in den virtuosen Leistungen der jungen Tänzer, die mit unglaublicher Intensität und überbordendem Einfallsreichtum ihrem Körper das Letzte, also das Beste abverlangen, oder zumuten.

Denn zweifelsohne freuen sich über die Show auch Deutschlands Orthopäden. Die Spätfolgen all der akrobatischen Einlagen und, wohlgemerkt, fast immer ästhetischen Verrenkungen , sind absehbar. Es ist bekannt, dass selbst klassisch ausgebildete TänzerInnen ab 40 schmerzhafte Probleme mit dem Bewegungsapparat bekommen. Das klassische Ballett mit Spitzentanz , Hebungen und Piroutten belastet den Körper auf unnatürliche Weise.

Dr. Lutz Simon, leitender Oberarzt und stellvertretender Chefarzt der Abteilung für Unfall- und Orthopädische Chirurgie in der Asklepios-Klinik Nord in Hamburg in BILD über die Verletzungsmöglichkeiten bei professionellen durchtrainierten Tänzern: „Bandverletzungen an den Sprunggelenken, Knieverletzungen am Meniskus und Außenband, Rückenverletzungen wie muskuläre Verzerrungen im Lendenwirbelsäulenbereich.“

Über den Saarbrücker Schüler Ruffy, der es mit seinen gruseligen gummiartigen Körper-Verrenkungen im „Flexing“ immerhin ins Finale geschafft hat, urteilt der Orthopäde: „Wahrscheinlich hat er hypermobile Schulterblätter. Das ist eine anatomische Spezialität. Nachmachen sollte man das nicht unbedingt.“
Juroren und Publikum wählten folgende Solisten und Tanzgruppen ins Finale: Patrizia Kowalak, Ben und Airdit, Swingin’ Crocs, S’N’C Kidz, Penguin Tappers und Dancefloor Destruction Crew.

Das zweite Halbfinale ist am kommenden Donnerstag, dem 4.Juli ab 20:15 Uhr auf Pro7 zu sehen.

Den Siegern winkt am Ende der Staffel eine Prämie von 100.000 Euro. Eine Traumgage, wenn man die Einkommens-Situation von Berufs-Tänzern in Betracht zieht: die Bruttogage von Gruppentänzern im renommierten Stuttgarter Ballett beträgt anfangs um die 1.500 Euro (Solistengagen werden frei verhandelt). Das durchschnittliche Jahresnettoeinkommen von aktiv versicherten freischaffenden Künstlern im Gesamtbereich „Darstellende Kunst“ betrug im Januar 2010 nach Angaben der Künstlersozialkasse 12.318 Euro . Im dem Landtag von Baden-Württemberg vom Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst vorgelegten Bericht (Drucksache 14 /7031 07. 10. 2010) heisst es weiter: „Die Erfahrungen zeigen, dass Tänzerinnen und Tänzer ihren Beruf im Durchschnitt bis zum 35. Lebensjahr (in Ausnahmefällen bis zum 40. Lebensjahr) ausüben können.“

21.6.2013:DIE GROßE BÜHNE FÜR TÄNZERISCHE BEWEGUNG

Das bringen wohl nur die Macher von Pro7 und SAT1 zuwege: eine ganz schlechte Sendung zu machen und uns trotzdem zu begeistern. „Got to Dance“, nach britischem Vorbild, wo das Format bereits seit 2009 läuft, ist nicht nur eine weitere Casting-Show, sondern beweist, wieviel Kreativität in tanzbegeisterten jungen Menschen steckt.

„Let’s Dance“ (RTL) ist ohne Zweifel eine gute Show und eher für die ältere Generation programmiert: die Show mit Promis und Tanzprofis steigert das Interesse für den Standardtanz enorm .

„Got to Dance“ aber ist die große Bühne für die freie tänzerische Bewegung schlechthin. Alles ist erlaubt, was Zeit und Raum füllt. Man kommt aus dem Staunen, Entzücken und Gerührtsein nicht heraus. Was ist das für ein magischer Moment, wenn ein gelernter Bäcker, der bestens im Futter steht, sich aus der Handwerksmontur freistrampelt, in mehreren Bauchwellen seinem Nudelholz hinterherhechtet und in einer gutdurchdachten, bestens getimten Choreografie zum Tanz-Helden wird, der mit Grazie und Körperbeherrschung alle das Wundern lehrt. Oder das Paar, das erkannt hat, dass es nicht zueinanderpasst, und im Tanz so unwahrscheinlich harmoniert, dass ein Happy-End vorstellbar ist. Oder Tim, der Modern Dance mit gewaltigen Sprüngen würzt und mit Seele und Körper ganz im Tanz aufgeht. Oder Ruffy mit dem Turfing-Trend aus den USA, bereichert durch die gummiartige Dehnung und Verdrehung aller Gliedmaßen.

