Der neue #Trend: #Zehenschuhe

Etwas gewöhnungsbedürftig sieht er ja aus, der Schuhtrend, der maßgeblich aus Italien kommt. Doch die Träger der „Zehenschuhe“ schwören auf die Kreation, die wie eine Kreuzung aus Surf-Füßling und Sandale anmutet.

Wer Zehenschuhe trägt, kann alle zehn Zehen frei bewegen. Der Schuh besteht aus Textil- und Kunststoff. Der Berliner Schuhhändler Thomas Reichel verkauft die «Fivefinger»-Modelle des Entwicklers Vibram seit einem halben Jahr. Er trägt sie auch selbst. «Es ist, als laufe man barfuß.» Deshalb sei der Zehenschuh auch gesund, er bringe selbst Plattfüße wieder in Form. Aufpassen müsse man nur, wenn man nach Hause komme. Der Tragekomfort der Schuhe (ab 80 Euro) ist laut Reichel so hoch, dass er schon oft vergessen habe, sie auszuziehen.

Anmerkung: Optisch kein reines Sehvergnügen . Gibt es auch High-Heels-Zehenschuhe ?

UND #HEIDI_Klum #CASTET WIEDER: Was ist dran an den „#Topmodels“?

18.03.2011 HEIDI KLUM UND DIE POSING –COUCH
Neuerdings bei „Germanys Next Topmodel“:eine plüschige runde Posing-Liege, auf der sich die Kandidatinnen erotisch räkeln müssen. Deutlicher kann man es nicht zeigen: wenn es mit dem Modeln nix wird, bleibt immer noch der Puff!

26.03.2011 Durch diese hohle Gasse muss der Sinn kommen

Gackernde Hühner und watschelnde Schwäne: die „Topmodels“
(Donnerstag, 5.5.11)
Wieder einmal bei Heidi Klum und „Germany´s next Topmodel“ (Pro7) vorbeigeschaut… Das muss am traumhaften, frühsommerlichen Wetter liegen, dass mir diesmal die allezeit kichernden Mädchen in Klums Laufstall lieber waren als der seit seinen sachlichen Kommentaren zur japanischen Kernkraftwerk-Katastrophe allseits sehr geschätzte Ranga Yogeshwar, welcher in der ARD das Prominenten-Quiz „Wie kauft Deutschland ein?“ präsentierte. Im Vorbeizappen nahm ich jedenfalls noch diese Information mit: wenn in einem Restaurant per Schild „für Garderobe nicht gehaftet“ wird, gilt das nicht, wenn der Chef oder der Kellner unsere Überkleider persönlich entgegennehmen. Somit wären wir also bei den wirklich fantasievollen Kostümen des leicht tüteligen Designers Thomas Rath, der natürlich als Juror am besten bewerten konnte, welches der Mädchen seine Kreationen am besten vorführte. Heidi Klum nimmt sich neuerdings als Model-Übermutter (auch in der Stimmhöhe) immens zurück, auch Rath und sein Co-Juror Thomas Hayo gehen mit ihren Urteilen sehr diplomatisch und sachlich um.

Wäre nicht das permanente Gegacker im Jung-Model-Hühnerstall, wo wie immer nach Herzen gezickt wird und das eine Mädel dem anderen nicht das Gelbe vom Ei gönnt, könnte man mit einigem Genuss die wunderbare Verwandlung der hübschen Entlein in atemberaubend schöne , manchmal noch unmajestätisch über den Laufsteg watschelnde Schwäne verfolgen: die Kunst der Visagisten und der Fotografen ist in diesem Job – neben der Kreatitivität der Designer – am meisten zu bewundern. Für drei Jungdamen ist mit der zehnte Folge der Traum von der Model-Karriere erst einmal zu Ende. Heidi Klum darf weiterträumen: die Donnerstag-Folge hatte mit 3,13 Millionen die bisher meisten Zuseher. Yogeshwar fuhr mit seiner „großen Wissen-Show“ einen Marktanteil von nur 13,4 Prozent ein. Das nächste Mal hat er wieder wenigstens einen Zuschauer mehr.