Wie schön wäre es, allen diesen hochbegabten jungen Menschen, die bereits zu einem reifen künstlerischen Ausdruck gefunden haben, länger zusehen zu können. Das versemmelt eine Sendungs-Regie durch absurde, rasch aufeinanderfolgende Schnitte: entweder traut man dem jungen Publikum nicht zu, einer mehr als einminütigen Sequenz folgen zu können, oder man will einfach zu viel zeigen, was schon bei der Vorauswahl gedreht wurde. Aus einem potentiellen modernen künstlerischen Ereignis wird so eine zusammengeschnippelte Dutzend-Show. Hoffentlich kommen die Macher bald zu Sinnen!!!

Die Rolle des #Furzens in den #amerikanischen #Sitcoms

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In „Two and a half men“ ist vorwiegend Alans Sohn und Charlies Neffe Jake für die Abgabe von Methan und Co. zuständig. Die Geruchsbelästigung bringt seine Umwelt öfters in Verzweiflung. Jake testet auch mit seinem ebenfalls nicht allzu klugen Freund die leichte Entzündlichkeit des Flatus wegen des explosiven Zusammenwirkens von Wasserstoff, Methan und Schwefelverbindungen. Erwartungsgemäß machen die beiden schmerzhafte Erfahrungen bei ihrem Experiment. Aber auch die Freundin Alans , Lindsay, lässt gerne mal einen fahren: ein eklatanter Tabubruch, denn schöne Damen pupsen unseres Wissens nicht.

Eine Szene in „How I Met Your Mother“ zeigt volltönend, was Nähe zwischen Paaren wirklich bedeutet: dem Möchtegern-Casanova Barney entkommt beim Schmusen mit seiner aktuellen Freundin ein Urknall, sie antwortet selbstverständlich mit einem Pups, will sagen, echte und exklusive Vertrautheit zwischen Menschen ist erst hergestellt, wenn sie voreinander furzen können. Bei den Sitcoms wird der Zuschauer in diese Intimität miteinbezogen, der „Familienanschluss“ erfolgt dankenswerterweise mangels Geruchsfernsehen ohne Belästigung.

Die Aura der großen alten Hollywoodstars war durch Unnahbarkeit bestimmt. Von den heutigen Hollywood-Stars ist vor allem George Clooney davon überzeugt, dass Furzen „die lustigste Sache in der Geschichte der Menschheit“ ist. Dem Musikmagazin „Rolling Stone“ offenbarte er, dass er nicht nur Besitzer von Pupskissen mit Fernbedienung und eines Handys mit iFart-App ist, sondern dass ihn allein das Wort Furz zum Lachen bringt. Dem allzumenschlichen Star ist auch nicht peinlich, etwa vor seinen Haushälterinnen den Abwinden freien Lauf zu lassen. Originalzitat von George Clooney aus dem „Rolling Stone“:
„We think it’s one of the funniest things in the history of mankind. Even the idea of a fart makes me laugh. Saying the word ‘fart’ makes me laugh. I have iFart on my phone. I have remote whoopee cushions. Farts. To me, there’s nothing funnier.“

Morgen,18.7.14 beginnen die #Salzburger_Festspiele.#Gedichte von #Günter_Verdin

CAFE BAZAR
Von Günter Verdin

An einem bis zm Rand
mit Hitze aufgekochten Sommernachmittag
unter
schattenverschwendenden Kastanien,
inmitten
von Chanel-Kostümen,
Großen Braunen, Gucci-Schuhen,
Schlagobers, Taschen von Louis Vuitton,
Creme de la Cremeschnitten,
in Gesellschaft von
Dior, Balmain und Estee Lauder,
und Frisuren
kreiiert von Alexandre (oder doch vom Sturmayr?),
inmitten
der Wortseelen,
die unerlöst um die Tische schweben –

an einem solchen
pierrecardinstrudelundvalentinogetränkten
Sommernachmittag
auf der Bazar-Terrasse,
einmal,
in die wortlastige Stille hinein,
ganz laut rülpsen –
du liebeblauer Himmel! –
ich wäre selbst schockiert!

Die goldnen Brunnen
Von Günter Verdin

Die goldnen Brunnen dieser Stadt,
sie singen ihre leisen Lieder.
Fontänen tönen auf und ab.
Und sie kehren immer wieder.

Vergoldend scheint der Sonne Licht
auf Motivschatzgräber nieder;
im Sucher findest du die Töne nicht.
Und sie kehren immer wieder.

Wie Silber blinkt es auf dem Grund-
die Menschen recken heiter ihre Glieder
und werfen rücklings Münzen in das Rund:
und sie kehren immer wieder.

Sobald der Mond sich silbern spiegelt
tauchen auf ganz andre Brüder
und nach dem Gold ganz ungezügelt –
und sie kehren immer wieder.

Die goldnen Brunnen dieser Stadt,
sie singen ihre leisen Lieder.
Wär alles nur ein Plagiat?
Und sie kehren immer wieder…

GESTERN
Gestern
wurde die Zukunft der Kunst
beschlossen.
Dramatische Szenen gab es nur
beim Theater:
es wurde dann unter Rufpreis abgegeben.

Das klassische Ballett
ging weg, wenn nicht
zum Spitzenwert,
denn doch zu guter Kondition.

Auch im Konzertgeschäft
gaben die Banknoten
den Ton an.
Und schließlich den Ausschlag.

Die Opernproduktionen,
etwas taktlos
als Karajan-Paket bezeichnet,
erzielten die Höchstsumme.

Sänger, Dirigenten und Starregisseure
hielten ihren Marktwert.
Das Direktorium aber
wollte niemand haben.

Ein amerikanischer Automobilerzeuger
machte das Rennen,
nachdem lange Zeit
ein Fast-Food-Konzern
mitgeboten hatte.

Gestern
wurden die Salzburger Festspiele
versteigert.

GEDANKENTURNEN

1.Übung
Der Gedanke steht fest.
Bevor wir ihn als
3.Übung
auf den Kopf stellen,
strecken wir ihn als
2.Übung
bis er sich hebt
und ganz erhaben ist.

4.Übung
Der Gedanke hängt zu hoch.
Bevor wir ihn als
6.Übung
kräftig stutzen,
versuchen wir ihn als
5.Übung
rundum zu öffnen.

7.Übung
Der Gedanke kreist nun.
Bevor wir ihn als
9.Übung
neu in Top-Form bringen,
wagen wir noch als
8.Übung
die In-Frage-Stellung.

Was denken Sie,
wie weit sich
der Festspielgedanke
noch dehnen lässt?

ABERGLAUBE
Läuft einem
sommersüber
in Salzburg
ein Salzbürger
über den Weg
soll man ihn
halsüberkopf
berühren.

Das bringt Glück.

DIE RETOURKUTSCHE

Das müsste
wahnsinnig
komisch sein:
sich in der
Getreidegasse
im Smoking
auf den Gehsteig stellen
und den Touristen
zuschauen:
schauen ob
Unbekannte
dabei sind,
und was sie
Alltägliches anhaben.

Abends
vor dem
Festspielhaus
ist es wieder
umgekehrt.
Da ist der
Smoking
wieder auf dem
rechten Fleck
und links,
gegenüber
auf dem Gehsteig
stauen sich
staunend
die Touristen.

Durch das Spalier
ziehen
lautlos und unsichtbar
Paradepferde
eine Retourkutsche.

Fahr`n ma
Euer Gnaden?

STANDPUNKT

Herüben
flutet das Licht
aus allen Poren
des festlichen Hauses.

Dort drüben
leuchten Augen,
doch treffen die Blicke
unfestlich nur Fakten.

Herüben
buckeln Chauffeure
und reissen
die Wagentüren auf.

Dort drüben
recken verschlossen
Demonstranten die Hälse
gegen die Hochkultur.

Herüben
entfalten festliche Roben
ihre seidenen Blüten,
perlen gleich Tau die Juwelen.

Dort drüben
geraten die Deomonstranten
zusehends ausser sich,
skandieren Unerhörtes.

Ich stehe
dort drüben
bei den Demonstranten,
aber schreite
herüben
ins Festspielhaus.

Rainer Maria Rilke
SALZBURG -(m)eine Ansichtsache

Selbst die Salzach will nicht bleiben.
Sie windet sich durch diese Stadt
wie ein Touristen-Strom, so träg und zäh,
wie eine Diva, eh und je,
liegt sie im Bett und lässt sich
fotografieren.

Und wenn die Gäste ein Bild sich machen
und die Ansicht davonstehlen in alle Welt
im fließenden Kommen-Gehen,
hat der Salz-Bürger sein Nachsehen,
sitzt im Café und lässt sich
irritieren.