10.06.2011 Heidi die Klum und Krista die Kuh
Sie hat das schönste Lächeln weit und breit (um einen alten Kalauer zu bemühen): nicht das süße Mädel Amelie oder die dunkelharige Schönheit Rebecca siegten im Finale von „Germany`s Next Topmodel“ (Pro7) , sondern die herb-attraktive Jana. Die Mädchen haben unzählige, meist unsinnige „Herausforderungen“ hinter sich, die einzig der Show geschuldet sind, und sie haben gelernt, dass man als Model erst dann eigenwillig sein darf, wenn man ein hochdotierter Star wie Naomi ist. Jana tröstet sich nun für erlittene Unbill mit einem Auto, und Werbekampagnen , die ihr 300.000 Euro aufs Konto spülen. Außerdem erhält sie 100.000 Euro Startgeld in bar, und ihr Konterfei schmückt das Cover einer Frauenzeitschrift. Interviews sollte sie freilich eben so wenig geben wie Heidi Klum moderieren sollte. Heidi, die ihre Welt-Karriere ( von der nur Karl Lagerfeld nichts bemerkt haben will) 1992 mit dem Sieg bei einem Model-Wettbewerb im Rahmen der Late-Night-Show von Thomas Gottschalk begann, verfügt wie auch ihre Model-Küken und ihre Co-Juroren über einen sensationell beschränkten Wortschatz. Jana selbst flüchtet sich sowieso in Sprachlosigkeit, was natürlich ein „super cooles“ Siegerinnen-Interview mit zero Inhalt zur Folge hatte.
Die Live-Show in einer Kölner Arena mit 15.000 ständig hyperventilierenden , nervig kreischenden Besuchern, die bis zum Ende etwas zäh, aber doch zielstrebig inszeniert war, endete im totalen Chaos eines verzückten Mädchen-Knäuels, das sich um die Siegerin wand. Nach der Profi-Perfektion des streng durchchoreographierten Auftritts von Lady Gaga wirkte die minutenlange Bilderstarre erschreckend amateurhaft.
Sehr uncharmant, aber doch auch irgendwie lustig, ist die Meldung, die uns gleichzeitig mit dem Sieg von Jana erreichte: “Krista wurde zur schönsten Kuh Deutschlands gewählt“. Sie hat sich gegen 2 Millionen Konkurrentinnen wegen ihres kräftigen Körpoerbaus, iherere starken Beine, der straffen Haut und ihrem breiten Euter durchgesetzt. Genau das möchte ich von Heidi Klum moderiert sehen!

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#Günter_VERDIN als #Jungmime in einer #ORF-Produktion

http://www.youtube.com/results?search_query=Günter+Verdin

GUENTER VERDIN ALS SCHAUSPIELER IN DER ORF PRODUKTION „#DER_JAEGER_VON_FALL“

#JOHN_LENNON NYC. Warum #tötet man einen #Kuenstler?

Von Guenter Verdin

Fragen ueber Fragen. Zwischen den Fragen: „Wie erfindet man sich neu, wenn man ein Beatle war und Geschichte geschrieben hat? “ und: „Warum tötet man einen Künstler?“ entwirft Regisseur Michael Epstein im Film „Lennon, NYC“ (Arte) unter kräftiger Mithilfe von Yoko Ono ein schillerndes, detailreiches Porträt eines der groessten Songwriter-Genies der Popmusik. Um sich neu entdecken zu können, zog John Lennon mit seiner zweiten Frau Yoko Ono im August 1971 nach New York.“Ich hätte in New York geboren werden müssen!“ sagt John in einem der zahlreichen Gespräche, immer bereit, sein Innerstes nach aussen zu kehren. Diesen absoluten Hang zur Ehrlichkeit rühmen Mitmusiker wie Klaus Voormann oder die Gitarristen Earl Slick und Hugh McCracken auch an seinen Liedern , die die Sehnsucht nach Liebe und Frieden einer ganzen Generation ausdrückten . Als politischen Aktivisten musste sich Lennon in New York keineswegs neu erfinden, mit einem einwöchigen Bed-in im Amsterdamer „Hilton“ hatte er zusammen mit Yoko Yono bereits ein kräftiges Zeichen für den Frieden gesetzt. So deutlich und engagiert wie auf dem Album „Some Time in New York City“ hatte Lennon aber noch nie Stellung genommen. Seine politischen Aktivitäten brachten ihm eine Menge Ärger mit den Einwanderungsbehörden ein. Erst 1975, nachdem Präsident Richard Nixon über Watergate gestürzt war, erhielt Lennon seine Green Card. Wie Regisseur Epstein Hoechstprivates, Interviewpassagen, bisher unveröffentlichtes Studiomaterial und Live-Mitschnitte im flotten Wechsel montiert,
ist mitreissend und unterhaltsam auf hohem Niveau. Dass John Lennon die d-Saite seiner Gitarre seit seiner Jugend stets auf des stimmte, hatte den Grund darin, dass er herausgehört werden wollte. So konnte er schon seiner geliebten Tante Mimi zu Beatles-Zeiten erklären:“Der Verstimmte war ich!“
„Warum tötet man einen Künstler ?“ schrie Yoko Ono in tiefster Verzweiflung, als John am 8. Dezember 1980 vor seinem Wohnhaus von einem irren Fan ermordet wurde. John Lennon aber hätte anders gefragt: „Warum tötet man Menschen?“

So macht man #Literatur, Madame #de_Beauvoir, nicht #Liebe!

(Simone de Beauvoir und Jean-Paul Sartre)
Von Günter Verdin

Es ist immer ein intellektuelles Vergnuegen, Simone de Beauvoir zu lesen oder an sie in Fernseh-Porträts erinnert zu werden, wie jetzt wieder auf ARTE. Die Frage stellt sich nur: wie will man dieser grossen Denkerin und vielseitigen Schriftstellerin im TV -Einheitsformat für Porträts von einer Dreiviertelstunde auch nur einigermassen gerecht werden? Das Film-Porträt “ Simone de Beauvoir -eine moderne Frau“ betont die emotionale Seite. Die Beauvoir war eine grosse Liebende, eine intensiv Verliebte, die ihre Gefühle in wunderschönen Liebesbriefen bis ins kleinste Detail sezierte. Das ist wohl der Grund, warum ihre Liaisonen, bis auf die mit ihrem Lebensmenschen Jean-Paul Sartre , eher von kurzer Dauer waren. So macht man Literatur, Madame, nicht Liebe! Mit Sartre hatte sie ein „Pachtverhältnis“ , das beiden Treue unter groesstmoeglicher Freiheit auch für andere Beziehungen auferlegte. Da viele Romane der Beauvoir autobiographisch geprägt sind , und sie ihr Leben umfangreich in vierbändigen Memoiren reflektiert hat, ist der Erzaehlmodus des Films angemessen. Es gibt viele schöne Originalzitate, auch Beauvoir und Sartre im Originalton: er spricht dezidiert und prononciert, sie wiederum scheint mit dem Sprechen kaum ihren Gedanken hinterher zu kommen, so schnell gibt sie ihre Antworten.
Die geschichtliche Bedeutung der beiden Zentralfiguren des Existentialismus und der französischen Linken, auch die grundlegende Bedeutung von Simone de Beauvoir für den Feminismus, werden in diesem Porträt nur ansatzweise gestreift. Aber wie sagt doch einer der im Film Interviewten so richtig: es ist unmoeglich, eine Biographie der Simone de Beauvoir zu verfassen, mit jedem Dokument aus ihrer Hinterlassenschaft kommen neue Facetten zutage.

#MORPHSUITS sind der neue #Trend

Von Günter Verdin
Falls Ihnen in den nächsten Tagen – ja, es ist nur eine Frage der Zeit! – ein Mensch im Ganzkoerperkostuem begegnet, dann sollten Sie wissen, dass der neue Trend Morphsuit heisst. Der Name Morph kommt von Metamorphose, Verwandlung. Man verwandelt sich im Morphsuit in eine Person, die sich selbst gefällt, und gewinnt dabei, so bezeugen die Träger und auch Psychotherapeuten , neues Selbstvertrauen, weil Alter, Geschlecht und Aussehen egal sind. Das werden blöde Zeiten für Friseure und Visagisten!!!!
Der Trend stammt aus Japan, wo die engen Anzüge „Zentai“ heißen und schon seit den sechziger Jahren , vorwiegend in der Fetisch-Szene , getragen werden. Die Zentai sollen auf sogenannten „Anfassparties“ Hemmungen abbauen und die Anonymität der Gäste bewahren.

Die Brüder Ali und Fraser Smeaton und ihr Studienfreund Gregor Lawson aus Schottland haben diese Idee aufgegriffen und die blickdichten Strumpfhosen partytauglicher gemacht. Eine Mischung aus Elastanfasern ermöglicht den Anzugträgern, sich wie gewohnt zu bewegen, zu sehen, zu rauchen und durch den feinen Stoff hindurch zu trinken. Mittlerweile haben die drei Firmengruender mehr als 400.000 Morphsuits über das Internet verkauft, vorwiegend in England, Amerika und Australien. Deutschland ist bereits viertwichtigster Abnehmer.

Also: falls Ihnen in der nächsten Zeit ein Mensch im Ganzkoerperkostuem begegnet, denken Sie daran : er will nur spielen. Dass er moeglicherweise auch eine Bank oder eine Tankstelle überfallen will, daran wollen wir erst gar nicht denken….