Salzburg nämlich gab es nie.
Ist nur Motiv, Fotografie…

Selbst die Salzach will nicht bleiben,
sie windet sich und biegt dann ab vor Lachen.
Und staunend hält die Festung ihre Wache.
O Salzburg – meine Ansicht-Sache:
dein Bild in mir – das will ich nie
verlieren.

DIE LIEBE ZU ZEITEN DES FESTSPIELS

Immerzu seid Ihr zu Gast.
Immer offen ist mein Haus
(respektive meine Zwei-Zimmer-Wohnung).
Immer hoffe ich,
die Spuren zu Euch
in meinem namenlosen Gedächtnis
zu finden.

Und immerzu schwebt Ihr herbei
auf den Flügeln von Tonfolgen.
Nachts versinkt Ihr – Erbarmen! –
in meinen Betten und Armen.
So hat auch die Liebe ihre Jahreszeiten.
Die Zeit, die Ihr Euch nehmt,
von Sommer zu Sommer,
ist gerade lange genug,
die Spannung zu nähren,
für die Erlösung ich sehne.

Doch immerfort
lasst Ihr mich traurig zurück,
auch wenn Ihr bleibt als Idee
von kurzweilender Glückseligkeit
in meinen Betten und Armen.
(Als Hohngelächter trifft mich der Abschied).
Am Himmel bleiben wie Tränenspuren
Kondensfäden zurück.
Ich bleibe auch
und halte die Festung.

SALZBURG, HELLBRUNN

Einsamkeit
gesell dich zu mir,
wir treiben`s zu dritt:
du, ich und meine Melancholie.
Der daraus entspringt
ist ein glücklicher Narr,
nichtsdestoweniger Narr,
er gleicht sich selbst aus
und mir
gleicht er auch.

SALZBURG -Mon Amour

Gott schickt in dieses Dunkel
schöne blonde 1 bis 2-Tage-Engel
sie flattern unheilig durchs Gemüt
und lehren uns das Beten.

Jetzt wieder: # Jedermann in #Salzburg: eine Heimsuchung

Diese alljährliche Heimsuchung durch Hofmannthals „Jedermann“ wird wohl niemals enden: der „Jedermann“, uraufgeführt nicht in Salzburg, sondern 1911 im Berliner Zirkus Schumann, ist längt kein Thema für die Kulturberichterstattung , sondern ausschließlich für die Gesellschaftsreporter, die aktuell  zum Beispiel vermelden, dass die Buhlschaft 2013 eine durchsichtige Bluse mit Kunstnippeln trägt.

Es ist ja alles schon wiedergekäut: das Stück ist von zweifelhaftem literarischem Rang. Und was die religiöse Substanz anbetrifft, gehört das Moralstück mit dem im Schnellverfahren knapp vor seinem Ableben von allen Sünden befreiten reichen Mann in den Bereich des Devotionalien-Kitsches. Welcher Sohn würde heutzutage nicht flugs zum Heiden, wenn ihm seine Mutter so frömmelnd zusetzte wie die des Jedermann? Oder wenn ihm die Allegorie des „Glaubens“ entgegenträte wie eine Missionarin der Heilsarmee. Bei so bigottem Spiel hat der Teufel wirklich leichtes Spiel, auch wenn ihm die Engelscharen letztendlich doch die arme Seele entreißen.
Wenn es selbst Peter Stein als Schauspieldirektor der Salzburger Festspiele nicht gelungen ist, dem „Jedermann“ den ewigen Frieden zu geben, wird auch dieser Appell ungehört verhallen:

TÖTET JEDERMANN!

Es geht darum, dass wir heutige Menschen mit unseren existentiellen Fragen, etwa nach dem Sinn des Lebens, nicht abgespeist werden wollen mit Trivialbildern wie den über den Bühnenboden robbenden „Guten Werken“ (früher stützten sie sich auf Krücken) , und auch nicht von von schwertbewaffneten gefiederten Engeln.

Der Erfolg des „Jedermann“ ist mit dem der widerlichen Süßspeise „Salzburger Nockerl“ zu vergleichen: einmal muss sich jeder Tourist 
den Magen damit verdorben haben, und dann nie wieder.