#ALARM! Ab heute lebt die #Menschheit auf Pump.#Welterschöpfungstag

Der Welterschöpfungstag (Earth Overshoot Day) fällt heuer auf den 22. August. Damit wurde die Gesamtleistung der Natur auf unserem Planeten im Jahr 2012 in weniger als neun Monaten aufgebraucht. Ab heute, Mittwoch, übersteigt der Ökologische Fußabdruck der Menschheit die Biokapazität der Erde. „Die Menschheit nimmt sich dann mehr von der Erde, als diese jährlich an natürlichen Ressourcen erneuern und an Treibhausgasen aufnehmen kann“, sagen die Umweltorganisationen WWF, Global 2000 und Greenpeace. Das Global Footprint Network berechnet jährlich die auf der Erde verfügbare Biokapazität – das Potenzial der Natur – und stellt es dem Ökologischen Fußabdruck (Footprint) gegenüber – dem Maß für die menschliche Inanspruchnahme der Naturleistungen. Ist die Beanspruchung größer als der Nachschub, spricht man von einem Overshoot – der ökologischen Überschuldung. Somit lebt die Menschheit ab dem 22. August bis zum Jahresende 2012 über ihre Verhältnisse – sozusagen auf Pump.

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Der neue #JEDERMANN: #August_Diehl?#Salzburger_Festspiele

Ein bisschen Kinski steckt auch in ihm: August Diehl als „Prinz von Homburg“ bei den Salzburger Festspielen 2012

Seit bekannt ist, dass Nicholas Ofczarek ab 2013 nicht mehr den Jedermann spielen wird, ist die Suche nach dem Namen des neuen reichen Mannes auf dem Domplatz Thema Nummer 1.
Nun steht fest, wer in die Fußstapfen einiger der größten Schauspieler, von Curd Jürgens bis Gert Voss, treten wird. Gerüchte aus dem innersten Festspielkreis besagen, dass der deutsche Film- und Bühnenstar August Diehl der neue Jedermann wird. Er hat heuer in Salzburg in Kleists „Prinz von Homburg“ überzeugt. Die offizielle Bekanntgabe soll am 7. November erfolgen.

Anmerkung: August Diehl war in diesem Festspielsommer ein aufregend tiefgründiger Prinz von Homburg von Hamlet-Format, vom Stadelmeier in der FAZ zwar verrissen, aber was sagt das schon , wenn ein intelligenter Kritiker einem noch intelligenteren Schauspieler an den Karren fährt. August Diehl ist zwar mit dem Jedermann zwoelffach überbesetzt. Aber er wäre der zwingende Grund, sich das schrecklich bigotte und verlogene Schauspiel um die jähe Bekehrung eines reichen Prahlers wieder einmal anzusehen. Diehl als Jedermann wäre eine Sensation. Eigentlich unvorstellbar, dass er sich das antun wird…

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Bert Brecht und der Jedermann

Selbst ein Bert Brecht lief beim Versuch, einen Ersatz für den stets umjubelten und stets angezweifelten „Jedermann“ zu finden, zu literarischen Untiefen auf. Im Jahr 1949 sagte er Gottfried von Einem, damals Mitglied der Festspiel-Leitung, einen „Salzburger Totentanz“ zu. In einem Brief vom Mai 1949 schildert Brecht sein Konzept: „Kontrakt des Kaisers mit dem Tod, im kommenden Krieg die Opfer zu begrenzen und ihn und seine Nächsten zu verschonen, wenn sie das vereinbarte Zeichen machten. Vergessen des Zeichens durch den vielbeschäftigten Tod. Moral: Mit dem Tod kann man keine Geschäfte machen.“ Als Honorar wünschte der aus dem amerikanischen Exil zurückgekehrte staatenlose Dichter die österreichische Staatsbürgerschaft. Brecht knittelte darauf los. In einer Textprobe lässt Brecht seinen Tod „mit asthmatischen Atembeschwerden“ über seine Allergie gegen den schnöden Mammon reflektieren. Dieses rührende Dokument lässt ahnen, dass der Bühne nicht viel entgangen ist. Der Text wurde nicht vollendet, Brecht bekam dennoch 1950 seinen österreichischen Pass.

Auch spätere Versuche, das Sterben des reichen Mannes zu erneuern, sind fehlgeschlagen. Am energischsten hat sich Peter Stein für eine Alternative zum oft als bigott kritisierten Stück Hofmannsthals eingesetzt. Peter Handke, Botho Strauß und Hans Magnus Enzensberger lehnten ab.

Walther Reyer als Jedermann, Nadja Tiller als Buhlschaft (1968)

So ein Regen hat auch etwas Gutes: Der erste „Jedermann“ dieses Sommers mußte ins Große Festspielhaus übersiedeln und tat dort neue Wirkung

Ein Mensch, nicht wie von Hofmannsthal konstruiert

Wer jemals an einem schwülen Sommertag eine „Jedermann“-Aufführung auf dem Platz vor dem Salzburger Dom erlebt und im Schweißbad durchlitten hat, der ist nicht undankbar, wenn, wie bei der Premiere am Samstag, Hofmannsthals „Spiel vom Sterben des reichen Mannes“ wegen Schlechtwetters in das Große Festspielhaus verlegt wird. Man sehe und staune: Die Schwächen des Werks, aber auch die Stärken der Aufführung werden im geschlossenen Raum noch deutlicher.
Sprachlich täuscht das Stück vor, mittelalterlich und inhaltlich fromm zu sein. Die Inszenierung von Gernot Friedel, die bekanntlich vor allem das von Ernst Haeussermann in Reinhardt-Tradition erarbeitete Regie-Konzept verwaltet, gewinnt im Haus an Dichte. Auch die kritische Distanz der Regie zu Hofmannsthals Bigotterie tritt im geschlossenen Raum kräftiger zutage. Und immerhin ist auch zu bemerken, wie hübsch und detailreich Friedel so manche Szene arrangiert hat, etwa die Tischgesellschaft, die, zu Tode erschrocken, zum Cinemascope-Renaissance-Gemälde erstarrt.
Für die Schauspieler bedeutet der Ortswechsel eine enorme Umstellung. Urs Hefti als Spielansager schafft sie nicht: Er brüllt und agiert plakativ, als müßte er noch auf der Festung gehört werden. Hingegen ist Michael Degen als Tod ein Labsal an nuanciertem, völlig unpathetischem Spiel. Lola Müthel überzeugt als Jedermanns Mutter mit naiver Gläubigkeit, und auch Isabel Karajan als Gute Werke und Sibylle Canonica als Glaube erfüllen die Allegorie, die geschrieben steht, mit wohltuend sachlicher irdischer Präsenz.
Mit großer Spannung wurde natürlich der Auftritt der neuen Buhlschaft, Sophie Rois, erwartet. Schon optisch unterscheidet sie sich deutlich vom bisher in Salzburg gepflegten Klischee des drallen Lustweibs mit üppigem Dekollete: Sophie Rois ist zierlich, aber sie wirbelt mit großer Entschiedenheit als kleine Raubkatze über die Bühne, eher verspieltes Mädchen als lüsterne Dirne, eine sehr heutige Figur. Ihre Manier, Sätze hervorzustoßen und gleich darauf die Lautstärke aufs Minimum zu reduzieren, wird wohl auch auf dem Domplatz zu Verständigungsschwierigkeiten führen.

Alle Einwände gegen das vielgeschmähte Stück verstummen aber, wenn Gert Voss als Jedermann von der Bühne Besitz ergreift. Die Aufführung im Festspielhaus ermöglicht, die überraschend vielschichtige Annäherung des Schauspielers an die ja biographielose Figur in konzentrierter Form zu beobachten. Voss greift mit allen stupenden Kunstmitteln hinein ins pralle Menschenleben, ist lausbübisch verspielt zu Beginn und später mannhaft ängstlich, schließlich erbärmlich kreatürlich bis zur hündischen Ergebenheit dem Glauben gegenüber.
Voss läßt, was wirklich Kunst ist, das jämmerliche Versmaß des Textes vergessen und ist noch beim Auftritt im Büßerhemd ein Mensch, als wär‘ er nicht von Hofmannsthal konstruiert. Günter Verdin
(27.07.1998)

Everyman everywhere: Der „Jedermann“ anderswo
Nicht nur auf dem Salzburger Domplatz wird der „Jedermann“ Hugo von Hofmannsthals aufgeführt, auf mehreren Bühnen, auf Kirchenstufen und Ruinen wird, vornehmlich im Sommer, das Sterben des reichen Mannes zelebriert, auch in Dialektversion und sogar als Tanztheater. Eine Bestandsaufnahme.

MAX REINHARDT, der Regie -Übervater des „Jedermann“ bei Dreharbeiten in Hollywood (szenische Anweisungen für Puck im „Sommernachtstraum)

GÜNTER VERDIN
Es ist doch jedes Jahr das gleiche Theater auf dem Platz vor dem Salzburger Dom: der reiche Mann hat seine Seele – husch, husch, im reuigen Eilverfahren – gerettet, das Publikum ist ergriffen, und die Kritiker winden sich mit skeptischen bis zynischen Bemerkungen aus der Pflichtaufgabe, über ein ungeliebtes Stück und seine auf Reinhardtschen Erfahrungswerten ausharrende Inszenierung zu berichten. Der nicht versiegende Publikumsandrang lässt sich wohl damit erklären, dass selbst im nicht gläubigen Menschen geheime emotionale Saiten von der großen Versöhnungsgeste des Theater-Gottes in harmonieselige Schwingungen versetzt werden; und der ebenfalls nicht enden wollende Kritikerspott ist darin begründet, dass, wer das gleichermaßen naive wie künstliche Mysterienspiel hinterfragen möchte, auf ein esoterisches Gemisch von Glaubens-Annahmen stößt, welches der logischen Analyse nicht standhält.