Wie ein Kulturereignis  mit dem hohen Qualitätsanspruch der Salzburger Festspiele wirklich würdig eröffnet werden könnte? Zum Beispiel mit John Neumeiers Ballett-Version von Mozarts „Requiem“. Neumeier hat schon 1985 im Rahmen der Festspiele mit der Choreografie zu Bachs „Matthäus-Passion“ vor dem wuchtigen Salzburger Dom für tiefe Ergriffenheit und Besinnung gesorgt. Das war zu einer Zeit, wo die Programmverantwortlichen sich daran erinnerten, dass am Anfang aller Kunst der Tanz stand…

Weitere Berichte und Reportagen von Günter Verdin zum Thema „Jedermann“:

BERT BRECHT UND DER ASTHMATISCHE TOD

Selbst ein Bert Brecht lief beim Versuch, einen Ersatz für den stets umjubelten und stets angezweifelten „Jedermann“ zu finden, zu literarischen Untiefen auf. Im Jahr 1949 sagte er Gottfried von Einem, damals Mitglied der Festspiel-Leitung, einen „Salzburger Totentanz“ zu. In einem Brief vom Mai 1949 schildert Brecht sein Konzept: „Kontrakt des Kaisers mit dem Tod, im kommenden Krieg die Opfer zu begrenzen und ihn und seine Nächsten zu verschonen, wenn sie das vereinbarte Zeichen machten. Vergessen des Zeichens durch den vielbeschäftigten Tod. Moral: Mit dem Tod kann man keine Geschäfte machen.“ Als Honorar wünschte der aus dem amerikanischen Exil zurückgekehrte staatenlose Dichter die österreichische Staatsbürgerschaft. Brecht knittelte darauf los. In einer Textprobe lässt Brecht seinen Tod „mit asthmatischen Atembeschwerden“ über seine Allergie gegen den schnöden Mammon reflektieren. Dieses rührende Dokument lässt ahnen, dass der Bühne nicht viel entgangen ist. Der Text wurde nicht vollendet, Brecht bekam dennoch 1950 seinen österreichischen Pass.

Auch spätere Versuche, das Sterben des reichen Mannes zu erneuern, sind fehlgeschlagen. Am energischsten hat sich Peter Stein für eine Alternative zum oft als bigott kritisierten Stück Hofmannsthals eingesetzt. Peter Handke, Botho Strauß und Hans Magnus Enzensberger lehnten ab.
So ein Regen hat auch etwas Gutes: Der erste „Jedermann“ dieses Sommers mußte ins Große Festspielhaus übersiedeln und tat dort neue Wirkung

EIN MENSCH, NICHT WIE VON  HOFMANNSTHAL KONSTRUIERT (1998)

Wer jemals an einem schwülen Sommertag eine „Jedermann“-Aufführung auf dem Platz vor dem Salzburger Dom erlebt und im Schweißbad durchlitten hat, der ist nicht undankbar, wenn, wie bei der Premiere am Samstag, Hofmannsthals „Spiel vom Sterben des reichen Mannes“ wegen Schlechtwetters in das Große Festspielhaus verlegt wird. Man sehe und staune: Die Schwächen des Werks, aber auch die Stärken der Aufführung werden im geschlossenen Raum noch deutlicher.
Sprachlich täuscht das Stück vor, mittelalterlich und inhaltlich fromm zu sein. Die Inszenierung von Gernot Friedel, die bekanntlich vor allem das von Ernst Haeussermann in Reinhardt-Tradition erarbeitete Regie-Konzept verwaltet, gewinnt im Haus an Dichte. Auch die kritische Distanz der Regie zu Hofmannsthals Bigotterie tritt im geschlossenen Raum kräftiger zutage. Und immerhin ist auch zu bemerken, wie hübsch und detailreich Friedel so manche Szene arrangiert hat, etwa die Tischgesellschaft, die, zu Tode erschrocken, zum Cinemascope-Renaissance-Gemälde erstarrt.
Für die Schauspieler bedeutet der Ortswechsel eine enorme Umstellung. Urs Hefti als Spielansager schafft sie nicht: Er brüllt und agiert plakativ, als müßte er noch auf der Festung gehört werden. Hingegen ist Michael Degen als Tod ein Labsal an nuanciertem, völlig unpathetischem Spiel. Lola Müthel überzeugt als Jedermanns Mutter mit naiver Gläubigkeit, und auch Isabel Karajan als Gute Werke und Sibylle Canonica als Glaube erfüllen die Allegorie, die geschrieben steht, mit wohltuend sachlicher irdischer Präsenz.
Mit großer Spannung wurde natürlich der Auftritt der neuen Buhlschaft, Sophie Rois, erwartet. Schon optisch unterscheidet sie sich deutlich vom bisher in Salzburg gepflegten Klischee des drallen Lustweibs mit üppigem Dekollete: Sophie Rois ist zierlich, aber sie wirbelt mit großer Entschiedenheit als kleine Raubkatze über die Bühne, eher verspieltes Mädchen als lüsterne Dirne, eine sehr heutige Figur. Ihre Manier, Sätze hervorzustoßen und gleich darauf die Lautstärke aufs Minimum zu reduzieren, wird wohl auch auf dem Domplatz zu Verständigungsschwierigkeiten führen.