„Jedermann“ unter der tausendjährigen Linde

Da in Salzburg in der Ära nach Gerard Mortier, unter dem neuen Schauspieldirektor Jürgen Flimm, auch beim „Jedermann“ (wieder einmal) nach neuen Ansätzen gesucht wird, lohnt vielleicht ein Rundblick im deutschsprachigen Raum. Denn auch abseits der Salzburger Festspiele geht der Jedermann a bisserl sterben: in Faistenau etwa sind unter einer 1000-jährigen Linde an die 100 Laiendarsteller am von Franz Löser „volkstümlich“ bearbeiteten Hofmannsthal-Werk (jeden Samstag bis zum 18. August).
Auf diese Mundartfassung, in der Jedermann ein reicher Bauer ist, greifen auch die Mondseer zurück, die auf der Freilichtbühne im Karlsgarten neben der schönen Pfarrkirche bis zum 25. August (jeweils samstags) nicht nur eine große Laien-Spielschar, sondern auch die Goldhaubenfrauen Mondsee, die Alttrachtengruppe St. Lorenz und eine Volkstanzgruppe aufbieten.
Selbst das Deutsche Staatstheater im rumänischen Temeswar hatte 1999 den „Jedermann“ auf dem Spielplan. Im thüringischen Erfurt gibt es auch heuer wieder (vom 30. August bis 2. September) auf den Stufen vor dem Dom eine um Authentizität bemühte Aufführung.
Dass der Hofmannsthalsche „Jedermann“ sozusagen noch einen Koffer in Berlin hat, wo die Uraufführung 1911 unter Max Reinhardt (mit Alexander Moissi in der Titelrolle) im Zirkus Schumann stattfand, war anzunehmen. Brigitte Grothum schart seit nunmehr 15 Jahren im Berliner Dom prominente Schauspieler (in diesem Jahr unter anderen Sonja Kirchberger, Brigitte Mira, Elke Sommer und als Mammon den als Travestiefigur Mary bekannt gewordenen Georg Preuße) um sich, um im sakralen Rahmen dem Mysterienspiel zu aktueller Bedeutung zu verhelfen.
Auf der Homepage der Berliner Jedermann-Festspiele begründet Brigitte Grothum ihren Einsatz für das Stück folgendermaßen: „So, wie heute, in unserer globalisierten Welt, weder eine Anbindung an Ideale noch Mitleid den Absturz in die Ellenbogengesellschaft hemmen, wie ungezügeltes Gewinnstreben möglicherweise in eine Katastrophe führt, so wird der symbolhaft für uns alle stehende ,Jedermann‘ durch die Wiedergewinnung des Glaubens an höhere Werte gerettet.“
Nicht allerorten kann man mit vergleichbar kostbarer sakraler Kulisse für den „Jedermann“ aufwarten wie in Salzburg, Erfurt oder auch Schwäbisch Hall (hier spielt das Stück auf der ausladenden Freitreppe der evangelischen Stadtkirche St. Michael).
Doch historisches Gemäuer muss es schon sein. In Weingarten (bei Ravensburg) dient der sonst nicht zugängliche Klostergarten auf dem Martinsberg als Kulisse für einen aktualisierten „Jedermann“. Der reiche Mann ist hier Finanzmakler von Beruf und hat stattlichen Immobilienbesitz. Die Figur der Buhlschaft, zumeist als dralles Lebeweib auf die Bühne gestellt, wird in Weingarten vom Anrüchigen befreit. Zu Recht weisen die Weingartner darauf hin, dass die ursprüngliche Bedeutung des Wortes „Buhlschaft“ eigentlich „Verlobte“ war. Bei den Bad Hersfelder Festspielen gehört die „Jedermann“-Aufführung vor der mittelalterlichen Kulisse der Stiftsruine zum festen Bestandteil des Spielplans.
Seit acht Jahren ist der „Jedermann“ in Hamburg zu sehen, und zwar in der so genannten Speicherstadt im Zollgebiet des Freihafens. Die Kulisse dieser ehemaligen „Kathedrale der Waren“, wie die Speicherstadt in den Reiseführern poetisch umschrieben wird, fügt sich plastisch in den Anspruch der Inszenierung, der heutigen Hamburger Bürgerschaft einen Spiegel vorhalten zu wollen.
Grell, satirisch verfremdet und aufgebrochen erscheint das alte Mysterienspiel als „Der Fränkische Jedermann“ im Innenhof des Germanischen Nationalmuseums in Nürnberg. Der vom Autor Fitzgerald Kusz durchaus ernst gemeinte Text wird in Klaus Kusenbergs Inszenierung zum deftigen Satyrspiel auf alle Heuchelei und Frömmelei, die konventionelle „Jedermann“-Aufführungen zur Qual machen. „Godd“ zum Beispiel hat einen mächtig langen Bart, der sich über die ganze Bühne hinweg ausbreitet. Sein Gegenspieler, der Teufel, ist mit Flammenwerfern ausgestattet und stiehlt „Godd“ und dem reichen Mann die Show. Das Herzala, die Buhlschaft, tänzelt im rosen-übersäten Reifrock über die Bühne. Und der Tod tritt mit schrecklichen „Jedermoo!“-Rufen aus der Trauerweide (!) hinter der Bühne hervor. Auch hier wird Jedermann natürlich gerettet; an seiner statt holt der Teufel das arme Herzala . . .
Eine durchaus diskussionswürdige, ernst zu nehmende Sicht auf den „Jedermann“ bietet die junge Choreografin Irina Pauls mit ihrem neuen Tanztheaterstück, das Mitte Juli im Rahmen der Heidelberger Schlossfestspiele uraufgeführt wurde.