Gert Voss als Jedermann, Sophie Rois als Buhlschaft

Alle Einwände gegen das vielgeschmähte Stück verstummen aber, wenn Gert Voss als Jedermann von der Bühne Besitz ergreift. Die Aufführung im Festspielhaus ermöglicht, die überraschend vielschichtige Annäherung des Schauspielers an die ja biographielose Figur in konzentrierter Form zu beobachten. Voss greift mit allen stupenden Kunstmitteln hinein ins pralle Menschenleben, ist lausbübisch verspielt zu Beginn und später mannhaft ängstlich, schließlich erbärmlich kreatürlich bis zur hündischen Ergebenheit dem Glauben gegenüber.
Voss läßt, was wirklich Kunst ist, das jämmerliche Versmaß des Textes vergessen und ist noch beim Auftritt im Büßerhemd ein Mensch, als wär‘ er nicht von Hofmannsthal konstruiert. Günter Verdin
(27.07.1998)

EVERYMAN EVERYWHERE: DER JEDERMANN ALLERORTEN
Nicht nur auf dem Salzburger Domplatz wird der „Jedermann“ Hugo von Hofmannsthals aufgeführt, auf mehreren Bühnen, auf Kirchenstufen und Ruinen wird, vornehmlich im Sommer, das Sterben des reichen Mannes zelebriert, auch in Dialektversion und sogar als Tanztheater. Eine Bestandsaufnahme.

MAX REINHARDT, der Regie -Übervater des „Jedermann“ bei Dreharbeiten in Hollywood (szenische Anweisungen für Puck im „Sommernachtstraum)

GÜNTER VERDIN
Es ist doch jedes Jahr das gleiche Theater auf dem Platz vor dem Salzburger Dom: der reiche Mann hat seine Seele – husch, husch, im reuigen Eilverfahren – gerettet, das Publikum ist ergriffen, und die Kritiker winden sich mit skeptischen bis zynischen Bemerkungen aus der Pflichtaufgabe, über ein ungeliebtes Stück und seine auf Reinhardtschen Erfahrungswerten ausharrende Inszenierung zu berichten. Der nicht versiegende Publikumsandrang lässt sich wohl damit erklären, dass selbst im nicht gläubigen Menschen geheime emotionale Saiten von der großen Versöhnungsgeste des Theater-Gottes in harmonieselige Schwingungen versetzt werden; und der ebenfalls nicht enden wollende Kritikerspott ist darin begründet, dass, wer das gleichermaßen naive wie künstliche Mysterienspiel hinterfragen möchte, auf ein esoterisches Gemisch von Glaubens-Annahmen stößt, welches der logischen Analyse nicht standhält.

„Jedermann“ unter der tausendjährigen Linde

Da in Salzburg in der Ära nach Gerard Mortier, unter dem neuen Schauspieldirektor Jürgen Flimm, auch beim „Jedermann“ (wieder einmal) nach neuen Ansätzen gesucht wird, lohnt vielleicht ein Rundblick im deutschsprachigen Raum. Denn auch abseits der Salzburger Festspiele geht der Jedermann a bisserl sterben: in Faistenau etwa sind unter einer 1000-jährigen Linde an die 100 Laiendarsteller am von Franz Löser „volkstümlich“ bearbeiteten Hofmannsthal-Werk (jeden Samstag bis zum 18. August).
Auf diese Mundartfassung, in der Jedermann ein reicher Bauer ist, greifen auch die Mondseer zurück, die auf der Freilichtbühne im Karlsgarten neben der schönen Pfarrkirche bis zum 25. August (jeweils samstags) nicht nur eine große Laien-Spielschar, sondern auch die Goldhaubenfrauen Mondsee, die Alttrachtengruppe St. Lorenz und eine Volkstanzgruppe aufbieten.
Selbst das Deutsche Staatstheater im rumänischen Temeswar hatte 1999 den „Jedermann“ auf dem Spielplan. Im thüringischen Erfurt gibt es auch heuer wieder (vom 30. August bis 2. September) auf den Stufen vor dem Dom eine um Authentizität bemühte Aufführung.
Dass der Hofmannsthalsche „Jedermann“ sozusagen noch einen Koffer in Berlin hat, wo die Uraufführung 1911 unter Max Reinhardt (mit Alexander Moissi in der Titelrolle) im Zirkus Schumann stattfand, war anzunehmen. Brigitte Grothum schart seit nunmehr 15 Jahren im Berliner Dom prominente Schauspieler (in diesem Jahr unter anderen Sonja Kirchberger, Brigitte Mira, Elke Sommer und als Mammon den als Travestiefigur Mary bekannt gewordenen Georg Preuße) um sich, um im sakralen Rahmen dem Mysterienspiel zu aktueller Bedeutung zu verhelfen.
Auf der Homepage der Berliner Jedermann-Festspiele begründet Brigitte Grothum ihren Einsatz für das Stück folgendermaßen: „So, wie heute, in unserer globalisierten Welt, weder eine Anbindung an Ideale noch Mitleid den Absturz in die Ellenbogengesellschaft hemmen, wie ungezügeltes Gewinnstreben möglicherweise in eine Katastrophe führt, so wird der symbolhaft für uns alle stehende ,Jedermann‘ durch die Wiedergewinnung des Glaubens an höhere Werte gerettet.“
Nicht allerorten kann man mit vergleichbar kostbarer sakraler Kulisse für den „Jedermann“ aufwarten wie in Salzburg, Erfurt oder auch Schwäbisch Hall (hier spielt das Stück auf der ausladenden Freitreppe der evangelischen Stadtkirche St. Michael).
Doch historisches Gemäuer muss es schon sein. In Weingarten (bei Ravensburg) dient der sonst nicht zugängliche Klostergarten auf dem Martinsberg als Kulisse für einen aktualisierten „Jedermann“. Der reiche Mann ist hier Finanzmakler von Beruf und hat stattlichen Immobilienbesitz. Die Figur der Buhlschaft, zumeist als dralles Lebeweib auf die Bühne gestellt, wird in Weingarten vom Anrüchigen befreit. Zu Recht weisen die Weingartner darauf hin, dass die ursprüngliche Bedeutung des Wortes „Buhlschaft“ eigentlich „Verlobte“ war. Bei den Bad Hersfelder Festspielen gehört die „Jedermann“-Aufführung vor der mittelalterlichen Kulisse der Stiftsruine zum festen Bestandteil des Spielplans.
Seit acht Jahren ist der „Jedermann“ in Hamburg zu sehen, und zwar in der so genannten Speicherstadt im Zollgebiet des Freihafens. Die Kulisse dieser ehemaligen „Kathedrale der Waren“, wie die Speicherstadt in den Reiseführern poetisch umschrieben wird, fügt sich plastisch in den Anspruch der Inszenierung, der heutigen Hamburger Bürgerschaft einen Spiegel vorhalten zu wollen.
Grell, satirisch verfremdet und aufgebrochen erscheint das alte Mysterienspiel als „Der Fränkische Jedermann“ im Innenhof des Germanischen Nationalmuseums in Nürnberg. Der vom Autor Fitzgerald Kusz durchaus ernst gemeinte Text wird in Klaus Kusenbergs Inszenierung zum deftigen Satyrspiel auf alle Heuchelei und Frömmelei, die konventionelle „Jedermann“-Aufführungen zur Qual machen. „Godd“ zum Beispiel hat einen mächtig langen Bart, der sich über die ganze Bühne hinweg ausbreitet. Sein Gegenspieler, der Teufel, ist mit Flammenwerfern ausgestattet und stiehlt „Godd“ und dem reichen Mann die Show. Das Herzala, die Buhlschaft, tänzelt im rosen-übersäten Reifrock über die Bühne. Und der Tod tritt mit schrecklichen „Jedermoo!“-Rufen aus der Trauerweide (!) hinter der Bühne hervor. Auch hier wird Jedermann natürlich gerettet; an seiner statt holt der Teufel das arme Herzala . . .
Eine durchaus diskussionswürdige, ernst zu nehmende Sicht auf den „Jedermann“ bietet die junge Choreografin Irina Pauls mit ihrem neuen Tanztheaterstück, das Mitte Juli im Rahmen der Heidelberger Schlossfestspiele uraufgeführt wurde.