Jedermann als ein tanzender Rebell

Irina Pauls‘ Jedermann in Gestalt des Tänzers Andreas Lauck ist ein äußerlich eher grüblerischer Mann, dessen psychische Defekte sich erst im Laufe der Inszenierung offenbaren. Jedermann als sadistischer Machtbesessener dirigiert nicht nur seine anämische, willenlose Buhlschaft (Jessica van Rüschen), sondern auch die Tischgesellschaft in den Untergang.
Irina Pauls‘ Tanzstück „Jedermann“ wird im romantisch verfallenen Englischen Bau der Heidelberger Schloss-Ruine präsentiert. Jedermanns Abbruchhaus? Pauls: „Ich glaube, dass der Jedermann gut hierher passt. Dieser Ort trägt die Geschichte mit sich. Das versuchen wir ja darzustellen, diesen Werdegang und das Verfallen: Asche, verbrannte Holzteile, die hier sind, das heißt, dass der Tod immer gegenwärtig ist, der Tod, der schließlich Jedermann holt. Ich finde die Figur des Jedermann interessant, weil er rebelliert; in jeder Rebellion ist ja auch ein ganz starker Wille zu spüren. Und dass dieser Jedermann Gottes Gebote erst einmal nicht anerkennt, sondern versucht, sein Leben selbst zu gestalten, ist eine ungemein sympathische Eigenschaft!“

Statt Hofmannsthal ein historischer Eremit

Was bleibt vom Text Hofmannsthals übrig? Pauls: „Eigentlich nichts mehr. Die moralisierenden Figuren wie die Guten Werke oder der Glaube kommen bei mir nicht vor. Allerdings haben wir einen sehr schönen Text eines Eremiten aus dem 12. Jahrhundert, Heinrich von Melk, der von einem Schauspieler rezitiert wird. Es ist ganz wichtig, dass einer da ist, der an Jedermann appelliert: Kehre dein Schiff um, geh auf die richtige Spur. Wenn wir diesen Bezug nicht hätten, dann würde ja auch die Frage zwischen Leben und Tod und auch der Beziehung zur höheren Gewalt gar nicht im Raum stehen.“
Irina Pauls leitet seit einem Jahr, und mit aufsehenerregendem Erfolg, die Ballettkompanie am Heidelberger Stadttheater. Zum Wesen ihrer Arbeit als Choreografin gehört eine ganz besondere Hand- Schrift, im wahrsten Sinne des Wortes. Pauls: „Ich gehe von Alltagsgesten aus. Das ist ja ein wichtiger Moment: wie Menschen sich ganz alltäglich bewegen, und das geht sehr stark über Arme und Gestikulation, das versuche ich dann als charakteristisches Bewegungs-Merkmal für die Figuren zu schaffen. Arme und Oberkörper sind ein wunderschönes Mittel, den Körper ganz einzusetzen. Das ist die moderne Bewegungssprache, die Kopf. Arme und Oberkörper miteinschließt.“

Bei der „Jedermann“-Choreografie von Irina Pauls fällt auf, dass auch die Tischgesellschaft individuell durchgestaltet ist. Hier tanzen Einzel-Persönlichkeiten, die für sich Bewegung erfinden und sich wie zufällig in den Bewegungsduktus der anderen verschränken oder integrieren. Pauls: „Die Tänzer sind letztendlich sehr individualistisch. Sie erfassen die von mir vorgegebene Bewegungssprache und interpretieren sie auf ihre eigene Weise. Das ist für mich die Idee von Tanztheater, dass man ganz spezielle, eigenwillige Persönlichkeiten auf der Bühne hat, die in der Lage sind, eine Idee zu verfolgen und eine Bewegungssprache auszudrücken.“ Welche Rolle spielt die Musik? Pauls: „Ich verwende mittelalterliche Musik, die hin reicht zu neuer Musik, die mit mittelalterlichen Instrumenten gespielt wird. Es ist für mich immer wichtig, dass die Musik die Idee des Stücks klar ausdrückt.“ Hat Irina Pauls jemals den „Jedermann“ in Salzburg gesehen? Pauls: „Ja natürlich. Und ich muss Ihnen sagen, ich fand ihn sehr langweilig.“
(19.07.2001)

Wie #GLEE die gute alte #Popmusik verramscht.#Super_RTL.#Comedy

Von Günter Verdin

Dass die US- amerikanische sehr erfolgreiche Musical-Comedy-Serie „Glee“ in Super RTL läuft, ist nur konsequent: denn der Spartensender versteht sich als Lieblingsprogramm der Kinder. Und eine gute Portion Infantilität kann man der zugrundeliegenden , ziemlich verworrenen Story
ueber das fröhliche Treiben und Intrigieren an einer High School in Lima, Ohio und ihrem Show-Chor nicht absprechen. „Glee“ ist eine Mischung aus “ High School Musical“ und “ Fame“ pubertierende Jugendliche träumen nicht nur von der grossen Show-Karriere, sondern kämpfen mit allen Mitteln dafür, was für die nötigen spannungsfördernden Eklats sorgt.
 In den USA startet im September bereits die vierte Staffel, doch wirkt bereits die erzählerische Substanz  fuer die dritte, die Super RTL zur Zeit präsentiert, reichlich ausgelaugt und ausgewalzt. Wenn dann, wie in der mit dem blödsinnigen deutschen Titel versehenen Folge „Böse Klatsche“ auch die Tanz-und Gesangsnummern , für die „Glee“ eigentlich beliebt ist, nicht funktionieren, stellt sich bald Unmut und Langeweile ein. In den guten alten 1960er Jahren war Popmusik Ausdruck des unbändigen Freiheitsdranges der Jugend . Bei „Glee“ stehen die zahlreichen , leider ziemlich glatten Cover-Versionen von Pop-Klassikern im Dienste des pädagogischen Zeigefingers, der uns, die wir leider nicht mehr zur Teenie-Zielgruppe gehören , arg in der Nase bohrt. Nur ein Beispiel: Konflikte werden an der Schule mit einem Dodgeball-Spiel ausgetragen, das ist eine Art Völkerball . In „Glee“ läuft das als Showtanz zum Cover von „Me With Your Best Shot“ von Blondie. Darauf fordert ein Schulsprecher-Kandidat die Abschaffung des Spiels mit dem Slogan „Keine Gewalt an dieser Schule“. Dazu passt dann auch die finale Watschen, die einer der Schüler von einer Kollegin für eine freche Bemerkung kassiert. „Glee“ dient dem Recycling von Popmusik. Von den Coverversionen wurden über dreizehn Millionen Singles und fünf Millionen Alben verkauft. Die jungen „Glee“- Fans lernen also nicht nur einen Abklatsch des wirklichen Lebens, sondern auch nur das Surrogat wirklich guter Musik kennen.

#Andy_Borg borgt sich ein #Bonmot.#George_Bernard_Shaw

(Andy Borg als junger Sänger)

Andy Borg im Interview mit Vera Russwurm ( „KRONE“, Montag, 20.08. 2012):
Schad find ich nur, dass die Jugend an die Jugend verschwendet wird.
Russwurm: Ist dieser Satz von Dir?
Borg: I weiss es nicht. Aber i glaub sho.

IRRTUM, LIEBER ANDY BORG! HIER IST DAS ORIGINALZITAT:

Die Jugend ist etwas Wundervolles. Es ist eine Schande, daß man sie an Kinder vergeudet.
George Bernard Shaw
irischer Schriftsteller (1856 – 1950)

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