JEDERMANN ALS TANZENDER REBELL (2001)

Irina Pauls‘ Jedermann in Gestalt des Tänzers Andreas Lauck ist ein äußerlich eher grüblerischer Mann, dessen psychische Defekte sich erst im Laufe der Inszenierung offenbaren. Jedermann als sadistischer Machtbesessener dirigiert nicht nur seine anämische, willenlose Buhlschaft (Jessica van Rüschen), sondern auch die Tischgesellschaft in den Untergang.
Irina Pauls‘ Tanzstück „Jedermann“ wird im romantisch verfallenen Englischen Bau der Heidelberger Schloss-Ruine präsentiert. Jedermanns Abbruchhaus? Pauls: „Ich glaube, dass der Jedermann gut hierher passt. Dieser Ort trägt die Geschichte mit sich. Das versuchen wir ja darzustellen, diesen Werdegang und das Verfallen: Asche, verbrannte Holzteile, die hier sind, das heißt, dass der Tod immer gegenwärtig ist, der Tod, der schließlich Jedermann holt. Ich finde die Figur des Jedermann interessant, weil er rebelliert; in jeder Rebellion ist ja auch ein ganz starker Wille zu spüren. Und dass dieser Jedermann Gottes Gebote erst einmal nicht anerkennt, sondern versucht, sein Leben selbst zu gestalten, ist eine ungemein sympathische Eigenschaft!“

Statt Hofmannsthal ein historischer Eremit

Was bleibt vom Text Hofmannsthals übrig? Pauls: „Eigentlich nichts mehr. Die moralisierenden Figuren wie die Guten Werke oder der Glaube kommen bei mir nicht vor. Allerdings haben wir einen sehr schönen Text eines Eremiten aus dem 12. Jahrhundert, Heinrich von Melk, der von einem Schauspieler rezitiert wird. Es ist ganz wichtig, dass einer da ist, der an Jedermann appelliert: Kehre dein Schiff um, geh auf die richtige Spur. Wenn wir diesen Bezug nicht hätten, dann würde ja auch die Frage zwischen Leben und Tod und auch der Beziehung zur höheren Gewalt gar nicht im Raum stehen.“
Irina Pauls leitet seit einem Jahr, und mit aufsehenerregendem Erfolg, die Ballettkompanie am Heidelberger Stadttheater. Zum Wesen ihrer Arbeit als Choreografin gehört eine ganz besondere Hand- Schrift, im wahrsten Sinne des Wortes. Pauls: „Ich gehe von Alltagsgesten aus. Das ist ja ein wichtiger Moment: wie Menschen sich ganz alltäglich bewegen, und das geht sehr stark über Arme und Gestikulation, das versuche ich dann als charakteristisches Bewegungs-Merkmal für die Figuren zu schaffen. Arme und Oberkörper sind ein wunderschönes Mittel, den Körper ganz einzusetzen. Das ist die moderne Bewegungssprache, die Kopf. Arme und Oberkörper miteinschließt.“

Bei der „Jedermann“-Choreografie von Irina Pauls fällt auf, dass auch die Tischgesellschaft individuell durchgestaltet ist. Hier tanzen Einzel-Persönlichkeiten, die für sich Bewegung erfinden und sich wie zufällig in den Bewegungsduktus der anderen verschränken oder integrieren. Pauls: „Die Tänzer sind letztendlich sehr individualistisch. Sie erfassen die von mir vorgegebene Bewegungssprache und interpretieren sie auf ihre eigene Weise. Das ist für mich die Idee von Tanztheater, dass man ganz spezielle, eigenwillige Persönlichkeiten auf der Bühne hat, die in der Lage sind, eine Idee zu verfolgen und eine Bewegungssprache auszudrücken.“ Welche Rolle spielt die Musik? Pauls: „Ich verwende mittelalterliche Musik, die hin reicht zu neuer Musik, die mit mittelalterlichen Instrumenten gespielt wird. Es ist für mich immer wichtig, dass die Musik die Idee des Stücks klar ausdrückt.“ Hat Irina Pauls jemals den „Jedermann“ in Salzburg gesehen? Pauls: „Ja natürlich. Und ich muss Ihnen sagen, ich fand ihn sehr langweilig.“
(19.07.2001)

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Hallo,#Rubens-Schöne!

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Immer, wenn jemand sagt „Heute esse ich mal Obst“, fällt irgendwo ’ne Tafel Schokolade vor lachen aus dem Schrank & bricht sich die Rippen (@zuletztgelacht).

POST AN (Franz Josef) #WAGNER (#BILD)

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Der BILD-Postbote Franz Josef Wagner schreibt in seiner Kolumne (2. Juli 2014) an die beleidigte Primadonna Per Mertesacker u. A. : „I Love You Per.“ Und weiter:“Wir waren immer Dritter im Schönspielen. WENN ICH SCHÖN SEIN WILL, GEHE ICH ZUM FRISÖR. Wenn ich beim Fussball gewinnen will, ist es mir scheißegal , wie ich aussehe.“
Zu welchem Frisör gehen Sie , Herr Wagner?

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